Kapitel 9; Pandaria
Noch ehe die ersten Sonnenstrahlen des Tages mich wecken konnten wurde ich wachgerüttelt. Ich spürte kleine Hände an mir herumzerren und klauenähnliche Fingernägel. Schlaftrunken schreckte ich auf und schrie laut als ich eine grüne Fratze über mir schwebte. „Hokks, du erschreckst ihn noch zu Tode…“ hörte ich Galdraen bedrohlich knurren.
Verlegen rieb ich mir den Schlaf aus den Augen.
Es dauerte einige Atemzüge bis ich mich wieder orientiert hatte. Langsam tauchten die Erinnerungen an den eintönigen Meeresüberflug wieder auf. Ich lag also auf Pandaria in einer wunderschönen Bucht, und wurde von einem kleinen gemeinen Goblin beinahe zu Tode erschreckt. So begann also mein erster Tag in dem mir Fremden Land…
„Das zahle ich dir heim Hokks du grünes spitzohriges Monster…“, knurrte ich.
Nachdem ich mich meine Schlafmatte zusammengerollt und mich etwas erfrischt hatte, setzte ich mich zu den anderen (offensichtlich waren die bereits vor einiger Zeit aufgestanden). Über dem Lagerfeuer waren einige Fische auf Ästen aufgespießt und brieten vor sich her. Eine Kanne heißer Tee stand bereits im Sand und der Erzdruide brach und verteilte Elfenbrot.
Wir sprachen nicht viel, jeder schien in seinen Gedanken versunken zu sein. Schweigend genossen wir das einfache Frühstück. Nachdem wir satt waren, löschten wir das Lagerfeuer und tilgten auch die anderen Spuren unseres Lagers. Der Zeppelin war nirgends zu sehen. Verwundert fragte ich die Goblins. „Weiter hinten gibt’s eine Höhle, da passte er rein…“ grinste Queezl und zeigte nach Norden.
Wir schulterten unsere Reisebündel und folgten Meister Silberblatt der die Führung übernommen hatte. Zielstrebig steuerte er auf eine der Klippen zu. Beim Näherkommen entdeckte ich den schmalen etwas versteckten Pfad der die Klippen hinauf und auf das Felsenplateau führte. Der Aufstieg erwies sich als sehr steil und schwierig, des Öfteren rutschte ich ab und kam in Versuchung meine Worgenform anzunehmen. Mit den Klauen hätte ich besseren Halt gefunden. Dhwetan schien meine Absicht zu spüren denn er schüttelte energisch seinen Kopf. „Lass es besser Llew, wir sollten die Einheimischen nicht erschrecken, sofern wir überhaupt jemanden treffen…“ murmelte der Erzdruide etwas besorgt.
oben auf dem Plateau angekommen blieb Meister Silberblatt abrupt stehen. “Meister… es ist zu still…“ raunte Galdraen und eine Hand wanderte zum Schwertheft. Íomer nickte wortlos und wies seinen Schüler und auch uns mit einer harschen Handbewegung zum Schweigen. Der alte Meister schien sich ‘Umzusehen‘. Da er Blind war nutzte er all seine anderen Sinne; er lauschte in die Stille, zog die Luft gierig in seine Nase (als ob er Witterung aufnehmen würde) und versank in sich selbst.
„Die Natur ist in Ungleichgewicht, Pandaria selbst schwankt in ihrer Disharmonie wir sollten uns besser beeilen. Ich möchte den Tempel des Windes noch vor der Dämmerung erreichen.“ Erklärte der Meister knapp. Er wirkte besorgt, und beschleunigte seine Schritte erheblich. Wir folgten ihm stillschweigend, schon bald begann ich zu keuchen, die Elfen mit ihren langen Beinen gaben unbarmherzig das Tempo vor. Ich schaffte es gerade noch mit ihnen einigermaßen Schritt zu halten, doch die beiden Goblins, obwohl sie beinahe rannten, fielen immer weiter zurück. Als Meister Silberblatt eine kurze Pause einhielt schlossen sie zu uns auf. Erschöpft warfen sie ihre Reisebeutel von sich in vielen ins hohe Gras. „Kann nicht mehr…“ murmelte Queezl verlegen und Hokks nickte schweigend. „Geht vor und lasst uns Wegmarken zurück, Queezl und ich können nicht mit euch schritthalten, unsere Beine sind etwas zu kurz dazu…“ seufzte der sonst so vorlaute Hokks. „Wir sollten uns besser nicht trennen, hier liegt was im Argen, das spürt selbst so ein abgestumpfter alter Krieger wie ich…“meldete sich Galdraen besorgt zu Wort.
„Llew, denkst du, dass du die beiden in deiner Hirschform auf dem Rücken tragen kannst? Ich würde gerne in der Eulenform über euch fliegen und als Späher dienen, denn wie mein Ilaidir sagte, irgendetwas stimmt hier nicht. Ich musterte die Beiden Goblins und schätzte ihr gemeinsames Gewicht auf etwas mehr als jenes von einem Elfenkrieger in Rüstung. Es würde schwer für mich werden, aber dennoch brachte ich es nicht übers Herz nein zu sagen, also nickte ich bestätigend. Leise bat ich Galdraen, dass er Meister Silberblatt bitten sollte etwas langsamer zu gehen, da ich ja zusätzlich zu den Goblins auch noch mein und ihr Reisegepäck tragen müsste. Der Schwertmeister nahm sich meiner Bitte an und sprach mit seinem Meister. „Das Gepäck werden Galdraen und ich unter uns aufteilen, und das nächste Mal frag mich bitte selbst Llew Llaw Arian.“ schalt Íomer mich streng. Ob der schärfe seiner Worte nickte ich eingeschüchtert. „Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen mein Freund…“ raunte Galdraen mir leise zu als er das Gepäck nahm. Ich verstand seine Andeutung nicht, (aber das war ja nicht das erste Mal, Elfen sind bekanntlich mitunter etwas seltsam) aber zum nachfragen blieb keine Zeit. Laut nießend wechselte ich in meine herrliche Weiße Hirschform. Mein Schädel mit dem stolzen Geweih wog schwer, ich musste mich erst wieder an diese Gestalt gewöhnen.
