Kapitel 7; Silberblatt, Meister des Weges
Das frühmorgendliche Vogelgezwitscher welches an meine Ohren drang malträtierte meinen Schädel. Ich blickte auf, blinzelte leise stöhnend, lies mich wieder ins Kissen zurücksinken und drehte mich zur anderen Seite. Doch auch dadurch wurde das Pochen in meinem Kopf kein bisschen leiser. Das folternde Vogelgeschrei nahm auch keinen Abbruch und so quälte ich mich langsam aus den Laken.
Ich hatte eine schreckliche Nacht, voller Alpträume hinter mir. Mein Nachtgewand war feucht geschwitzt und ebenso meine Haare. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich in meiner Worgenform befand, leise fluchend und laut nießend versuchte ich dies so unauffällig wie möglich zu ändern. Es war mir peinlich obwohl ich alleine im Raum war.
Mein Kopf fühlte sich wie nach einem wilden Sauggelage an und ein pelziger Geschmack lag auf meiner Zunge. Kurz gesagt… ich fühlte mich einfach schrecklich…Nach minutenlangen stöhnen rappelt ich mich von der Bettkannte auf und schlurfte zu meinem Waschbecken. Als ich in den Spiegel schaute glitt erneut ein Fluch von meinen Lippen, ich fühlte mich nicht nur zerknirscht, sondern sah auch so aus. Als ich mich erfrischte, hatte ich plötzlich einen metallischen Geschmack im Mund. Nun ahnte ich was mit mir los war, die Bestätigung kam als ich meinen Mund spülte und außer das rötlich gefärbte Wasser auch einen meiner Eckzähne ausspuckte.
„Nicht schon wieder knurrte ich leise…“ Denn wie bei uns Wesen welche mit dem Worgenfluch belegt worden waren, üblich stand ich mal wieder mal im Zahnwechsel.
„Guten Morgen Llew…. und wie ich sehe hat sich meine Vermutung bestätigt mein Schüler. Sei nicht so griesgrämig, dein letzter Zahnwechsel liegt nun schon etliche Jahre zurück… Ich werde mich nach dem Frühstück darum kümmern…“ hörte ich Dhwetans Stimme in meinem Rücken. Der Erzdruide stand wohl schon einige Zeit im Türrahmen, wahrscheinlich hatte ich ihn durch mein vermaledeites Nießen auf mich aufmerksam gemacht.
Nun ja zumindest hat er mir nun die Entscheidung abgenommen ob ich mich an ihn wenden solle oder nicht. Mit ‘Darum kümmern‘ meinte er offensichtlich, dass er mir die restlichen drei Eckzähne ziehen würde. Das war zwar ziemlich unangenehm aber noch unangenehmer war es einen halben Mond von Alpträumen und Kopfschmerzen geplagt zu werden, denn so lange dauerte er für gewöhnlich, wenn ich den Zahnwechsel seinen natürlichen Lauf lassen würde. Ich ergab mich also meinem Schicksal. Kleidete mich rasch um und schlurfte dann in den Hauptraum.
Der Frühstückstisch war bereits gedeckt, frische Milch und auch gebratene Eier standen auf dem großen Esstisch. Der Erzdruide war für gewöhnlich ein Frühaufsteher, und so kümmerte er sich morgens um unsere Tiere und bereitete das Frühstück zu. Es war ruhig seit meine anderen Gäste abgereist waren. Ja ich vermisste das rege Treiben, das Gelächter am frühen Morgen, Hokks Gejammer, wenn er sich über seine Mangelnde Garderobe beklagte, Galdraens manchmal finstere Blicke oder auch nur Arthagans unbeschwerte Freude…Ich vermisste meine Freunde und hoffte, dass es ihnen gut gehen würde.
„Was machen wir mit unseren Tieren, wenn wir nach Pandaria aufbrechen, wir werden sie doch nicht…“ weiter kam ich nicht, denn schon der Gedanke daran, sie zu töten oder ihrem Schicksal zu überlassen lies mich stocken. „Keine Sorge…“ entgegnete Dhwetan mittfühlend, „Ich habe Arbraxas gebeten, nachdem er Arthagan in Sturmwind übergeben hat, nach Darnassus weiterzureisen und einige Elfen zu bitten die Tiere abzuholen. Es wird für sie gesorgt, egal ob Galdraens Hengst, die Ziegen oder die Hühner, sie alle haben es verdient gut behandelt zu werden.“
Das Zugeständnis des Erzdruiden erleichterte mich.
Während des Frühstückes besprachen wir den Ablauf des Tages. Dhwetan würde sich um mein Problem kümmern und danach zur Kräutersuche aufbrechen. Am Nachmittag lagen wieder einige Stunden Unterricht bei ihm an und ich sollte mich dem entsprechend vorbereiten. Auch wenn es mir vor der Behandlung graute, freute ich mich umso mehr auf den Unterricht. Die letzten Tage waren anstrengend aber auch überaus Lehrreich. Dhwetan brachte mir viel neues Wissen bei, bei einigen Dingen wunderte ich mich, dass er mir dies bereits jetzt offenbarte. Es handelte sich um Wissen das den Erzdruiden vorbehalten war…aber Moment er wollte mich doch nicht…. Nun ja das fand ich etwas zu weit hergeholt, denn ich musste mir eingestehen noch lange nicht die Reife, welche ein Erzdruide besitzen sollte, zu haben.
„Llew…. Llew Llaw Arian…“ die freundliche aber energischer Ton meines Meisters riss mich aus den Gedanken. Ja ich kannte den tadelnden aber auch leicht bedauernden Ton, anscheinend hatte ich mal wieder mit offenen Augen geträumt und die Frage des Erzdruiden somit nicht mitbekommen. Ich murmelte verlegen eine Entschuldigung und bat ihn das gesagte nochmals zu wiederholen. Dhwetan seufzte leise ehe er erneut fragte ob ich noch etwas zu essen oder trinken wolle. Ich war satt und das sagte ich ihm auch,
(ehrlich gesagt lag mir ein großer Stein im Magen, der Grund war die zu erwartende Behandlung).
„Gut, dann leg dich bitte in deine Kammer, ich bin gleich bei dir…“ Schmunzelte er und nickte mir aufmunternd zu.
Wenig später, ich hatte es mir gerade auf meinem Bett so bequem wie möglich gemacht und versuchte mich zu entspannen, betrat er mit einem Becher dampfenden Tee und mit seinem Instrumentenbeutel, indem es bedrohlich klimperte, die Kammer. Beide s legte er auf einen kleinen Beistelltisch. Auf seine Bitte hin wechselte ich (natürlich laut nießend, anders ist es ja kaum möglich) in meine Worgengestalt.
Dhwetan reichte mir das Gefäß und forderte mich auf langsam zu Trinken. Der Tee roch nicht schlecht, süß ein wenig erdig-krautig und so schmeckte er auch. Doch bereits nach den ersten Schlucken spürte ich seine Wirkung. Eine bleierne Schwere umfasste meine Glieder. Meine Nackenhaare standen zu berge, Wolfsbann… ich wusste es als ich mich äußern wollte, war dies bereits nicht mehr möglich, meine Zunge versagte ihren Dienst, meine Finger umklammerten schmerzhaft den halbleeren Becher.
„Entschuldige Llew, aber anders als sonst habe ich heute niemand der mir helfen und dich, wenn nötig festhalten kann. Deine Krallen sind scharf und deine Zähne spitz, ich würde lieber darauf verzichten während der Behandlung verletzt zu werden. Ich weiß, dass du mir nichts antun möchtest, aber es könnte ausversehen geschehen, also verzeih mir, dass sich dir etwas Wolfsbann geben musste. Du wirst aber nichts von der Behandlung spüren dafür sorgt die Essenz des schwarzen Lotus, die ich dir gleich auf dein Zahnfleisch pinseln werde, wie du weißt wirkt die Blüte betäubend.“ erklärte er mir ruhig. Ich blinzelte einmal (zu anderer Regung war ich dank des Wolfsbanns nicht fähig), denn ich verstand sein Bedenken.
Das Zeug, die Essenz des Lotus, welches der Erzdruide mir nun auf das Zahnfleisch pinselte schmeckte bitter. Die Wirkung setzte bereits nach wenigen Atemzügen ein. Mein Mund und Kiefer fühlte sich an als ob ich mich in wilder Rage in ein weiches Tuch verbissen hätte.
Dhwetan arbeitete schnell und präzise, ich spürte lediglich einen sanftes ziehen und zerren, und einen leichten druck als er bei einen der Zähne seine Heilermesser zur Hilfe nehmen musste. Das wenige Blut das ich schmeckte ließ er durch einige gemurmelte Worte versiegen. Nach etwas weniger als einer Stunde hatte ich die Prozedur überstanden. Ich blinzelte zufrieden als der Erzdruide mir die drei Fieslinge präsentierte.
“Das hätten wir geschafft…“ lächelte er ebenfalls zufrieden. Aus einer Pipette träufelte er eine geschmacklose Flüssigkeit auf meine Zunge, kurz darauf löste sich auch die Wirkung des Wolfsbanns in Luft auf. Ich konnte mich endlich wieder bewegen und auch sprechen. Die Zahnlücken störten ein wenig und ließen mich leicht zucken, wenn ich die kleinen wunden mit der Zunge berührte, aber sie würden in wenigen Tagen verheilt sein.
„Kau einige Salbeiblätter auf den Tag verteilt, das beschleunigt die Heilung.“ Riet mir mein Meister und half mir mich aufzusetzen.
Ich fühlte mich noch etwas schwummerig, und auch mein Mund war noch leicht betäubt. „Danke, gelst nun bellsesser…“ Meine Worte klangen etwa seltsam da mir meine Zunge noch nicht so richtig gehorchen wollte und brachten den Erzdruiden zum Schmunzeln. Die Betäubung hat sich in etwa einer Stunde verflüchtigt. Ich werde nun einige Kräuter sammeln, du ruhst dich noch etwas aus und liest dann das Buch durch welches ich dir gegeben habe…“ verabschiedete sich der Erzdruide. Ich nickte ihm bestätigend zu und legte mich wieder hin.