(ich nutzte sie selten denn im Dämmerwald war es einfach zu gefährlich als stolzer weißer Hirsch herumzuwandern. Zu viele trophähengierige menschliche Jäger lauerten im Dickicht).
Ich ließ mich auf die Knie um den Goblins das Aufsteigen zu erleichtern. „Gut festhalten meine Freunde…“ Hörte ich mich in einer seltsamen Stimme sprechen. (Ich bevorzugte in meinen Tierformen die wortlose Kommunikation) Dhwetan wechselte in seine elegante Eulenform (natürlich ohne störendem Nießen) und erhob sich hoch in die Lüfte. Er flog eine Runde und schrie dann wie ausgemacht zweimal als er nichts Ungewöhnliches entdeckte. Selbst für Pandaria war ein Eulenruf mitten am Tag doch etwas seltsam doch daran dachte niemand.
Wir kamen gut voran und kurz vor Sonnenuntergang erhoben sich die Mauern des Tempels der Winde unweit vor uns. Dhwetan wechselte in seine Elfenform zurück und übernahm Íomers Gepäck das er trug. Der Alte Meister sollte nicht bepackt wie ein Lasttier vor dem Tor des Tempels stehen und um Einlass bitten. Von weitem erkannten wir, dass das große Tempeltor bereits offen stand, offenbar war unser Marsch durch das Land nicht unbemerkt geblieben. Ich vermutete, dass uns Pandarische Späher entdeckt hatten, was mich nicht sonderlich beruhigte. Denn wenn selbst die sonst friedlichen Pandaren Späher im Feld hatten, stimmte etwas ganz und gar nicht.
Als wir durch das Große Tor schritten erwartete uns bereits ein Empfangskommando im blühenden Tempelhof. Ein zarter Blütenduft schwängerte die laue Luft.
Einer der Pandaren, er trug Blau Rote Kleidung und sein Gürtel zierte ein Goldenes Blatt, lächelte uns offen und freundlich zu. Ich vermutete, dass es sich bei ihm um dem Meister Lao Windpfote handelte.
Neben ihm, zu seiner Linken, stand ein etwas größerer und kräftigerer Pandare. Er glich jenem in der bunten Kleidung möglicherweise waren sie Brüder oder anderswertig verwandt), trug aber eine Rüstung und Schwerter steckten in seinem Gürtel. Obwohl die beiden sich glichen, wirkte er alles andere als freundlich.
Er wirkte rau, hart und trug einen brummigen Gesichtsausdruck zur Schau. An der rechten Seite des Meisters stand eine etwas scheue Pandarin, auch sie trug blau-rote Kleidung. Meister Windpfote, obwohl von Statur etwas klein und rundlich (wie es den Pandaren zu eigen schien) strahlte einen ehrfurchtsgebietenden Präsenz aus.
Die Elfen verbeugten sich, Hokks und Queezl sprangen eilig von meinem Rücken und taten es ihnen gleich. Ich, noch in meiner Hirschform und etwas überrumpelt neigte meinen Kopf und spießte mit dem Geweih einige Grasbüschel auf, die (natürlich an meinem verzweigten Geweih hängen blieben) was zur allgemeinen Erheiterung sorgte. Nur der brummige Krieger ließ sich nicht von dem Gelächter anstecken.
Peinlich berührt und mit lautem Nießen wechselte ich in meine menschliche Gestalt und verneigte mich mit hochrotem Kopf. (ich verfluchte mich selbst über meine Tollpatschigkeit, wiedermal war ich voll ins Fettnäpfchen getreten. Wahrscheinlich würde mein peinlicher Auftritt noch Generationen später unter den Pandaren Kreise ziehen)
Als sich die Blicke der beiden Krieger, also jene von Galdraen und dem gerüsteten Pandaren, trafen. Schien die Luft zwischen ihnen zu knistern, eine feindselige Spannung baute sich spürbar auf.
Galdraen ließ das Gepäck fallen und seine Hände fuhren blitzschnell zu den über seinem Rücken hochragenden Schwertgriffen. Gleichzeitig sprang er behände, schützend vor seinem Meister. Seine Dunklen onyxfarbenen Augen funkelten und ließen den Pandaren der ähnlich reagierte nicht aus dem Blick.
Meister Silberblatt reagierte blitzschnell und noch ehe sein Schüler die Schwerter ziehen konnte, jaulte dieser leise auf. Fluchend versuchte er den Schmerz zu verbergen, denn Íomer hatte ihm mit seinem Kampfstab unsanft auf die Hände geschlagen und ihm so vor dem blank ziehen der Schwerter abgehalten.
Ich erinnerte mich an einem Abend während unserer Reise, als Meister Silberblatt erzählte, dass in ganz Pandaria die Regel bestand, waren Schwerter erstmal gezogen (außerhalb eines regulären Trainings, oder offiziellen Vorführung) mussten sie Blut kosten, selbst wenn es jenes vom Schwertführer währe.
Meister Windpfote reagierte weniger rabiat gegenüber seinem Krieger, ein scharfes zischen und ein strenger Befehl in einer mir unbekannten sprachen, hielt den brummigen Pandaren ebenfalls vom Ziehen der Schwerter ab.
„Ich grüße euch Freunde aus dem Fernen Land. Galdraen, du schienst noch immer so hitzköpfig wie eh und je zu sein. Aber wie mein Freund Íomer so treffend zu sagen pflegt ‚Schmerz ist einer der besten Lehrmeister‘. Ich bin froh das dein Meister dich noch nicht aufgegeben hat., es besteht also noch Hoffnung.“ sprach der Pandarische Meister freundlich aber dennoch belehrend zugleich.
Schweigend senkte der Schwertmeister seinen Kopf, doch seine Augen ließen den Pandarenkrieger nicht aus dem Blickfeld. „Das ist übrigens Goushin Windpfote mein Bruder. Auch wenn wir selten gleicher Meinung sind, ziehen wir derzeit am selben Strang. Irgendetwas stimmt mit Pandaria nicht, vielleicht habt ihr es bereits bemerkt, deshalb ist er hier im Tempel. Ich gehe davon aus, dass such ihr deshalb hergekommen seid. Habe ich recht?“ erkundigte sich Lao Windpfote. Wir alle spürten seine Besorgnis und nickten ihm bestätigend zu.
Auch wenn sich die Lage nun etwas entspannt hatte und Klarheit geschaffen wurde, belauerten sich die beiden Schwertmeister nach wie vor. Jeder von ihnen war unmissverständlich bereit jederzeit seinen Meister und Freunde zu schützen ohne Rücksicht auf das eigene Leben. Ich seufzte leise, denn die beiden würden wohl nie Freunde werden. Eine gewisse Rivalität würde zwischen ihren, nach der heutigen Begebenheit ohnehin bleiben, da beide nach ihrem Ehrgefühl beschämt wurden.
Die blauen Striemen auf Galdraens Hände waren der beweis, er fluchte noch immer leise als er seine Finger bewegen wollte. „Llew hast du eine Salbe oder Tinktur für mich, ich möchte nicht riskieren, dass meine Hände anschwellen und ich kein Schwert mehr führen kann“, raunte er leise so dass die Pandaren ihn nicht hörten. Ich kramte unbemerkt (nun ja unbemerkt von allen außer Meister Silberblatt) in meinem Gepäck und zog ein Tiegel hervor. Schnell ließ Galdraen das kleine Gefäß in seine Tasche gleiten. Die Salbe roch scharf aber sie würde ihm helfen.
Íomer flüsterte mir freundlich zu „Ich werde mich gleich um die Hände meines Schülers kümmern, aber ich danke dir Llew…“
„Meister Silberblatt, Galdraen ich befürchte, dass eure Unterkünfte ein wenig verstaubt sind, wir rechneten nicht so bald wieder mit eurem Kommen. Für deinen Schüler Dhwetan und eure Freunde können wir zwei Zimmer zur Verfügung stellen.“ Meldete sich die scheue Pandarin, offenbar Meister Windpfotes Schülerin zu Wort.
Mich überraschte es nicht das die beiden Elfen im Tempel feste Unterkünfte besaßen, Íomer und auch Galdraen waren und sind des Öfteren in Pandaria, und der Tempel des Windes es ist sozusagen ihre zweite Heimat wie Galdraen mir vor einiger Zeit gestand.
Ich wandte mich leise an die beiden Goblins; „Wäre es für euch in Ordnung, wenn wir uns zu dritt das eine Zimmer teilten. Ich würde Dhwetan gerne meinen Platz überlassen, damit er etwas mehr Privatsphäre hat, wie es ihm als Erzdruide zusteht. Außerdem schnarcht er und hat noch andere Eigenheiten die es nicht leicht machen mit ihm ein Zimmer zu teilen.“
Die Elfen welche meine Worte durch ihr scharfes gehör vernahmen schmunzelten in sich hinein. Die beiden Goblins nickten erfreut, anscheinend fühlten sie sich etwas unwohl inmitten der pelzigen Gesellen. „So, so, Llew, ich schnarche also und habe auch andere Eigenheiten… und außerdem einen Druidenschüler der sein Herz und Gedanken nur zu oft auf der Zunge trägt…“ tadelte mich mein Meister.
„Falls eines der Zimmer für drei Personen groß genug ist, nehme ich dein Angebot an. Aber du musst verstehen, hier bin ich nicht ein Erzdruide, sondern nur einer von Meister Silberblatts Schülern, genaugenommen der derzeitig jüngste und somit habe ich keine Sonderrechte, außer das recht dich, meinen Druidenschüler zurechtzuweisen…“ belehrte mich Dhwetan freundlich.
Meister Windpfotes Schülerin, dessen Namen ich noch nicht kannte, führte uns zu den besagten Zimmern. Sie lagen nebeneinander, das eine war etwas grösser und bat genügend Platz für drei Betten und drei Personen die ohnehin kaum Zeit im Zimmer verbringen würden. Gemeinsam trugen wir eines der Betten in das größere Zimmer. Ich schmunzelte als die beiden Goblins sich abmühten ihre Liegestätten näher zusammen zu schieben. Ich half ihnen konnte aber mein breites Grinsen nicht verbergen, was mir prompt zu einem heftigen tritt ins Schienbein verhalf.
Leise jammernd rieb ich mir über mein schmerzendes Bein. Hokks Stiefel schienen eisenbeschlagen zu sein, grinsend zog Galdraen der der uns gefolgt war um ausfindig zu machen wo wir einquartiert wurden Salbe die ich ihm gab aus seiner Tunika Tasche und reichte mir den kleinen Tiegel. Die stinkende Salbe kühlte und tat wirklich gut, ich bemerkte das auch die Hände des Schwertmeisters bereits danach rochen.
„Die Tempelbewohner haben bereits zu Abend gegessen, aber für uns wird noch etwas in Meister Silberblatts persönlichen Räumlichkeiten, aufgetischt. Ich hole euch in ungefähr einer Stunde ab. Die Tempelgänge sind etwas verwirrend, wenn man sich nicht auskennt. schmunzelte Galdraen und zog sich zurück.
Die Goblins und ich waren erschöpft, und auch etwas hungrig, besonders Hokks. Er leckte sich über die Lippen als von Speisen gesprochen wurde. Die Zeit bis uns Galdraen abholte nutzten wir um uns etwas auszuruhen und unsere Kleidung und andere Dinge in dem Großen Schrank zu verstauen.
Wie versprochen holte uns Galdraen ab. Ich wunderte mich etwas, dass der Schwertmeister anstelle seiner dunklen, mit Diamantsplittern verstärkte Rüstung, eine helle silberweiße trug. Sie war ebenfalls mit Diamatsplittern verstärkt doch diese extrem harten Steine schillerten grün. Zweifellos entstammten beide aus wahrer elfischer Meisterhand. Außer den grünen Splittern vielem mir feine Verzierungen in Grün und Silber auf, sie alle zeigten schmale Blätter eines mir unbekannten Baumes oder Strauches
(später erfuhr ich, dass die Verzierungen Bambusblätter darstellten.) Auch Dhwetan trug anstelle seiner dunkelgrünen Erzdruidenrobe eine einfach doch edel gearbeitete helle Robe, auch sie war Silberweiß und mit diesen grünen Blättern verziert. In seinem Schlichten , breiten Grünen Gürtel steckte seine goldene Sichel, das Zeichen seines Standes, von der er sich nie trennte.