Mir ging es nach und nach wieder besser, die Kraft welche mir das Wolfsbann nahm kehrte zurück und auch die Betäubung meines Kiefers lies nach. Mit lautem Nießen wechselte ich wieder in meine Menschliche Gestalt und rappelte mich auf. Ich fühlte mich wieder kräftig genug den Alltagsarbeiten nachzugehen.
Als der Mittag kam und Dhwetan noch immer ausblieb, kochte ich mir einen Brei aus Kartoffeln und Wildwurzeln, nicht besonders schmackhaft aber sättigend und ich konnte meinen malträtierten Kiefer dabei schonen. Wie mein Meister mir empfahl kaute ich einige Salbeiblätter (ich mag den zarten mild herben Geschmack dieses Krautes und so viel es mir nicht schwer den Anordnungen folge zu leisten) während ich das Buch studierte. Es handelte sich dabei um eines von Dhwetans Kräuterbücher die er selbst geschrieben und gezeichnet hatte. Ich bewunderte die grazile Linienführung von Schrift und detailgenauen Zeichnungen, doch noch mehr faszinierte mich der Inhalt. So kam es, das s ich nicht sofort reagierte als es an der Hüttentür klopfte.
Ich wunderte mich etwas, denn es klang als ob Holz gegen Holz schlüge, somit schloss ich Dhwetan und auch Galdraen aus, denn beide würden nicht klopfen, sondern einfach eintreten, außerdem konnte Galdraen frühestens Morgen zurück sein. Wieder klopfte es diesmal fordernder und ich hörte eine tiefe sehr angenehme Stimme.
„Würdet ihr einem alten hungrigen Wanderer, der nichts Böses im Schilde führt Einlass gewähren?“ Ich zögerte kurz, es kam selten vor, dass sich jemand den zu meiner Hütte fand, dennoch wollte ich die Person nicht draußen stehen lassen. Ich fühlte, dass sie aufrichtig gesprochen hatte und von ihr wirklich keine Gefahr oder Heimtücke ausging. Ich legte das Buch beiseite und ging zur Tür um sie zu öffnen.
Mich traf beinahe der Schlag als ich die Gestalt, welche auf einem Stock lehnend, vor der Tür stand. Zweifelslos war es ein Elf, doch er schien älter zu sein als Dhwetan, seine vom Wetter gegerbte Haut zeigte einige Narben, also schloss ich daraus, dass er ein Krieger war oder ist. Er trug eine einfache Lederrobe welche Galdraens Kleidung nicht unähnlich war, denn auch sie war mit Diamatsplitter verstärkt und auch Schwarzer Diamantstaub war in den Stoff gewoben worden. Doch sie wirkte alt und auch etwas abgetragen. Der Elf trug seine Haare schulterlang, sie waren von silberweißer Farbe und zum Teil zu einem Zopf geflochten. Er trug für einen Elfen ungewöhnlich lagen, ebenfalls silbergrauen Bart. Doch was mich wirklich den Atem beinahe verschlug, war die schwarze Augenbinde die seinen Kopf umschlang.
„Junge, willst du mich nun reinlassen oder nicht…?“ Klang seine angenehme Stimme an meine Ohren. „Na … natürlich entschuldigt Meister Silberblatt?“ hörte ich mich stottern, und verfluchte mich leise für meine Reaktion.
„Ja so werde ich auch genannt… aber nenn mich einfach Íomer junger Druide. Aber wie wirst du genannt?“ „Llew Llaw Arian … Meister ähm ich meine Íomer. „Ein Gilneer also, nun ja ein etwas langer Name, ich darf dich doch Llew nennen?“
Ich nickte stumm und verfluchte mich abermals leise, denn Meister Silberblatt, so sagt man wurde einst geblendet und seine Augenbinde bestätigte dies, er konnte mich also nicht sehen. „Ja natürlich murmelte“ ich. „Gut also, würdest du dann bitte zur Seite treten, man mag zwar vieles über mich berichten, aber fliegen kann ich nicht, zumindest weiß ich nichts von dieser Gabe…“ lächelte der geheimnisvolle Elf. „Llew, nicht alles ist so wie es scheint, das solltest gerade du wissen…Und auch wenn viele von Fluch sprechen, sieh es doch als Gabe Junge, eine wichtige Gabe auf deinem Weg. Sie mag dir vielleicht Steine in den Weg legen worüber du nicht selten stolperst, aber schlussendlich ebnet sie dir den Weg…“ orakelte Íomer während er an mir, geschmeidig wie ein junges Reh ins Hütteninnere schritt.
ich war perplex, erst steht ein ehrwürdiger Meister vor mir und begehrt Einlass, und zudem erkennt er binnen weniger Minuten mehr über mich als die meisten Menschen oder Elfen.
Ich bot meinem Gast etwas beschämt die Reste des Wurzelbreis an, bot ihm aber auch was anderes zu bereiten. Lächelnd entschied er sich für das einfache Mal. Die zusätzlichen Nüsse und Wildäpfel die ich ihm anbot nahm er ebenfalls dankend an. Als er sich erkundigte weshalb den ein so junges Wesen wie ich mich mit Wurzelbrei begnügte erzählte ich ihm von meinem kleinen, nun behobenen Problem.
Er lächelte und legte seine Hände auf meinen noch etwas schmerzenden Kiefer. Wie ich es bereits bei Galdraen gesehen hatte, gleißte es auch unter seinen Händen grünlich. Eine wohlige Wärme fing mich ein und ich spürte wie sich die kleinen Wunden schlossen. Ungläubig betastete meine Zunge die Lücken, die Wunden waren sauber abgeheilt und die feinen Schnitte verschlossen.
Ich unterhielt mich mit dem Elfen, wir sprachen über alles Mögliche, über die Götter, die Welt in der wir lebten…. Die Stunden zogen so unbemerkt dahin.
Als Dhwetan am späteren Nachmittag von seiner Kräutersuche zurückkehrte, saßen wir noch immer am Esstisch, tranken Tee und unterhielten uns.
Dhwetan, erstaunte Silberblatts Anwesenheit nicht sonderlich. Nach einer kurzen Begrüßung und einige Auskünfte über Galdraen nahm sich der Erzdruide ebenfalls einen Becher Tee, setzte sich zu uns und beteiligte sich an der Unterhaltung.
Eine Frage brannte auf meiner Zunge, und als mich dann Íomer fordernd ‘ansah‘ nahm ich allen Mut zusammenbrachte aber dennoch kein Wort über die Lippen.
„Ja es ist wahr junger Llew, ich wurde einst geblendet, aber als mir mein Augenlicht genommen wurde und die Dunkelheit über mich viel, lernte ich zu sehen…“
Begleitet von diesen einfachen aber tiefgründigen Worten, wickelte er sich seine Augenbinde ab. Es war seltsam sich die leeren Augenhöhlen hinter den fein vernähten und somit zugewachsenen Lidern vorzustellen. Dennoch wusste ich, dass sie existieren, ebenso wusste ich, dass Íomer dennoch ‘sehen‘ konnte. „Ich weiß, dass sich nicht sehr hübsch anzusehen bin, aber dennoch schrecktest du nicht zurück junger Druide…“schmunzelte der Elf und band sich mit geschickten Fingern die Augenbinde wieder um.
Seltsam, dachte ich selbst, in ein Augenloses Gesicht zu blicken und nicht zu erschrecken, fand ich seltsam. Ich konnte es nicht erklären weshalb ich so reagierte, aber von den ‘Blicken‘ des geblendeten Meisters ging eine Güte, Ruhe, Trost, Wissen und noch vieles mehr aus von dem man sich wahrlich nicht zu fürchten oder erschrecken brauchte.
Kurz vor Sonnenuntergang, bat Meister Silberblatt um einen kleinen Platz wo er sich zurückziehen konnte. Ich führte ihn zur leeren Kammer die neben jener von Dhwetan und Galdraen lag. Als ich ihm kurz darauf eine Waschschüssel und frischer Wasser brachte saß oder besser gesagt kniete er mitten im Raum, und schien ganz in sich versunken zu sein. Ich ging leise an ihm vorbei und brachte die Schüssel und Wassereimer an dem dafür vorgesehenen Platz.
„Darf ich dich noch um etwas frisches Quellwasser zum Trinken bitten junger Druide?“ fragte er freundlich. Nachdem ich ihm seine Bitte erfüllt hatte fragte ich ob er später mit uns zu Abend essen würde. Doch die Einladung lehnte er ab und wir verabschiedeten uns bis zum nächsten Tag. Leise schloss sich die Tür hinter mir.
Dhwetan saß im Hauptraum auf einen der Stühle. Er hatte es sich bequem gemacht, seine Beine auf einer Kiste ausgestreckt, nippte an seinem Tee und lächelte mich an. „Meister Silberblatt ist eine beeindruckende Persönlichkeit nicht wahr mein Schüler…“ Schmunzelte er. „Ja das ist er… hauchte ich ehrfürchtig…“ „So aber nun genug geträumt Llew erzähl mir was du über die Kräuter Sonnenblatt und Königsblut weißt…“ Auf seine Frage folgten noch viele weitere und Dhwetan Erwartete zu jeder eine ausführliche Antwort. Es war schon weit nach Sonnenuntergang als er mir eine Pause erlaubte und einen Eintopf bereitete. Nach dem Essen unterrichtete er mich weiter. Erst kurz vor Mitternacht erklärte er den Unterricht für beendet und zog sich zur Nachtruhe zurück.
Obwohl ich todmüde war fühlte ich mich gut, ich genoss den Unterricht den ich bekam. Auch Silberblatts Anwesenheit ehrte mich und so legte ich mich hundemüde aber von tiefer Zufriedenheit erfüllt in mein Bett.