Galdraen hatte nicht übertrieben, die Gänge des Tempels sahen alle gleich aus und bildenten ein Wirrwarr aus schmalen und breiteren Pfaden. Man konnte sich wirklich leicht verlaufen. Als ich den schwertmeister fragte wie er sich in diesem Labyrinth zurechtfindet schmunzelte er und deutete schweigend auf kaum sichtbare, in den Wänden eingeritzte Symbole. (Möglicherweise handelte e s sich auch um die Pandarische Schrift, für mich jedoch war es unverständliches Gekritzel). Nach gefühlten einhundert Gängen und tausende von Stufen (mir taten die Beine weh vom kaum endenden treppauf treppab). Bog Galdraen in einen breiteren Gang mit großen Fenstern, die alle in den blühenden Innenhof zeigten. Schon bald blieb er vor einer Großen, aus dunklem Holz gefertigten Doppeltür stehen. Auch in ihr waren diese schmalen Blätter eingeschnitzt und stellenweise mit Silber unterlegt. Ohne zu Zögern oder anzuklopfen schob er die schwere Tür auf. Ich war erstaunt wie leicht sie in den Angeln hing, nicht das leiseste Knarren oder Quietschen erfüllte die Stille. Wir folgten dem Elfen in einen hohen und relativ leeren Raum. Nur ein schwerer Schreibtisch mit einem Lehnstuhl dahinter standen in der Mitte. Ein weiterer Stuhl stand ihm gegenüber, in einer Ecke stapelten sich Sitzkissen, und einige Große Töpfe mit diesem Bambus und andere mit einer weiteren mir unbekannten Pflanze deren weiße Blüten verführerisch dufteten standen nahe den riesigen Fenstern. Der Boden des Raumes war aus dunklem Holz, und an einigen Stellen waren ebenfalls Bambusblätter eingeschätzt und teils mit Silber ausgelegt. Der Raum wirkte ehrfurchtseinflössend.
„Meister Silberblatts Empfangszimmer, oder wie wir Schüler ihn auch gerne nennen ‚‘des Meisters Büßer Raum‘. Wenn wir etwas ausgefressen haben, zitiert er uns hier her, er sitzt dann schweigend hinter dem Schreibtisch und hört sich unsere Sicht der Dinge an. Wenn man Glück hat bekommt man eine Strafpredigt zu hören, wenn man Pech hat verlässt er wortlos den Raum und ignoriert den Schüler Stundenlang. Man sitzt dann einsam in diesem Raum und ist dazu verdammt die Wände anzustarren bis man sich entscheidet in sich zu gehen und nachzudenken warum man hier her zitiert wurde.“ erklärte Galdraen und führte uns ein Zimmer weiter.
Im Gegensatz zum ersten war dieses gemütlich eingerichtet. Im offenen Kamin prasselte ein kleines Feuer, an den Wänden lehnten hohe schwere Regale, angefüllt mit Büchern und anderen Dingen (ich ging davon aus das er Geschenke seiner Schüler oder irgendwelche Andenken waren.) Vor dem Kamin standen ein niederer Tisch sowie einige weich gepolsterte Lehnstühle. Wiederum stapelten sich Sitzkissen in einem Eck. Dieser Raum erinnerte mich an ein Wohn und Lesezimmer.
Meister Silberblatt sass in einem der weichen Stühle, sin Kampfstab lehnte neben ihn und er schien ins Feuer zu starren. Der Blinde Meister ruhte schweigend in sich selbst. „Ich heiße euch willkommen in diesen Räumlichkeiten meine Schüler und Freunde.“ Eröffnet Íomer freundlich. Behände stand er auf und wies uns den Weg in ein weiteres Zimmer. Ich bemerkte auch die geschlossene Tür, die, wie ich annahm in seinen Schlafraum führte. In der Mitte des Raumes, in der er uns führte, stand ein großer Tisch mit mehreren Stühlen. Offensichtlich ein kleiner privater Speiseraum, denn der Tisch war reichlich gedeckt. Hokks neben mir, leckte sich bereits verstohlen die Lippen als er feine Duft der Speisen an seine Nase drang.
„Setzt euch…“ bat der Meister und wies auf die Stühle. Da uns die Sitzordnung nicht bekannt war, zögerten Dhwetan, die Goblins und ich. „Der Platz zur rechten eines Meisters gebührt seinem ältesten Schüler, der Platz zu seiner Linken dem jüngsten unter ihnen…“ schmunzelte Galdraen und begab sich zu Íomers Rechter Seite. Dhwetan begriff schnell und stellte sich links neben den Meister. Nachdem sich Meister Silberblatt an der Kopfseite des Tisches setzte, ließen wir uns ebenfalls auf den Stühlen nieder. Da Tisch und Stühle ebenfalls aus Elfen Hand geschaffen wurden, und dementsprechende Proportionen aufwiesen, sahen die beiden Goblins knapp über die Tischplatte.
„Nehmt euch ein Sitzkissen, oder auch zwei aus dem Lesezimmer…“ schmunzelte Íomer, offenbar war er mit der Problematik der Goblins vertraut. Unsere Grünen Freunde leisen sich nicht zweimal bitten und holten sich die Kissen.
Als nun alle bequem saßen, brach Meister Silberblatt, nach elfischer Tradition einen Laib Brot und verteilte die Stücke. (Eine symbolische Geste, die verdeutlichen soll, dass die älteren stehts für die jüngeren sorgten. Mir gefiel dieser Brauch sehr gut, denn er hatte etwas Feierliches an sich).
Die Speisen waren sehr köstlich, einige Gemüsesorten waren mir unbekannt, dazu gab es etwas gebratenes Fleisch, frischen Tee sowie Früchte und Nüsse. Nicht nur Hokks freute sich über das reichhaltige Mal. Ich bemerkte, dass Meister Silberblatt lediglich Tee trank und nichts aß, und Galdraen nur das Stück Brot, welches er vom Meister erhielt verzehrte.
„Sich von Nahrung zu enthalten ist ein guter Weg rein mit sich selbst zu werden. Galdraen hat heute einen Fehler begangen, doch ich war ebenfalls nicht unschuldig an seinem Verhalten. Doch euch trifft keine Schuld also lasst es euch schmecken.“ lächelte Meister Silberblatt freundlich.