Es war einige Stunden vor Sonnenaufgang als ich Schritte vernahm. Ich wunderte mich zunächst etwas, denn obwohl Dhwetan stehts früh aufstand, war es selbst für den Erzdruiden noch zu früh als dass er in meiner Hütte umherwandern würde. Im Halbschlaf öffnete ich meine Zimmertür eine Handbreit und spähte in den dunklen Hauptraum. Keine der kleinen Öllampen brannten, es war stockdunkel und doch bewegte sich etwas. Als sich meine Augen langsam an die Finsternis gewöhnt hatten erkannte ich die Umrisse eines Elfen. Dhwetan war es jedoch nicht, denn seine Bewegungen und Schritte kannte ich, Galdraen war nicht hier… also konnte es sich nur um Meister Silberblatt handeln. Nun wurde mir auch klar weshalb keine der Lampen angezündet waren. Für den ehrenwerten Meister war die Dunkelheit allgegenwärtig und dennoch fand er sich zurecht. Meine Annahme wurde bestätigt als seine warme angenehme Stimme an meine Ohren drang.
„Entschuldige Llew, dass ich dich geweckt habe, ich werde leiser sein…Kannst du mir vielleicht den Weg zum See beschreiben, ich vermute, dass er hier in der Nähe ist, denn ich habe ihn gerochen. Ich würde mich gerne ans Ufer setzten und etwas in mich gehen…“ lächelte Íomer.
„Soll ich euch hinführen Meister…?“ erkundigte ich mich so (freundlich es mir nun mal in meinem verschlafenen Zustand möglich war.) „Nein Llew das ist nicht nötig. Außerdem, ein so junges Wesen wie du benötigt genügend Schlaf. Also beschreib mir einfach den Weg und leg dich wieder hin als ob ich dich nicht geweckt hätte…“ schmunzelte er. Ich beschrieb ihm den kurzen Weg zum See so gut es ging. Als er bestätigend nickte wusste ich, dass er sich nicht verlaufen würde und folgte nur zu gerne seiner Aufforderung weiter zu schlafen. (Es war wirklich noch verdammt früh morgens oder spät nachts wie man es sehen wollte).
Müde viel ich wieder in mein Bett, zog die Decken bis zum Kinn hoch (es war bereits ziemlich kühl für den Herbstanfang). Langsam kam auch der Schlaf zurück obwohl sich meine Gedanken um den seltsamen Elfen kreisten.
Als ich zum zweiten Mal geweckt wurde, waren es die Vögel welche ihr Herbstlied sangen. Ich schielte zum Fenster und schätzte die Zeit ungefähr auf eine Stunde nach Sonnenaufgang, also Zeit Aufzustehen. Ich ließ die feuchte Herbstluft in mein Zimmer strömen.
Die Nebelschwaden wogen durch das bereits gefärbte Laub der Bäume. Die Luft roch Moosig, feucht und nach altem vermodernden Holz. Ja es war nicht zu übersehen, der Herbst eroberte langsam den Dämmerwald. Ich mochte den Herbst in meinem Wald und die sanften Klänge der Natur welche gedämpft durch den Nebel drangen erfreuten mein Herz.
Der süße Duft von frischer warmer Honigmilch und Haferbrei drang an meine Nase. Dhwetan war also bereits wach und bereitete unser Frühstück zu. Ich schälte mich aus den Laken, schlurfte zur Waschschüssel und kleidete mich nach einer kurzen Katzenwäsche rasch um (es war wirklich verdammt kühl im Zimmer).
Als ich mich gutgelaunt und hungrig an den Esstisch setzte, fiel mir auf das Meister Silberblatt noch nicht zurückgekehrt war. Leichte Sorge stieg in mir auf. „Íomer kommt zurecht keine Sorge Llew, trotz seiner Blindheit ist er alles andere als Hilf-und Wehrlos. Du wirst es sicher bald selbst erleben…“ schmunzelte Dhwetan und füllte mir eine Schale mit dem köstlich duftenden Haferbrei.
Ich erzählte ihm vom meinem Nächtlichen zusammentreffen mir Meister Silberblatt. „Ja so ist er nun mal der alte Sonderling…“ lachte der Erzdruide und strich sich sorglos ein Honigbrot. „Stammt Meister Silberblatt eigentlich auch aus Darnassus wie du, ich meine er ist irgendwie seltsam aber dennoch ein Nachtelf oder irre ich mich?“ (diese Frage brannte seit ich den alten Elfen kennengelernt hatte auf meiner Zunge, und nun schien der richtige Augenblick gekommen zu sein um sie Dhwetan zu stellen).
“ Hmmm… nun ja aus Darnassus stammt er eigentlich nicht. Vor langer Zeit schleppte er sich schwer verletzt und frisch geblendet in unseren Hain. Druiden und Priesterinnen pflegten ihn gesund und so bleib er in Darnassus. Aber woher er stammt, wo seine Wurzeln liegen und ob er überhaupt ein Nachtelf ist, obwohl vieles darauf hindeutet, weiß keiner so genau. Er spricht auch nie über seine Vergangenheit und somit ist er uns allen ein Rätsel. Ja er ist etwas seltsam, vielleicht sogar ein Sonderling unter unsereins, aber dennoch wird er geschätzt und ihm wird große Achtung und Ehrfurcht entgegengebracht…“
„So, so, ein Sonderling bin ich also…“ klang es plötzlich von der Tür her und lies nicht nur mich überrascht und verlegen zusammenzucken. Der Erzdruide schoss von seinem Platz auf, verneigte sich tief und murmelte eine Entschuldigung, ich tat es ihm gleich und stieß mir dabei einen Zeh am Tischbein an. Grelle Blitze und Sterne blitzten vor mir auf, ich fluchte leise über meine eigene Tollpatschigkeit.
Meister Silberblatt musterte jeden von uns, mir schien als ob er mir geradewegs in die Seele sehen würde, meinem Meister schien es auch nicht anders zu ergehen, denn er starrte verlegen auf den Fußboden. In dieser tiefen und aufrichtigen Ehrfurchtshaltung hatte ich meinen Meister noch nie erlebt.
Mir fiel ein, dass er vor einiger Zeit (vermutlich mehren Jahren oder gar Jahrzehnten) Meister Silberblatt um die Schülerschaft gebeten hatte, bisher aber noch keine Antwort bekam. Mir war dieses Gefühl nicht fremd, denn ich hatte diese Ungewissheit selbst erlebt, als ich Dhwetan um Dasselbe bat. Aber im Gegensatz zu Íomer ließ der Erzdruide mich nicht allzu lange mit der offenen Frage zappeln. Ich bewunderte meinen Meister um die Geduld welche er entgegenbrachte.
Íomer rückte sich wie selbstverständlich einen Stuhl zurecht und setzte sich an den großen Tisch. „Setzt euch doch wieder, oder wollt ihr Wurzeln schlagen…“grinste er und füllte sich einen Becher mit Honigmilch. Dabei vergoss er keinen einzigen Tropfen, und ich bewunderte ihn abermals und rätselte wie er das zu tun vermochte.
„Als mein Augenlicht erlosch, lernte ich zu sehen. Äußere Blindheit bedeutet nicht gleichzeitig innere Blindheit junger Druide. Was äußerlich eine Behinderung oder wie ein Fluch zu sein scheint, mag in Wahrheit ein Segen sein, und nun setz dich, dasselbe gilt auch für dich mein Schüler, Dhwetan setz dich…!“ verlangte Íomer ungewohnt schroff (Ich schluckte leise, denn wer sich so einer Autoritätsperson wiedersetzte musste nicht ganz bei Sinnen sein) Der Erzdruide hob seinen Blick, schüttelte ungläubig den Kopf.
Auch ich war überrascht, hatte ich mich verhört oder hatte Meister Silberblatt Dhwetan soeben als seinen Schüler bezeichnet? Perplex, seinen Ohren kaum trauend ließ sich Dhwetan auf den Stuhl sinken.
„Nein Erzdruide Dhwetan Duir, du hast dich nicht verhört, und ich habe mich auch nicht versprochen. Lediglich habe ich mich entschlossen deine Bitte zu gewähren und dich als meinen Schüler anzunehmen. Es sei denn du hast es dir anders überlegt. Eine Schülerschaft unter mir mag steinig und hart sein. Ich werde dich stehts im Auge behalten und prüfen ob du deiner Bitte noch würdig bist. So wie ich auch Galdraen fordere werde ich dich fordern, obwohl eure Wege, seiner und deiner, nicht unterschiedlicher sein könnten sind sie doch gleich und ein jeder von euch hat seinen Weg zu gehen…“ bemerkte der alte Elf ruhig. „Ich ich danke euch Meister Silberblatt für eure Güte. Ich möchte euer Geschenk annehmen Meister und bin bereit meinen Weg zu finden und gehen möge er auch noch so uneben und steinig sein…“ hauchte Dhwetan.
„Und nun zu deiner Frage, junger Druide Llew; mein Schüler und dein Meister haben dir offenbart was du wissen musst. Ich spreche nicht über meine Vergangenheit, denn vergangenes sollte man ruhen lassen. Du magst dich fragen was ich bin, zu welchem Volk ich gehören mag…. Doch ist e s nicht so, dass Volksbezeichnungen uns einschränken, uns Vorurteile einbringen? Dennoch beantworte ich deine Frage gerne Junge. Ich bin ein einfaches Lebewesen welches versucht seinen Weg zu gehen, und zwar jeden Tag aufs Neue…
Ja ich bin ein Elf einst war ich Krieger. Als mein Augenlicht erlosch wurde ich zum Sucher. Ich lernte zu sehen… Ich fand meinen Weg und lernte ihn zu gehen, nun werde ich von vielen Meister genannt, ein Meister des Weges, doch bin ich das wirklich, bin ich dessen Bezeichnung würdig…
Ich versuche anderen bei ihrer Suche zu helfen, und ihren Weg, wenn sie ihn gefunden haben zu ebnen. Ich mag sie führen und stützen, sie aufheben, wenn sie stolpern und ihre Abschürfungen pflegen. Doch gehen müssen sie ihren Weg selbst…“
Die Worte des weisen Elfen erfüllten den Raum. Dhwetan wie auch ich versanken in nachdenklichen Schweigen. Längere Zeit war lediglich das kratzen von Löffeln in den Schalen zu hören.