„Da fällt mir ein mein Schüler, wie geht’s eigentlich deinen Händen?“ „Besser Meister, auch wenn meine Finger noch etwas schmerzen,“ entgegnete Galdraen offen. Nachdem wir satt waren, räumten Galdraen und Dhwetan den Tisch ab, ich wollte ihnen helfen, doch Íomers verneinendes Kopfschütteln hielt mich zurück. „Las gut sein Llew, es ist die Aufgabe meiner Schüler. Lasst uns doch noch etwas im Kaminzimmer zusammensitzen“ schlug er vor.
Während die Goblins und ich gemütlich vor dem Feuer saßen und Erzählungen von Pandaria lauschten. Säuberten die beiden Elfen den Speiseraum und räumten den Tisch ab. „Meister soll ich noch eine Kanne frischen Tee aufbrühen?“ erkundigte sich Galdraen als er mit dem schmutzigen Geschirr bepackt sich auf den Weg in Richtung Küche (so nahm ich zumindest an) machte. „Ja bitte mein Schüler,“ entgegnete Íomer freundlich.
„Auch wenn Galdraen hitzköpfig ist und oftmals unbedacht handelt, so bin ich dankbar ihn meinen Schüler nennen zu dürfen. Unter seiner rauen und harten Schale steckt wahrlich ein weicher Kern…“ murmelte Meister Silberblatt leise. Sowohl die Goblins als auch ich nickten bestätigend, wir alle hatten diesen weichen Kern schon erlebt und mochten unseren Freund den, gegen außen hin, unbezwingbaren Schwertmeister.
Galdraen und Dhwetan setzten sich, nachdem sie ihre Pflichten erledigt hatten zu uns. Gemeinsam genossen wir den blumig duftenden Tee. Galdraen skizzierte für die Goblins, Dhwetan und mich, Karten von den Tempelgängen. Auch malte er die seltsamen Symbole auf und schrieb eine kurze Erklärung daneben. Mit diesen Zeichnungen würden wir uns bestens zurechtfinden, den wie alles was Elfen fertigten, wissen diese Skizzen genauste Präzessionen auf. Galdraen und Dhwetan verabschiedeten sich schon bald zur Nachtruhe, Meister Silberblatt’s Unterricht würde am nächsten Tag weit vor Sonnenaufgang stattfinden, und die beiden wollten ausgeruht erscheinen. Die Goblins und ich hingegen saßen bis gegen Mitternacht mit Íomer zusammen und lauschten fasziniert seinen Geschichten.
Am nächsten Morgen, noch lange bevor die Sonne aufging und die Vögel ihr Morgenkonzert anstimmten, höre ich Dhwetan im Nebenzimmer rumoren und herumtigern. Er schien in freudiger Erwartung für seinen ersten Unterricht, bei Meister Silberblatt, in Pandaria zu sein. Eine gute Stunde vor Sonnenaufgang erwachte ich erneut aus dem Halbschlaf, Schritte näherten sich und es klopfte zurückhaltend an der Zimmertür des Erzdruiden. Einige Worte wurden gewechselt und anschließend entfernten sich zwei Personen, Galdraen hatte seinen Mittschüler zum Unterricht abgeholt. Ich gähnte herzhaft und drehte mich auf die andere Seite. Insgeheim war ich froh, kein Schüler des Meisters zu sein, denn anscheinend hatte er eine Vorliebe seinen Unterricht in den frühsten Morgenstunden oder späten Nachtstunden abzuhalten. (Mein Elfenfreund erwähnte dies zwar des Öfteren, aber ich nahm seine Worte nicht immer für bare Münze).
Die beiden Goblins in Zimmer schienen von dem frühmorgendlichen Treiben nichts mitbekommen zu haben, denn sie schliefen tief und fest und lagen engumschlungen nebeneinander. (Es war ein etwas ungewöhnliches aber sehr friedliches Bild). Insgeheim fragte ich mich wie es bei den Goblins sein würde, ob sie auch Lebensbünde eingingen und dies von einer Zeremonie besiegelt wurde wie bei den Elfen. (Weitere Gedanken behalte ich an dieser Stelle lieber für mich…) Die beiden mochten sich offensichtlich sehr. Ich ertappte mich beim schmunzeln und spürte eine beschämende Röte in mein Gesicht steigen. Es dauerte nicht lange, und ich schlief wieder ein (wenn auch etwas seltsame Träumen mich heimsuchten).
Einige Stunden später, die Sonne schien bereits durch das Zimmerfenster und die Vögel sangen fröhliche Melodien, wurde ich von Queezl geweckt. (Sie war um einiges sanfter als Hokks). „Frühstückszeit …“ Grinste sie breit als ich meine Augen aufschlug und leise stöhnte.
„Du siehst etwas zerknittert aus pelziger Freund… „grinste Hokks frech sprang auf mein Bett und zerrte an der Decke. Verlegen bemerkte ich, dass ich im Schlaf in meine Worgenform gewechselt hatte, lautstark nießend wechselte ich, ob der Peinlichkeit, leicht errötet in meine menschliche Gestalt. (Ich war mehr als froh, dass die Goblins nicht weiter nachfragten…). Ich schälte mich aus den Laken und schlurfte in den, an unser Zimmer angrenzenden kleinen Waschraum (selbst ein Abort war darin vorhanden. Ich nahm mir vor Galdraen zu fragen ob jedes der vielen Zimmer im Tempel über solch Bequemlichkeit verfügte. Ja ich war sehr neugierig auf alles in und um Pandaria).
Erfrischt und mit sauberer Kleidung angetan, betritt ich unser Zimmer indem die Goblins bereits ungeduldig und auch hungrig warten. Hokks, wie üblich wie ein bunter Vogel bekleidet studierte die von Galdraen aufgeschriebenen und gezeichneten Anweisungen um in den Frühstücksraum zu gelangen. „Ich weis s wo lang…“ grinste er breit und wir folgten ihn vertrauensvoll (ich war überzeugt, dass er, selbst wenn er uns in die irre führte den weg zum Frühstückssaal finden würde, denn der stehts hungrige Goblin verfügte über einen ausgeprägten Geruchssinn).