Leise knarrte die Hüttentür in ihren Angeln und lies mich aufblicken. Galdraen stand im Rahmen und sein aufmerksamer Blick streifte durch den Raum. Als er seinem Meister erblickte verneigte er sich tief.
„Du bist spät dran Galdraen mein Schüler…“
„Entschuldigt Meister Silberblatt, aber mein Hengst hat unterwegs zu lahmen begonnen, die letzten Wegstunden führte ich ihn am Zügel. Daher kamen wir nur langsam voran“
Entgegnete der Elfenschwertmeister und verneigte sich abermals.
„Ich akzeptiere deine Entschuldigung Galdraen und freue mich, dass du zum Wohl des Tieres entschieden hast. Auch es hat seinen Weg zu gehen… Du bist sicher hungrig und müde nachdem du die ganze Nacht durchgewandert bist. Iss und erhole dich, ich erwarte dich am Nachmittag.“
„Danke Meister, aber erst werde ich mich um meinen Treuen Hengst Vayuh kümmern…“ entgegnete Galdraen und war bereits wieder im Freien.
„Würdest du meinem Schüler und seinem Pferd bitte helfen junger Druide.? “ Ich bestätigte Silberblatts Frage die eher eine Bitte war und folgte Galdraen vor die Hütte.
Als ich vor die Hütte trat wirkte Galdraen besorgt. Eines von Vayuh‘s Vorderbeine war angeschwollen und das Pferd trat mit dem schmerzenden Huf kauf auf. Ich untersuchte das Tier gründlich während der Elf beruhigend auf es einsprach.
„Er hat sich ein Stein oder ein Stück Wurzel eingetreten, zudem ist das Eisen leicht verbogen und drückt auf die Stelle. Schmerzhaft aber nicht weiter schlimm. Entferne bitte das Hufeisen, und auch den Fremdkörper Galdraen, ich bin gleich wieder zurück.“ Beruhigte ich den Elfen dessen Gesichtsausdruck sogleich weicher wurde. Auch ich war froh, dass, das treue Tier nicht ernsthaft verletzt war.
Ich ging in die Hütte um einen Brei aus Heilerde und verschiedenen Kräutern zu bereiten, den wollte ich dem Pferd auflegen, und damit die Schwellung und den Schmerz zu lindern. Auch schnappte ich mir einen alten aber sauberen Leinensack, aus dem schnitt ich Streifen die ich für einen robusten Verband verwenden würde.
„Ist Vayuh schlimm verletzt?“ erkundigte sich Dhwetan besorgt. Er und Meister Silberblatt saßen noch am Tisch. Ich war froh die Frage verneinen zu können und schilderte dem Erzdruiden meine Feststellung.
„Das ist schön zu hören, Vayuh ist meinem Schüler seit vielen Jahren ein treuer Begleiter und Freund. Ich werde später selbst noch nach dem Tier sehen, vielleicht kann ich ihm auch etwas Linderung schenken. Dhwetan. komm bitte…“
„Gleich Meister ich…“
(Ich schluckte laut als ich Dhwetans Weigerung vernahm) „…ich möchte Llew noch etwas Feenblut für das Pferd geben…“ entgegnete der Erzdruide ruhig.
„Sehr gewagt mir bereits in den ersten Stunden deiner Schülerschaft zu widersprechen Dhwetan…. Aber es zeigt mir, dass du nicht eigensüchtig bist, du nimmst eine Strafe oder Ablehnung in kauf um einem anderen Wesen zu helfen, das freut mich sehr Erzdruide. Ich warte in meiner Kammer auf dich, komm bitte sobald es dir möglich ist…“ Lächelte Íomer und zog sich zurück.
Dhwetan verneigte sich tief und eilte in seine eigene Kammer.
Kurz darauf kehrte er mit einigen Kräutern, Phiolen und anderen Hilfsmitteln zurück und machte sich ans Herdfeuer um das ‘Feenblut‘ herzustellen.
Als ich wieder vor die Hütte trat, saß Galdraen neben seinem Pferd im Gras. Das geschwollene Bein des Hengstes steckte in einem wassergefüllten Brunneneimer. Man sah dem Tier an, dass ihm das kühle Nass guttat, es wirkte entspannt und kaute an einem Stück harten Brot welches Galdraen ihm gegeben hatte.
„Du liebst ihn nicht wahr…, keine Sorge es wird ihm in einigen Tagen besser gehen. Dhwetan bereitet noch etwas von seinem ‚Feenblut‘ zu, es wirkt auch bei Tieren und wird deinem Vayuh schnell Linderung schenken. Außerdem lässt dein Meister ausrichten, dass er später nach ihm sehen wird“
„Danke…“ hauchte der Schwertmeister „… ich mag ihn sehr, es gibt kaum jemanden denn ich mehr liebe als Vayuh, nun ja eine Person denke ich doch, aber auch wenn nur ein kleines bisschen mehr…“ lächelte Galdraen und in seinen dunklen Augen blitzte der Schalk.
Gemeinsam gaben wir die heilende Paste auf Bein und Huf des Pferdes und wickelten die Leinenstreifen als Verband darüber. Der Hengst ließ sich das ruhig gefallen und schnaubte entspannt. Kaum dass wir fertig waren trat auch schon Dhwetan aus der Hütte und reichte seinem Ilaidir einige gefüllte Phiolen.
„Gib ihm jetzt gleich und in den nächsten Tagen je Morgens und Abends eine halbe. Wenn Llew den Umschlag täglich erneuert wird es ihm schon bald wieder gut gehen…“ Galdraen nahm das ‚Feenblut‘ dankbar entgegen. Der Hengst flehmte als er die Phiole entkorkte.
„Anscheinend kann nicht mal mein Pferd dein Gebräu leiden Dhwetan.“ Grinste Galdraen. Mit gutem Zureden und etwas Mühe ließ sich das Tier das zähflüssige Gebräu verabreichen, doch sein Gesichtsausdruck zeigte alles andere als Genuss als ihm das ‘Feenblut‘ die Kehle hinunterrann. „Ich weiß, es schmeckt scheußlich aber es hilft…“ lachte Dhwetan und kehrte in die Hütte zurück.
„Gehe ich richtig in der Annahme, dass Meister Silberblatt Dhwetan nun endlich als seinen Schüler aufgenommen hat?“ erkundigte sich Galdraen freundlich. Ich nickte ihm bestätigend zu. „Das freut mich wirklich sehr, und ich fühle mich geehrt ihn als Mittschüler zu wissen.“ lächelte der Schwertmeister und führte seinen Hengst auf die eingezäunte Weidefläche.
Kurz nach mir kam auch Galdraen in die Hütte. Obwohl er es sich nicht anmerken lassen wollte war er unzweifelhaft erschöpft und durchfroren von dem nächtlichen Marsch. Ich vermutete, dass er sich seines Pferdes keine Pause gegönnt hatte. Nun da er die Bestätigung hatte, dass ein Pferd nicht schlimm verletzt war, brach die Erschöpfung über ihn herein. Als er seinen Umhang ablegte bemerkte ich sein Zähneklappern und das leichte Zittern seines Körpers. „Galdraen, geht es dir wirklich gut…?“ erkundigte ich mich besorgt „Es ist nichts, mir ist nur verdammt kalt und außerdem bin ich etwas müde.“ Ich seufzte leise als ich die Untertreibung des Elfen hörte.
Ich wärmte einen Topf mit Milch auf und briet Eier mit etwas Speck für den Schwertmeister. Beides nahm er zwar dankend entgegen, aß aber langsam und ohne viel Appetit. Da ich mir sorgen um meinen Freund machte, goss sich einige Kräuter und Gewürze mit heißem Wasser auf, füllte das Gebräu in einen Becher und stellte es Galdraen vor die Nase.
„Was ist das…“ murmelte er wenig begeistert, zu erschöpft jedoch um viel Widerstand zu leisten. „Etwas was dich von innen her richtig durchwärmt, also trink…! Verlangte ich ohne zu einem Kompromiss bereit zu sein. Galdraen murmelte irgendetwas in seiner Sprache und seine dunklen Augen durchbohrten mich beinahe. Ich erwiderte seinen Blick und wunderte mich etwas als er schließlich aufgab und den Becher leerte. „Schreckliches Zeug, weshalb muss euer Druidengebräu immer so furchtbar schmecken.“ murmelte er leise und gähnte hinter vorgehaltener Hand.
„Das würde ich nur zu gern wissen mein Freund…“ schmunzelte ich, da ich erkannte, dass die Wirkung des Tees langsam einsetzte. (Ich hatte die wärmenden Kräuter und Gewürzen etwas Schlafkraut untergemischt, denn ich war überzeugt den sturen Elfen nicht anders zur Ruhe überreden zu können).
„Llew, was hast du nur zusammengemischt …Ich… ich muss mich hinlegen, wenn ich hier nicht auf der Stelle umfallen und einschlafen will“ gähnte Galdraen doch der vorwurfsvolle Tonfall in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Mein Grinsen so gut wie möglich verbergend half ich dem laut gähnenden und nun unsicher auf den Beinen stehenden Elfen in sein Schlafgemach. Kaum in der Kammer angekommen ließ er sich laut fluchend auf sein Lager fallen. Ich half ihm aus seinen Stiefeln und legte ein warmes Fell und einige Decken über ihn.
„Weck mich bitte gegen Mittag … ach verdammt was hast du mir gegeben Llew….“, murmelte er kaum seiner Zunge Herr. „Etwas hiervon und davon und eine gute Priese Schlafkraut mein Freund…“ schmunzelte ich. Ich ging nicht davon aus, dass er meine Antwort vernahm, denn die ruhigen Atemzüge eines schlafenden erfüllten bereits den Raum.
Ich wunderte mich über das leise Geräusch welches von der Tür her kam. Swar stand im Rahmen, seine bernsteinfarbenen Augen strichen über seinen liegenden Freund, und er winselte leise. „Es geht ihm gut Swar, Galdraen schläft nur, du kannst dich neben ihn legen wenn du es möchtest…“ beruhigte ich den großen Wolf.
Offenbar verstand mein langjähriger Gefährte, denn er unterlies sein besorgtes Winseln, trottete zum Elfen und legte sich zufrieden neben ihn. Leise verlies sich die Kammer und zog die Tür hinter mir zu. Galdraen würde noch einige Stunden schlafen und ich dachte nicht im Traum daran, seine Bitte ihn gegen Mittag zu wecken, zu erfüllen. Er brauchte dringend Ruhe, denn Schlafmangel, die Strapazen in der kalten Nacht und die Sorge um sein lahmendes Pferd verlangten nun ihren Tribut. Ich machte mir keine Gedanken über Meister Silberblatts und Dhwetans Reaktion auf meine Entscheidung. Die Gesundheit und das Wohl meines Freundes waren mir wichtiger als irgendwelchen Anordnungen zu folgen.
Es war ungefähr die zweite Mittagsstunde, ich dabei war ein einfaches Mahl für die beiden Elfen und mich zu bereiten, als Dhwetan zusammen mit Meister Silberblatt die Hütte betrat. Ich vermutete, dass die beiden am See waren.
„Wo ist Galdraen…?“ erkundigte sich Dhwetan freundlich. (Entgegen meiner Erwartung). Ich schilderte meine Entscheidung dem Schwertmeister etwas Schlafkraut verabreicht zu haben. Wie lange denkst du wird er noch schlafen junger Druide?“ Íomer wählte seine Worte ebenso freundlich und verständnisvoll wie der Erzdruide. „Zwei, drei Stunden so hoffe ich, ich weiß nicht genau wie lange ein Blatt des Schlafkrautes auf jemanden wie Galdraen wirkt. Entschuldigt meine Unerfahrenheit Meister Silberblatt…“ antwortete ich gelassen. Der blinde Elfenmeister bedankte sich zu meiner Überraschung bei mir und wandte sich dann an seinen Schüler.
„Dhwetan, kannst du dafür sorgen, dass Galdraen nicht vor morgen früh erwacht. Er ist am Ende seiner Kräfte und braucht dringend eine längere Ruhepause. Der junge Narr hat sich wiedermal komplett übernommen…“
„Ja, aber das wird meinem Ilaidir nicht gefallen. Ich denke das sein leichter Schlafbann reicht, für den Rest wird die Natur sorgen, mir ist ebenfalls aufgefallen, dass er kurz vor dem Zusammenbruch stand. Aber auch bei einem schwachen Bann wird er morgen etwas unter den Nachwirkungen leiden, wir müssen uns also auf einen schlechtgelaunten Elfen einstellen…“ bemerkte Dhwetan.
„Manchmal muss man einem Wesen zu seinem besten verhelfen auch wenn es ihm nicht gefallen mag. Die schlechte Laune werde ich ihm schon austreiben…“schmunzelte der ehrenwerte Meister Silberblatt. Der Erzdruide verneigte sich tief und ging zu Galdraen in die Kammer um den Anweisungen seines Meisters Folge zu leisten.
Auch wenn mir Galdraen etwas leidtat, (die Nachwirkungen eines Schlafbannes waren mir selbst nicht unbekannt. Nach dem Aufwachen brummt einem der Schädel wie ein Hornissennest, man fühlt sich schwammig und unsicher auf den Beinen, manchmal muss man sich auch übergeben. Kurz gesagt man fühlt sich wie nach einigem Becher zu viel vom stärksten Elfenwein. Der Zustand hält zwar nicht sehr lange an ist aber alles andere als angenehm und man neigt deshalb zu schlechter Laune) war die Entscheidung des Meisters nur zu seinem Besten.
Nach dem Mittagessen erzählte Meister Silberblatt Dhwetan und mir noch einiges über das Amulett von Sha’nthar. Viel Neues war es jedoch nicht. Ich vermutete, dass Íomer zwar mehr ahnte oder gar wusste uns aber nicht mit Detailwissen beunruhigen wollte. Er erwähnte auch mehrmals seinen Freund in Pandaria. Ein Pandarengrossmeister mit Namen Lao Windpfote. Er erzählte uns auch einige Begebenheiten und Geschichten die er währen seiner Zeit in Pandaria mit Meister Lao erlebte. Die nebenbei erwähnte Vorliebe für gutes Essen die der Pandaren entgegenbrachte änderte nichts an dem Respekt den ich bereits jetzt diesem Meister Windpfote entgegenbrachte. Ich freute mich ihn schon bald kennenzulernen.
Als der Erzdruide eine Karte von Pandaria hervorholte und auf dem Tisch ausbreitete staunte ich über die Größe des Landes. Die beiden Elfen erzählten von diesem Land wobei Dhwetan sich auf Beschreibungen der Vegetation, den vielen Heilkräutern und der Schönheit des Landes konzentrierte. Meister Silberblatt erzählte hauptsächlich von der Kultur, den Sitten, Gebräuchen und Eigenheiten der Pandarischen Bevölkerung. Er schwärmte von der einzigartigen Beschaffenheit des Landes und verglich deren zusammenhänge mehrmals mit einem filigranen Spinnennetz. Alles sei miteinander verbunden, und wenn ein Faden reiße oder beschädigt würde, so könne man sich die Konsequenzen kaum erträumen. Aus diesem Grunde sei es umso wichtiger, dass weder Urturuk und Ishamael noch der junge König oder die Allianz dieses Amulett in die Finger bekommen würden. Denn egal wie es gebraucht würde, ob zum Guten oder schlechten, es würde das filigrane Gebilde, das Spinnennetz unweigerlich in Missklang bringen und somit Pandaria wie womöglich auch den Rest der Welt zerstören. Unsere Aufgabe wäre es also, das Amulett von Sha’nthar zu finden, es zu bergen und unbenutzt sowie unversehrt den Pandaren zu übergeben damit sie es sicher verwahren konnten, oder falls sie es für nötig hielten, es zu zerstören.
Als Meister Silberblatt mit seinem Bericht endete lag Minutenlanges schweigen im Raum, wir alle wussten, dass uns etwas Großes auferlegt wurde und wir hofften sehr, dass wir dieser Prüfung, diese Aufgabe gewachsen waren.
Nach einem gemeinsamen einfachen Abendmahl verabschiedete sich Meister Silberblatt und zog sich in die Kammer in der Galdraen noch immer fest schlief zurück. Dhwetan unterrichtete mich noch einige Stunden und verabschiedete sich dann ebenfalls.
Als ich kurz vor Mitternacht nach meinem Freund sah, schlief dieser noch immer ruhig. Swar lag nach wie vor an seiner Seite, wärmte ihm mit seinem Körper und blinzelte mir zu. Ich stellte für ihn eine Schüssel mit Wasser und eine mit Wildfleisch nahe der Tür hin. Ein leises Krächzen von der Stuhllehne her erweckte meine Aufmerksamkeit. Irgendwie hatte es Croy geschafft unbemerkt in den Raum zu gelangen (nun ja vielleicht hat Íomer den frechen Raben eingelassen. Als er sah, dass sich Swar fütterte, verlangte auch er nach fressbaren, doch zu meinem Erstaunen tat er dies ausnahmsweise sehr leise und rücksichtsvoll. Ich holte einige Beeren aus dem Vorratsraum und weichte sie in warmer Honigmilch auf, (die Leibspeise des schwarzen Vogels.)
Als ich Croys Futterschüssel neben die von Swar stellte bemerkte ich, dass Meister Silberblatt ebenfalls anwesend war. Er saß mit überkreuzten Beinen mitten im Raum und wirkte tief in sich ruhend. So leise wie möglich verlies ich abermals die Kammer und kehrte mit einer Kanne Frischem Quellwasser und einem sauberen Becher zurück. Als ich beides, ohne ein Geräusch zu verursachen (so dachte ich zumindest) auf dem Beistelltisch stellte räusperte sich der Elf leise. Überrascht stammelte ich eine Entschuldigung und verneigte mich tief, ich hatte es plötzlich verdammt eilig so leise wie möglich aus dem Zimmer zu gelangen. Als ich mich an der Tür nochmals umdrehte, erkannte ich im schwachen Lichtschien der kleinen Öllampe, wie sie die sanften Züge des Meisters zu einem freundlichen Lächeln sammelten.
Als ich die Tür zuzog, bemerkte ich noch wie die Öllampe leicht flackerte und schließlich erlosch…
Als ich in meinem Bett lag, kreisten sich meine Gedanken um den Geheimnisvollen alten Elfen. Sein freundliches Gesicht begleitete mich bis tief in meine Träume und schmeckte mir einen erholsamen Schlaf.
Stimmen und Geräusche weckten mich, die Elfen waren also wie üblich sehr früh aufgestanden. Aus unserem Koch und Essraum wehte mir ein verführerischer Duft von frischen Pfannkuchen, Apfelmus und warmen Beeren entgegen, mir lief das Wasser im Mund zusammen
Ich spitze neugierig meine Ohren, aber das meiste was ich von den Gesprächsfetzen erhaschte, verstand ich nicht. Meine Gäste unterhielten sich in Darnassisch. Mir entging jedoch nicht, dass einer von ihnen seltsam angespannt und gereizt klang. Ich vermutete, dass es Galdraen war der noch an den Nachwirkungen von Dhwetans verhängten Schlafbann litt. Auch wenn ich mich nicht ganz unschuldig an seinem Unwohlsein fühlte, wusste ich dennoch, dass es absolut nötig war damit sich sein Körper erholen konnte.
gutgelaunt und leis e vor mich her pfeifend, erfrischte ich mich und kleidete mich anschließend um. Als ich den Hauptraum betrat, erwiesen sich meine Vermutung als bestätigt. Galdraen saß zerknirscht und leise murrend an dem großen Esstisch. Der Teller vor ihm war leer und er drehte einen Becher mit heißem Tee in seinen Händen.