Nach gefühlten hunderten von Gängen und stufen, erreichten wir schließlich den hellen Frühstücksraum. Es duftete herrlich, und ein fröhliches Geplapper vieler Stimmen erfüllte die Luft. Es waren viele Pandaren jeden Alters anwesend, sie trugen verschiedenfarbige Gewänder. Die meisten trugen Roben, einige, erwachsene trugen jedoch Hose und Wams.
Einige wenige trugen auch Rüstungen und Waffen, Galdraen und dieser mürrische Krieger vom Vortag gehörten zu ihnen. Als der Schwertmeister uns entdeckte, winke er. Die Goblins und ich gingen schnurstracks auf den Tisch wo er, Dhwetan und einige andere Silberweiß/grün gekleidete Pandaren saßen. Galdraen erklärte uns, dass wir uns selbst bedienen mussten und begleitete uns zum Frühstücksbuffet. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, der lange Tisch war voller duftender Speisen. Hokks juchzte leise und füllte sich zufrieden und unter Galdraens breiten Grinsen seinen Teller. Mit gefüllten Tellern und Becher setzten wir uns wieder an den Tisch. „Lasst es euch schmecken Freunde…“ schmunzelte eine ältere Silberweiß gekleidete Pandarin, sie erinnerte mich an meine Großmutter, die ich leider kaum kannte. Galdraen stellte sie als ‘Großmutter‘ Xin vor. Die anderen stellte er ebenfalls vor; da war Xinyuh ein vorwitziger fröhlicher Jungpandare (Ich schätzte ihn auf ungefähr zwanzig Sommer) Der Kleine Aji war bestimmt nicht mehr als fünf Sommer alt, und Nishiki ein kleines Pandarenmädchen. Sie wirkte zwar irgendwie sehr erwachsen und verständnisvoll aber zählte bestimmt nur an die sieben Sommer.
„Auf die kleine Nishiki ist Meister Silberblatt besonders stolz, sie ist zwar noch sehr jung an Jahren aber auf dem Weg weit fortgeschritten…“ flüsterte Galdraen mir leise zu als er meine Verwunderung über das kleine Mädchen bemerkte. Obwohl Íomers Schüler sehr unterschiedlich waren, spürte ich sofort ihren starken Zusammenhalt, wovon die beiden Elfen nicht ausgeschlossen waren. Sie sind wirklich eine besondere kleine Familienbande, dachte ich mir.
Schlagartig wurde es im Saal still, die Schüler schossen von ihren Stühlen auf und sich tief. Etwas überrumpelt folgten die beiden Goblins und auch ich ihrem Beispiel. Durch die schwere Doppeltür des Saals, betraten die Meister des Tempels den Speiseraum. Allen voran Meister Lao Windpfote, dicht gefolgt von Meister Silberblatt und den anderen Meistern (ich ging von einer Art Rangfolge innerhalb des Tempels aus, und offensichtlich gehörte der seltsame blinde Elf zu den angesehensten Lehrern). „Setzt euch…Schüler, Bewohner und Gäste des Tempels des Windes, und speist weiter. Seid bescheiden und dankbar für das was uns die Natur schenkt…“ sprach Meister Windpfote freundlich. Meister Silberblatt nickte zustimmend. Er gab ein erhabenes Bild ab so wie er neben dem Großmeister des Tempels stand, hochgewachsen, gekleidet in eine silberweiße Robe mit feinen grünen Blättern verziert. Seinen dunklen Kampfstab in der Hand und die schwarze Stoffbinde über seine Augen gewickelt. Die Meister steuerten auf einen Tisch in der Mitte des Saals zu und setzten sich schweigend.
Die Schüler und Bewohner des Tempels hatten sich mittlerweile wieder gesetzt, frühstückten und plapperten fröhlich weiter. Auch die Goblins und ich taten dies. Mir viel auf das einige Schüler, darunter auch Galdraen zu ihren jeweiligen Meister eilten, einige Worte mit ihnen wechselten und dann zum Frühstücksbuffet gingen, und ihnen gefüllte Teller zurückbrachten. Auch Galdraen tat es ihnen gleich, doch als er zum Meistertisch zurückkehrte schüttelte Íomer seinen Kopf, verneigte sich von seinen Meisterkollegen und schritt mit Galdraen an seiner Seite auf unseren Tisch zu. „Bleibt sitzen und esst weiter meine Schüler und Freunde…“lächelte der alte Meister und ließ sich von Galdraen einen Stuhl bringen. Der Schwertmeister setzte sich jedoch nicht wieder, er blieb hinter dem Stuhl seines Meisters reglos stehen. Als ich zum Meistertisch schielte, sah ich, dass hinter jedem der Meister ebenfalls ein Schüler stand, stehts bereit seinem ehrwürdigen Lehrer zu dienen.
“Setz dich Galdraen, oder willst du hinter mir Wurzeln schlagen…?“ bat er ruhig Als der Schwertmeister weiterhin stehen blieb, wiederholte Íomer seine Worte, doch dieses Mal etwas schärfer und fordernder, es klang beinahe wie ein Befehl eines Kommandanten auf einem Schlachtfeld und duldete keine Wiederrede. Galdraen seufzte leise, setzte sich jedoch, (wahrscheinlich entsprach es nicht der Pandarischen Tempel-Etikette.) Der Wunsch des Meisters war sozusagen Befehl für den Schüler, soviel verstand ich mittlerweile von dieser mir noch fremden Kultur.
Galdraen setzte sich zu Meister Silberblatts Rechten und aß schweigend. „Wie geht es übrigens deinen Händen mein Schüler?“ erkundigte sich Íomer freundlich. „Danke gut Meister…“ entgegnete Galdraen ohne von seinem Teller aufzublicken. Doch kurz darauf drang ein wehleidiges stöhnen über seine Lippen. Der alte Elf hatte blitzschnell eine Hand ergriffen und drückte nun zu. Langsam erhöhte er den Druck bis Galdraen leise fluchend mit der freien Hand die Schmerzenstränen aus seinen Augenwinkel wusch.
„Dachte ich es mir doch…. Ich weiß wie hart ich zuschlagen musste um dich von einer Dummheit abzuhalten Galdraen. Selbst bei jemanden wie dir heilen Prellungen nicht über Nacht. Komm anschließend zu mir in meine Räumlichkeiten, du weißt, dass ich dir den Schmerz von solchen Blessuren dauerhaft nehmen kann…“ tadelte Meister Silberblatt seinen ältesten Schüler. „Ja, aber ich will nicht dass ihr meinetwegen leidet Meister…“ entgegnete Galdraen leise.
„Ein Schüler ist des Meisters Spiegel und ein Meister, der es scheut Leid und Schmerz von seinem Schüler auf sich zu nehmen, sollte keine Schüler haben…“ belehrte Íomer. „Also versuchen wir es erneut… wie geht es deinen Händen mein Schüler?“ „Besser Meister aber sie schmerzen noch, wenn ich meine Schwerter ergreife. Ich befürchte dass der Schmerz meine Kampffähigkeit einschränken könnte…“ entgegnete Galdraen dieses Mal wahrheitsgemäß und senkte seinen Blick.
„War es denn so schwer eine Schwäche, die leicht ist zu beseitigen ist einzugestehen? Ich mag zwar in vielen anders sein als die anderen Meister hier, aber wenn ich eins nicht ausstehen kann ist es Unehrlichkeit und Verschleierung. Ich verlange, dass ihr mir und euch gegenseitig stehts die Wahrheit sagt und nichts verschleiert…Haben wir uns verstanden meine Schüler…?“ Galdraen und seine Mittschüler senkten demütig ihre Köpfe, selbst der kleinste, Aji, murmelte ein ergebenes ‘Ja Meister‘. Ich spürte, dass ihre Bestätigung von tiefsten Herzen kam.
„Was dich betrifft Galdraen, kommst du nach dem Essen umgehend in meine Räumlichkeiten, damit ich deine Hände versorgen kann. Anschließend wirst du deine Strafe annehmen. Ihr anderen werdet euren Pflichten nachgehen. Hokks, Queezl, Llew, was euch betrifft, so könnt ihr tun und lassen was ihr wollt, ihr seid Gäste im Tempel des Windes. Wenn euch langweilig wird, wendet euch an Meister Windpfote, er hat bestimmt kleine Beschäftigungen für euch parat. Kommt nach dem Abendessen in meine Räumlichkeiten damit wir unser weiteres Vorgehen besprechen können.“ Wies uns Meister Silberblatt an. Der blinde Elf erhob sich geschmeidig von seinem Stuhl, nahm den unangetasteten Apfel von seinem Teller und ging selbstsicher zum Tisch der Meister zurück. Er setzte sich neben Meister Windpfote. Die Meisten am Tisch brachten dem Elfen den ihm zustehenden Respekt entgegen, aber mir entgingen die mürrische Blicke einiger Pandarenmeister nicht.
„Er hat bereits einige der alteingesessenen ehrwürdigen Meister des Tempels gegen sich aufgebracht. Denn seine Taten entsprechen nicht immer den alten Sitten und Gebräuche. Aber Meister Silberblatt stört das nicht und uns auch nicht, wie mögen ihn wie er ist. Er ist liebender Vater und sehr strenger Meister zugleich. Ich möchte heute nicht in deiner Haut stecken Galdraen…“ Sprach die alte Xin bedauernd.
„Ich auch lieber nicht Großmutter Xin, aber ich habe es mir nun mal selbst eingebrockt…“seufzte Galdraen.
„Wenn du erkennst einen Fehler begangen zu haben Bruder Galdraen, ist es ein weiterer Schritt auf dem Weg, den es zu gehen gilt…“ warf die kleine Nishiki ernst beinahe belehrend ein. Ich war sehr verwundert über die Worte, die man so nicht aus dem Mund eines kleinen Mädchens erwartet hätte. „Danke kleine Schwester…“ entgegnete der Schwertmeister und verbneigte sich tief vor dem Mädchen, das noch keine zehn Sommer zählte.
Nachdem wir alle satt waren schlurfte Galdraen in Richtung der Räumlichkeiten seines Meisters davon. Er wirkte sehr in sich gekehrt und nachdenklich. Dhwetan, Xin, Xinyuh, Aji und Nishiki verabschiedeten sich um ihren Pflichten nachzugehen. Die Goblins und ich erkundeten den Tempel und die nähere Umgebung. Nach dem Mittagessen suchten wir Meister Windpfote auf. Er gab uns kleine Tätigkeiten zur Beschäftigung.
Wie verabredet trafen wir uns nach dem Abendessen in Íomers Räumlichkeiten. Als Dhwetan, die Goblins und ich, das Empfangszimmer betraten empfing uns der Duft schwelender Kräuter. Es roch nach Salbei, Minze, Baumharz und Kräutern, die ich nicht kannte. Ein klarer, reinigender Duft, frisch doch gleichzeitig warm und sanft erfüllte den großen Raum. Obwohl das Zimmer nüchtern eingerichtet war, fühlte ich mich sofort geborgen. Als ich mich umblickte erkannte ich Galdraen der reglos auf einem Sitzkissen verharrte. Seine Stellung konnte man am ehensten als ein ‚Sitz-knieen‘ bezeichnen. Nach wie vor empfand ich diese Stellung als extrem unbequem). Ich erinnerte mich, dass der Schwertmeister mir diesen Zustand vor einiger Zeit als ‘She’nthar‘ beschrieb. Er soll dabei helfen einen Inneren Kampf nicht zu verlieren, sich selbst nicht zu verlieren, das eigene Selbst zu ergründen und das Gleichgewicht, die Balance, Ruhe und Harmonie zu behalten… erklärte er mir damals. Ich vermutete, dass es die ‚Strafe‘ war die sein Meister ihm ob der morgendlichen Verschwiegenheit auferlegt hatte. Obwohl der Schwertmeister tief in sich selbst versunken war, bekam er unser Eintreffen mit.