“Du solltest etwas essen Galdraen…“ bemerkte ich leise und begrüßte die anderen beiden Elfen indem ich mich vor ihnen verbeugte.
„Sprich bloß nicht vom Essen Llew, du weißt genau, dass mir speiübel ist, denn du bist an meinem Zustand nicht unschuldig…“ knurrte der Elfenschwertmeister gereizt. Seine dunklen Augen wanderten anklagend über mich.
„Es war nötig Galdraen, und das weißt du auch…“ antwortete ich ihm knapp den ich hatte nicht vor mir meine gute Laune und die Vorfreude auf das leckere Frühstück vermiesen zu lassen. Dankbar nahm ich den gefüllten Teller entgegen den Dhwetan mir reichte und begann zu essen. (Es war wirklich köstlich, die Pfannkuchen warm, das Apfelmuss süß ohne den etwas herben Geschmack der Wildäpfel zu überdecken und die in Honigmilch gekochten Beeren übertrafen den Rest.) Galdraen der neben mir saß murmelte irgendetwas in seiner Sprache und musterte mich weiterhin anklagend.
„Galdraen, nun reicht es aber. Wenn du ohnehin nichts essen willst verderbe Llew nicht den Appetit. Raus mit dir mein Schüler, mach dich schonmal warm, ich werde dir deine schlechte Laune gleich austreiben…“ Die Stimme des Elfenmeisters wirkte ungewohnt befehlend und schroff (es war ihr anzumerken, dass der alte weise Elf befehlsgewohnt war. Ich hielt es nicht für unmöglich, dass er einst Elfenkrieger im Feld geführt hatte) zudem zeigte er zielgerichtet auf die Hüttentür.
„Ja Meister…, entschuldigt…“ murmelte der Schwermeister, schnallte sich seine Schwerter um und trottete demütig und mit gesenkten Blick vor die Hütte. Meister Silberblatt hingegen lies sich von seinem aufsässigen Schüler nicht aus der Ruhe bringen noch seine ebenfalls Gute Laune vermiesen. Nachdem er sein Frühstück gemütlich beendet hatte, entschuldigte er sich für das Benehmen seines Schülers, nahm Umhang und Stab an sich und trat ebenfalls ins Freie.
„Meister Silberblatt wird ihn, sagen wir mal nicht so sanft, zurechtweisen. Du kennst Galdraen und sein hitziges Gemüt mittlerweile. Man kann ihn am besten abkühlen idem man ihm zum Schwitzen bring… Es sind noch genügend Pfannkuchen und Apfelmus da, und ebenso einen Löffel der Beeren, möchtest du noch etwas?“ schmunzelte Dhwetan. Als ich begierig nickte, füllte mir der Erzdruide den Teller erneut. Wir unterhielten uns und so erfuhr ich auch, dass wir Íomer dieses köstliche Frühstück zu verdanken hatten. Der geblendete Elf war also nicht nur Lehrmeister, und ehemaliger Krieger, sondern auch noch ein vorzüglicher
„Wir sollten die Zeit nutzen und einige Tinkturen und Salben zubereiten. Einiges werden wir wohl gleich für Galdraen brauchen, außerdem müssen wir die Vorräte für unsere Reise aufstocken. Ich hoffe nicht, dass wir in Pandaria davon Gebrauch machen müssen aber dennoch…“ bemerkte Dhwetan. Ich verstand die bedenken meines Meisters, denn wir wussten nicht was uns in dem fernen Land erwartete, außerdem kannten wir unsere Gegenseite nicht doch ich glaubte nicht, dass sie uns gegenüber sehr rücksichtsvoll sein würden, wenn wir aufeinanderträfen.
Ich aß etwas schneller ohne jedoch hektisch zu werden (zumindest dachte ich das) doch den Erzdruiden konnte ich natürlich nicht täuschen. „Nur keine Eile Llew, die beiden werden noch einige Stunden beschäftigt sein, und sich noch etliche Übungskämpfe liefern. Beende dein Frühstück so gemütlich wie du es begonnen hast. Ich muss ohnehin noch einige Kräuter aus den Vorräten zusammentragen.“ Bemerkte der Erzdruide freundlich und spülte das gebrauchte Geschirr.
Ich beherzigte Dhwetans Vorschlag, aß gemütlich zu Ende, spülte meinen Teller, und räumte den Tisch ab. Als der Erzdruide mich einem aus Schilfgras geflochtenen und mit getrockneten Kräutern gefüllten Korb aus der Vorratskammer zurückkehrte, legte ich ein sauberes Laken über den Tisch so dass wir die Heilkräuter ausbreiten konnten. Ich folgte den Anweisungen meines Meisters, schaute ihm auch über die Schulter und machte mir Notizen. Ich fühlte mich in die Zeit meiner Grundausbildung zurückversetzt und es machte mir sehr viel Freude dem Erzdruiden assistieren zu dürfen. Wir arbeiteten mehre Stunden, mischten Tinkturen, kochten Kräutersüde und bereiteten Salben, Heilerden zu. Das leise Waffengeklirr der beiden vor der Hütte fechtenden Elfen war zur Begleitmusik geworden.
Als Dhwetan die letzte Phiole versiegelte und sauber beschriftete betrat Meister Silberblatt die Hütte. Seinen Stab trug er wie eine Waffe und ich bemerkte die scharfen Klingen welche aus den Enden hervorragten, mit einem kaum sichtbaren Handgriff schnellten sie in den Stabschaft zurück. Die Robe des Elfen war etwas beschmutzt, seine Haare zerzaust doch in seinem Gesicht las ich ein zufriedenes Lächeln. Im Gegensatz zu Galdraen, der hinter ihm Hütte schlurfte war sein Körper unversehrt.
Ich seufzte leise als ich mir den Schwertmeister näher betrachtete. Mein Freund trug lediglich seinen Lendenschurz und die weichen Elfenstiefel. Sein Haar war schweißnass und überall an seinem Körper entdeckte ich Prellungen, Abschürfungen und auch kurze nicht sehr tiefe Schnitte (offensichtlich durch Íomers Stabklingen herbeigeführt). Zweifelsfrei schmerzhaft aber im Grunde harmlos.
Die Verletzungen waren alle, bis auf einer Platzwunde um sein seines rechtes Auges, oberflächlich.
Auch dem Erzdruiden viel die ernstere Wunde sofort ins Auge.
„Setz dich mein Ilaidir, ich will mir dein Auge untersuchen, wie ist denn das passiert…?“ seufzte er und betastete die Verletzung. Auf da s zurückzucken und leis e Fluchen des Schwertmeisters nahm er keine Rücksicht.
„Gestolpert über eine Wurzel und auf einen Stein aufgeschlagen….oder vielleicht auch über einen Stein gestolpert und auf einer Wurzel aufgeschlagen…“ versuchte Galdraen zu scherzen.
„Vielleicht lehrt dich dass trotz erregten Gemütes und Kampfeslust auf den Untergrund zu achten Schüler…“ tadelte der Elfenmeister und wandte sich an den Erzdruiden. „Schüler Dhwetan, wie sieht die Verletzung aus, ist sie schlimm?“ „Nein nicht sehr Meister, Galdraens Auge ist unverletzt, es ist zugeschwollen und von einer gezackten Platzwunde umrahmt die ich säubern und nähen muss.“
Zu dem leise fluchenden Schwertmeister gewandt meinte er; „Die Stelle ist stark angeschwollen, es wird sehr weh tun, wenn ich sie versorge.“
Galdraen seufzte leise und wandte sich bittend an Íomer. „Werdet ihr mir Helfen Meister, ich fürchte, dass ich noch nicht ganz so weit bin um die Schmerzen reglos über mich ergehen zu lassen…“ „Ja das werde ich, so wie ich es immer getan habe und tun werde…Versuch dein bestes und ich werde dir stütze sein, dich auffangen, wenn du ins Straucheln gerätst mein Schüler. „entgegnete der Alte Elf milde. Er zog sich einen Stuhl zurecht und setzte sich an Galdraens like Seite. Mit einer Hand auf der Stirn die andere auf Galdraens Herzen gelegt sprach er leise, in einer mir fremden Sprache (es war nicht Darnassisch irgendein anderer Elfendialekt schien es dennoch zu sein.) auf seinen Schüler ein. Nach einigen Minuten hatte sich Galdraen gefangen und wirkte tief in sich selbst versunken, Meister Silberblatt sprach weiter ruhig auf ihn ein. „Du kannst anfangen Dhwetan, Galdraen ist nun soweit…“ bestätigte er einige Atemzüge später.
Ich beobachtete Dhwetans geschickte Finger die, die Nähnadel wieder und wieder durch das angeschwollene Fleisch stach und die Wunde mit sehr feinen eng aneinanderlegendem Stichen verschloss.
(Mir stellten sich die Haare zu berge, dass musste schrecklich schmerzen,) doch Galdraen saß, sein gesundes Auge halb geschlossen, auf dem Stuhl und rührte sich nicht. Er zeigte nicht die kleinste Regung, sondern schien den Worten seines Meisters einfach zu lauschen.
Nach gut zwei Dutzend Stichen war die Wunde vernäht. Dhwetan verknotete den Faden und schnitt ihn ab.
„Llew versorge bitte die restlichen Prellungen und Abschürfungen. Sie sind oberflächlich, reinige sie und bedecke sie mit etwas Salbe. Mehr brauchst du nicht zu tun, Galdraen ist zäh. Wenn du fertig bist gib ihm noch eine viertel Phiole des Feenblutes“ Schmunzelte Dhwetan.
„Hast du noch etwas von der Heilerde für das Pferd vorrätig, ich möchte es auch gleich versorgen.“ Als ich meinem Lehrer schweigend zunickte und ihm den Topf überreichte, verließ er zusammen mit Meister Silberblatt unsere Hütte.
„Etwas sanfter bitte wenn’s geht mein Freund…Ich mag vielleicht zäh sein dennoch … Autsch verdammt Llew…“ knurrte Galdraen. Seine unerwartete Aussage lies mich kurz verharren und aufblicken. Seine onyxfarbenen Augen strahlten mich an.
Er wirkte noch immer gelöst und als ob er noch in einer anderen Bewusstseinsebene schweben würde. (Möglicherweise war dies auch so, den Meister Silberblatt hatte schon seltsame Fähigkeiten.)
„Entschuldige, ich werde behutsamer sein…“ murmelte ich „Wie geht es dir? Hast du Schmerzen? „erkundigte ich mich besorgt.
„Etwas und mein Gesicht fühlt sich schrecklich an, die Haut ist so gespannt aber der große Schmerz bleibt noch aus, furchtbar sag ich dir als ob man auf einen Feind wartet den man zwar erahnt aber weder sehen noch hören kann aber man weiß, dass er sich unaufhaltsam nähert…und dass man überrannt wird“. Gestand der Schwertmeister leise.
Obwohl ich Galdraen bedauerte konnte ich derzeit nichts weiter für ihn tun als ihm, sobald ich fertig war das Feenblut zu geben.
Das tat ich dann auch, und dieses Mal leistete Galdraen keinen wiederstand. Er schluckte das schreckliche Gebräu ohne zu murren und war offensichtlich froh das die schmerz lindernde Wirkung schnell einsetzte.
„Ist noch etwas vom Frühstück da?“ fragte er plötzlich. Da es ihm nun etwas besser ging kam auch sein Appetit zurück. „Ja Apfelmus ist noch da aber leider keine Pfannkuchen mehr aber ich mach dir welche“ schlug ich vor.
„Nicht nötig Llew, Apfelmus und ein Stück Brot ist genug, ich möchte mich aber noch waschen und nun ja auch etwas anziehen langsam wird mir verdammt kalt…“ grinste der Schwertmeister der nur in seinem Lendenschurz bekleidet dasaß.
Während sich der Elf erfrischte und ankleidete wärmte ich den Rest des Apfelmuses, auch legte ich ihm ein großes Stück Nussbrot, das ich tags zuvor gebacken habe, auf einen Teller. Da noch einige Eier übrig waren briet ich diese mit etwas Speck für ihn. Es machte mir keine Mühe und ich war froh, dass mein Freund seine gute Laune wiederhatte, und dass auch sein Appetit zurückgekehrt war.
„Wie geht es dir meinem Schüler…?“ erkundigte sich Meister Silberblatt. Dhwetan und er hatten Vayuh versorgt . „Besser Meister, wie geht es Vayuh?“ .„Deinem Pferd geht es gut, wir haben den Rest der Heilerde noch auf seinem Bein verteilt, ich denke dass du bereits Morgen mit ihm einen Waldspaziergang unternehmen kannst.“
„Danke…Meister danke für alles…“ entgegnete Galdraen kauend.
Íomer ließ seinem Schüler Zeit gemütlich und ohne Hast zu essen und zog sich dann mit ihm zurück.
„Nun Llew, lass uns aufräumen und anschließend geht dein Unterricht weiter. Du hast noch vieles zu lernen bevor wir nach Pandaria aufbrechen werden“. Dhwetan klang wie meist streng aber dennoch freundlich. Ich freute mich weiter unterrichtet zu werden, und so ging mir das Aufräumen leicht von der Hand.
Die folgenden Tage verliefen ruhig. Galdraens Blessuren und auch die genähte Kopfwunde heilte ohne Zwischenfälle langsam ab. Manchmal beklagte er sich über bohrende Kopfschmerzen oder dass die Naht entsetzlich jucken würde, worauf ihn Dhwetan kurzerhand in seine Kammer beförderte. Wenig später kehrte er meist mit angeekeltem Gesichtsausdruck, kurz anhaltender schlechter Laune oder Stumm wie ein Fisch, aber offensichtlich von dem Schmerz oder Ärgernis befreit zurück.
Auch dem Hengst Vayuh ging es von Tag zu Tag besser. Bald schon sattelte Galdraen ihn für kurze Ausritte und wenig später ritt er mit ihm und Swar zur Jagd. Das zusätzliche Fleisch kam uns sehr gelegen, da wir die Vorräte für die geplante Reise aufstocken konnten.
Da der Herbst noch nicht allzu feucht war, es regnete relativ selten, konnte ich die Fleischstücke trocknen. Als es dann plötzlich und öfters regnete blieb mir nichts anderes übrig als das Fleisch zu Räuchern um es haltbar zu machen. (Ich hasse den Rauchgeruch den man kaum aus Kleidung und Fell bringt)
Der Herbst näherte sich langsam seinem Höhepunkt. Die Blätter wurden bunter, fielen von den Zweigen und die kälter werdenden Nächte überzogen sie mit glitzernden Raureif. Auch die Geräusche des Waldes nahmen ab. Eichhörnchen sammelten die letzten Eicheln und Dachse und Bären stopften sich die Bäuche voll. Das Fell der Rehe und Wölfe wurde dichter. Die Natur bereitete sich auf den Winter vor. Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger. Unter den Bewohnern meiner Hütte, stellte sich eine angenehme Rutine ein.
Nach unserem gemeinsamen Frühstück unterrichtete Meister Silberblatt seinen Schüler Galdraen in der Kampfkunst und auch der Selbstsuche. Ich schaute den beiden öfters bei ihren Fechtübungen zu und war immer wieder erstaunt mit welcher Präzision, Selbstbeherrschung und elegant der geblendete Elfenmeister seinen Klingenstab schwang.
Galdraen erklärte mir, dass dieses ‚sehen ohne wirklich zu sehen‘ seines Meisters nichts übernatürliches oder magisch mystisches sei, sondern einfach das Resultat seiner restlichen geschärften Sinne und Jahrhundertelange Übung in der Kampfkunst und Selbstbeherrschung.
Nachmittags widmete sich Íomer seinem zweiten Schüler Dhwetan. Die beiden Elfen machten oftmals lange Spaziergänge oder saßen stillschweigend am Ufer des kleinen Sees. Die Abwesenheit der beiden nutzten Galdraen und ich um Reisevorbereitungen zu treffen als auch Alltags-Angelegenheiten zu erledigen. Nach dem, meist späten gemeinsamen Abendessen unterrichtete Dhwetan mich in der Heil- und Kräuterkunde. Nicht selten war es weit nach Mitternacht als er mir erlaubte erschöpft auf mein Lager zu fallen. Dennoch freute ich mich über jede Unterrichtsstunde die mir zuteilwurde.
Eines Nachmittags, als Galdraen und ich für Brennholz sorgten, vernahm ich ein seltsames Geräusch über uns. Ich blickte zum blauen Himmel hoch und entdeckte einen dunklen Punkt der sich langsam näherte. Als ich Galdraen darauf aufmerksam machte schmunzelte er nur, anscheinend hatte er das ‘Ding am Himmel‘ schon lange vor mir entdeckt. „Das werden Hokks und seine Goblin Gefährtin Queezl sein, wird auch langsam Zeit, dass sie auftauchen…“ schmunzelte er gelassen und hackte weiter Äste zu Brennholz. Als sich das Gefährt näherte erkannte ich nun auch die beiden Goblins.
Hokks stand fröhlich winkend im Vorderteil des Zeppelins, in seiner grellbeuten Kleidung glich er den Vögeln aus dem Schlingendorntal. Die kleine zierliche Goblin neben ihn, es musste seine Queezl sein, trug ebenfalls bunte Kleidung, doch die Farben ihrer waren aufeinander abgestimmt. Konzentriert steuerte sie den Zeppelin. Wenig später stand das Fluggefährt über uns am Himmel und verringerte seine Flughöhe langsam.
Als sie in Rufweite waren, erklärte ich ihnen, nach kurzer Begrüßung, wo sie ihr Gefährt sicher landen konnten.
Südlich, unweit der Hütte gab es eine kleine Senke. Eine der Felswände welche sie eingrenzte beherbergte eine große Höhle, ein idealer Platz um das Fluggefährt vor neugierigen Blicken zu verbergen. Die beiden Goblins stimmten mir zu und flogen zum beschriebenen Ort. Etwa eine Stunde später kamen die beiden keuchend, und mit ihren Bündeln geschultert aus dem Wald.
Die Begrüßung, besonders jene von Hokks verlief stürmisch, Der kleine Goblin warf sein Bündel beiseite und rannte auf den Elfen zu, Ich wunderte mich, dass der Elf seine Axt weglegte, die Arme ausbreitete um den kleinen grünen Burschen aufzufangen. Der kräftige Schwertmeister hob Hokks hoch wie ein Vater es mit seinem Kind tun würde. Ihre gemeinsame Reise ins Schlingendorntal hatte die beiden offensichtlich sehr zusammengeschweißt. Während die beiden ihr Wiedersehen gejohlten begrüßte ich die etwas schüchterne Queezl.
Sie war zierlich und für eine Goblin-Dame durchaus hübsch anzusehen. Zu meinem Erstaunen umarmte sie mich spontan und lachte laut, etwas perplex erwiderte ich die Geste. (Anscheinend war diese Queezl immer zu Scherzen aufgelegt und hatte ein sonniges Gemüt). „Na hungrig kleine Freunde“ fragte ich freundlich wobei ich wusste das sich mir diese Frage hätte ersparen können, denn die Antwort kannte ich bereits.
Beide nickten bestätigend. „Na du stellst aber dumme Fragen Llew, Goblins sind immer hungrig.,“ lachte Galdraen. Gemeinsam gingen wir in die Hütte wo ich ein einfaches Mahl bereitete. (Es fasziniert mich doch immer wieder wieviel so ein kleines Wesen essen kann).
Wie üblich kehrten Meister Silberblatt und Dhwetan am späteren Nachmittag von ihren Ausflügen zurück. In einem Korb brachten sie Wildäpfel, einige Beeren und Wildwurzeln mit.