Als ich ihn fragend anblickte, blinzelte er uns freundlich zu ehe er seine Augen wieder hab geschlossen hielt, und sich weiterhin auf seine Atmung konzentrierte. „Sitzt er etwa seit heute früh hier.,?“ fragte ich Dhwetan leise. Der Erzdruide nickte bloß zur Bestätigung, schwieg aber ansonsten. Die Goblins schlichen leise und mit gebührenden Abstand an Galdraen vorbei, sie wollten ihn offensichtlich nicht stören. „Kommt ins Kaminzimmer und beachtet meinen hitzköpfigen Schüler nicht weiter. Ich werde ihn zu uns holen, wenn ich es für angebracht halte…“ klang es streng aus dem Nebenzimmer. „Lasst die Tür offen, dass er unser Gespräch mittbekommen kann. Als ich mich nach meinem reglos dasitzenden Freund umschaute zuckte er leicht mit den Schultern und ein leises Seufzen entfleuchte seinen Lippen. „Galdraen, reiße dich zusammen, ein paar Stunden im ‘She‘ zu sitzen werden dich nicht umbringen. Selbst wenn ich dir erst morgen früh erlauben sollte aufzustehen, wirst du möglicherweise Muskelschmerzen haben, aber auch das wird vorübergehen und wie du weißt ist Schmerz oftmals der beste Lehrmeister.
Es liegt also an dir mein Schüler, wie lange ich dich noch so sitzen lasse…“ bemerkte Íomer ruhig.
Auch wenn ich den Schwertmeister bedauerte, blieb mir nichts anderes übrig als Dhwetan und den Goblins ins Kaminzimmer zu folgen. „Llew Llaw Arian, wenn du dich nicht zusammenreißt, kannst du Galdraen Gesellschaft leisten…“ knurrte Meister Silberblatt. Als ich meinen vollen Namen aus dem Mund des Meisters hörte (für gewöhnlich wird er selten und nur wenn ich was ausgefressen habe genannt), senkte ich beschämt meinen Blick. Obwohl ich nicht Íomers Schüler bin, hat dieser aus welchem Grund auch immer ein besonderes Augenmerk auf mich gelegt.. Eigentlich sollte ich mich ja geehrt darüber fühlen. aber nun ja…).
Auf dem Kleinen Tisch stand eine Kanne mit dampfenden Tee und einige Becher. Auch eine kleine Schüssel mit süßen Reisbällchen stand bereit. Der kleine Aji, Íomers jüngster Schüler, flitzte durch den Raum, schüttelte Sitzkissen auf und legte sie für uns auf den Boden. „Danke Aji, aber nun ist Schlafenzeit für dich, nimm dir noch ein Reisbällchen mit.“ Lächelte Íomer. Der kleine Pandarenjunge lief zu seinem Meister und drückte ihm spontan einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht Aji…“ schmunzelte Meister Silberblatt und entgegnete die Geste väterlich. Breit grinsend, mit seinem Reisbällchen in der Hand, ging er auf die Tür zu ’Großmutter‘ Xin erwartete den Jungen bereits um ihn zu Bett zu bringen.
„Bedient euch bitte, Meister Windpfote wird auch gleich hier sein“ erklärte Íomer freundlich und verteilte den frisch aufgebrühten Tee in die Becher. (Obwohl er Blind war, vergoss er keinen einzigen Tropfen, ich bewunderte den Elfen immer mehr). Kurz darauf, wir saßen am Kamin und plauderten, betrat Lao Windpfote und sein Bruder Goushin das Kaminzimmer, er hatte dicke Bücher dabei. Einige trug er selbst, aber auch seine Schülerin, welche den beiden Pandaren dicht gefolgt war, hatte mehrere in den Armen. Schweigend legte sie, sie auf ein Sitzkissen und verließ das Kaminzimmer leise.
Meister Windpfotes Bruder wirkte auf mich wie gewohnt abweisend und mürrisch. Er trug Rüstung und seine Schwerter.
„Mein Freund, wie lange soll dein Schüler da draußen noch sitzen, willst du ihn nicht zu uns bitten?“ fragte Meister Windpfote freundlich. (er sprach zwar die Gemeinsprache der Allianz, fließend legte aber eine seltsam singende Betonung in die Worte). Íomer nickte nachdenklich und rief dann Galdraen zu uns. Es dauerte nicht lange und der Schwertmeister schlurfte etwas steif zu uns ins warme Kaminzimmer. Seine Schwerter hatte er wieder auf den Rücken geschnallt, ich bemerkte seine Hände, die zwar noch dunkle Striemen zeigten aber nicht mehr geschwollen waren, auch schienen sie ihm nicht mehr zu schmerzen. Mit seinen dunklen Augen durchbohrte er den Pandarenkrieger der neben Meister Windpfote stand und seinen Blick entgegnete. Wie zwei Raubtiere belauerten sie sich. „Lass es… beide…“ befahl Meister Silberblatt streng. Lao nickte bestätigend und rügte seinen Bruder leise. „Du bist einfach zu sanft Lao mein Freund…“. „Ich gebe zu, das ist einer meiner Fehler, aber nun ja, Goushin ist nun mal keiner meiner Schüler…“ rechtfertigte sich der Pandarenmeister schmunzelnd.
„Galdraen Nachtwind, du solltest etwas trinken…“ schlug Meister Windpfote vor und füllte einen der noch leeren Becher mit frischem Tee und reichte ihn dem Schwertmeister. Obwohl Galdraen anzusehen war, dass er durstig und auch hungrig war (seit dem Frühstück hatte er wohl nichts mehr zu sich genommen), zögerte er. Erst als sein Meister ihm wohlwollend zunickte ergriff er den Becher und trank langsam. Als ihm Lao jedoch die Schüssel mit den Reisbällchen entgegenstreckte schüttelte er verneinend den Kopf, obwohl sein leises Magenknurren ihn verriet, dass er gerne zugegriffen hätte. Meister Silberblatt nickte anerkennend ob der Enthaltsamkeit seines Schülers, griff selbst in die Schüssel und drückte ihm eines der süßen kleinen Bällchen in die Hand. Da Galdraen den ganzen Tag nichts gegessen hatte, verspeiste er die Gabe sehr langsam und bedächtig. Er nahm seinen Platz, neben Meister Silberblatts Sessel ein. Die Diamantsplitter funkelten im Licht des Kaminfeuers. Ebenso dunkel und geheimnisvoll wie die kostbaren Steine, mit denen seine Rüstung besetzt war, funkelten auch seine onyxfarbenen Augen. Er ließ den Pandarenkrieger Goushin nicht aus den Augen, doch seine Hände griffen nicht zu den Schwertheften
gespannt lauschten wir den Worten des Großmeisters Lao Windpfote als er begann die Geschichte, dass was er davon wusste und in Erfahrung bringen konnte, über das Amulett von Sha’nthar zu erzählen.
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