Der Erzdruide begrüßte die beiden Goblins und stellte seinen Begleiter vor.
Zu meiner Überraschung ließen die beiden sich prompt vor Íomer auf die Knie sinken und zeugten ihm Ehrerbietung indem ihre Köpfe den Boden berührten. (Offensichtlich war Meister Silberblatt nicht nur unter den Mitgliedern der königlichen Allianz eine ‘Lebende Legende‘.
„Erhebt euch, ihr beschämt mich kleine Freunde…. Ich bin keine Gottheit, sondern lediglich ein alter Elf. Nennt mich einfach Íomer…“ sprach Meister Silberblatt milde und half den beiden auf die Beine.
In den folgenden Tagen fügten sich Hokks und auch Queezl in unsere Tätigkeiten mit ein. Hokks hatte sich zu einem treffsicheren Bogenschützen entwickelt und begleitete Galdraen oftmals bei der Jagd. Swar trug seinen kleinen grünen Freund wie selbstverständlich auf seinem Rücken. (es war ein ungewöhnliches, seltsames Bild, das mich sehr glücklich machte. Ein Elfenschwertmeister auf seinem edlen Pferd und ein Goblin auf einem stolzen Wolf reitend vertraut beisammen. Ich hoffte sehr, dass die Goblins die Kraft besaßen auch weiterhin ihre Unabhängigkeit und Neutralität zu wahren.) Queezl hingegen half nicht selten Dhwetan und mir. Sie überraschte mich wieviel Wissen und Verständnis sie im Umgang mit den diversen Heilkräutern zeigte. (Sie sprach nie darüber woher sie ihr Wissen hatte…Selbst Dhwetan konnte mir dies nicht erklären. Wenn man sie danach fragte wurde sie Still, manchmal gar abweisend und in ihrem sonst sanften Gesicht spiegelten sich Trauer und Wut).
Die Tage wanderten unaufhaltsam dahin. Die gefallenen und mit Raureif bedeckten Blätter knirschten unter den Füssen. Die Nächte wurden bitter kalt, der Herbst näherte sich langsam seinem Ende zu, die Reisevorbereitungen liefen auch Hochtouren, doch langsam fragte ich mich, ob wir noch vor dem Winter aufbrechen würden.
Galdraen und ich waren gerade dabei unsere Haustiere zu versorgen. Ich melkte die Ziegen und der Elf reinigte den Hühnerstall und striegelte anschließend sein Pferd. Das der baldige Abschied von seinem geliebten Tier ihm sehr schwerfallen würde, konnte selbst ein Blinder nicht übersehen.
plötzlich hörten die Vögel auf zu zwitschern, Vayuh spitze seine Ohren und wieherte unbehaglich. Mir stieg der typische Geruch eines sich öffnenden Magierportal in die Nase und brachte mich unweigerlich zum lauten Nießen. Auch Galdraen viel die Veränderung auf. Ruhig brachte er sein Pferd in Deckung und rieht mir dasselbe zu tun ehe er die Schwerter zog. Gespannt wie ein Pfeil in der Bogensehne lauerte er, nichts schien seiner Aufmerksamkeit zu entgegen. Den kampferprobten und gestählten Krieger in sich konnte er nun nicht mehr verbergen. Auch ich wechselte, mit erneutem nießen in meine Löwenform, wenn es wirklich zum Kampf kommen würde, so wollte ich dem Elfen beistehen.
Plötzlich polterte ein Rindenstück durch das, nun halboffene Portal, vor die Füße des Elfen. Seine scharfen Augen musterten das Holzstück indem einige Elfenrunen geschnitzt waren. Erleichtert seufzte Galdraen auf und lies seine Schwerter wieder in die Scheiden gleiten. „Es sind Freunde, Elfen aus Darnassus, du kannst dich also wieder wandeln Llew…“ erklärte er. Mit lautem Nießen folgte ich seiner Aufforderung.
Wenige Augenblicke später traten zwei bewaffnete Elfen, offenbar Angehörige der Schildwache von Darnassus durch das Tor. Ich kannte beide. Kaelas ein Wächter und einer der wenigen männlichen Schildwachen. Ich kannte ihn seit meiner Kindheit. Damals schützte er mich oft vor den Gemeinheiten und Scherzen der jungen Elfen. Als ich dann zum jungen Mann heranwuchs entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen uns.
Auch die Bogenschützin Nirumé war mir nicht unbekannt. Beide traten mit gezückter Waffe respektive gespanten Bogen durchs Portal.
Als die beiden uns entdeckten lächelten sie freundlich. Kaelas senkte seinen Speer und Nirumé steckte ihren Pfeil in den Köcher zurück.
Hinter ihnen betrat nun auch eine dritte Elfe, offensichtlich die Magierin welche das Portal geöffnet hatte, auf die Wiese. Ich kannte sie nicht, Galdraen schien es jedoch anders zu ergehen. Als sie mit grazilen schritten auf den Schwermeister zuging senkte er den Blick und errötete leicht.
„Elrinfaer… du hier…“ Stotterte er leise. (Nun wurde mir klar wen er vor einiger Zeit mit dem Wesen meinte, das er mehr als sein Pferd lieben würde… Ich konnte ein schmunzeln nicht verbergen und prompt fing ich mir vorwurfsvolle blicke von den Elfen ein.)
„Ich grüße dich Galdraen…“ sprach sie mit melodiöser Stimme, umarmte den perplexen Schwermeister und küsste ihn zärtlich. Etwas unbeholfen erwiderte er die Geste.
„Es scheint du bist etwas aus der Übung…“ grinste Kaelas frech, woraufhin ein vielstimmiges Gelächter die Lichtung erhellte. „Llew, ich möchte dir meine Gefährtin Elrinfaer vorstellen, die beiden anderen scheinst du zu kennen…“ lächelte Galdraen.
Etwas überrascht begrüßte ich die Elfe, (Galdraen hatte also eine Gefährtin, nun ja der alte Kerl schaffte es mich mal wieder zu überraschen). Auch die anderen beiden hieß ich Willkommen und bat sie in meine beschiedene Hütte. „Die beiden Goblins drinnen sind unsere Freunde, also lasst die Waffen gesenkt…“ erklärte Galdraen ernst. Sein Ton glich einem Befehlserprobten Krieger.
„Goblins in deiner Hütte, zugegeben ich bin etwas überrascht Llew. Aber deinem Gesichtsausdruck zu beurteilen bist du selbst weit erstaunter als ich selbst. Ist es denn so ungewöhnlich das Galdraen eine Gefährtin hat? Er ist ein erwachsener, gutaussehender Elf und sie nun ja sie ist sehr hübsch…Elrinfaer ist übrigens Meister Silberblatt‘s Tochter…“ raunte Kaelas mir leise zu. Er schritt neben mir und als ich abrupt stehenblieb.
„Was… Elrinfaer ist Íomers Tochter…“ platzte es etwas zu laut aus mir heraus.
„Ja das bin ich …“ lächelte die Elfin und ergänzte in einem tadelnden aber scherzhaften Ton…“ Junger Druide, hast du wirklich angenommen, dass wir Elfen aus dem Nichts entstehen…?“
Mir blieben die Worte im Halse stecken und ich trottete beschämt hinter den Elfen in meine Hütte.
Dhwetan, Hokks und Queezl saßen mit Meister Silberblatt am großen Esstisch und lauschten seinen Erzählungen über Pandaria. Vor jedem dampfte ein Becher mit heißem Tee.
„Ich grüße dich Tochter, eigentlich habe ich dich schon früher erwartet. Nirumé, Kaelas, ich danke euch, dass ihr um das Wohl meiner Tochter besorgt seid und sie begleitet habt.“ Begrüßte Íomer die Neuankömmlinge freundlich. (ich vermutete, dass er sie durch ihre Schritte oder was auch immer erkannt hatte). Dhwetan verneigte sich höflich und bot ihnen und auch Galdraen und mir Sitzplätze und heißen Tee an.
Nur Hokks und Queezl rutschten etwas auf ihren Sitzplätzen herum. Offensichtlich fühlten sie sich in Gesellschaft mit so vielen Elfen nicht sonderlich wohl.
Auch wenn meine kleine Hütte nun schier aus den Nähten platzte, freute ich mich über die neuen Gäste. Wir vernachlässigten, für den Rest des Tages unsere Pflichten, unterhielten uns, aßen zusammen, spielten Karten und ließen uns von Hokks die neusten Würfelspiele (bei denen die Elfen und ich natürlich stehts den Kürzeren zogen) erklären.
„Kleiner Goblin, sei bloß vorsichtig wem du deine gezinkten Würfel präsentierst…“ mahnte Meister Silberblatt. Seine edlen Züge waren mit einem feinen Lächeln umrahmt. „Möglicherweise habt ihr recht, oh ehrenwerter Meister…“ feixte Hokks was ihm sogleich einen groben Ellenbogenstoss seiner Gefährtin Queezl einbrachte. Die Großen bernsteinfarbenen Augen der Goblin funkelten bedrohlich. (Das der freche Goblin unter den Blicken seiner Freundin kuschte brachte mich zu lautem Lachen.)
„Nimm es als gutgemeinter Rat oh König der Würfel …“ schmunzelte Íomer.
(Ich war etwas verwirrt ob dem Humor des alten weisen Elfen, was wiederum die anderen Elfen zum Schmunzeln brachte)
Die Stunden des fröhlichen, ungezwungenen Zusammensitzens flogen dahin.
Als ich zum Fenster blickte und den hellen Mond in der sternklaren Nacht erkannte erschrak ich etwas, denn es musste bereits nach Mitternacht sein. Mit einem Räuspern unterbrach ich die fröhliche Runde, und wies meinen Gästen ihre Quartiere zu.
Hokks und Queezl schlugen mir bereits am Nachmittag vor, dass sie in ihrem Zeppelin übernachten könnten, sollten die Elfen aus Darnassus eintreffen, um die Tiere abzuholen. Ich nahm ihr Angebot gerne an.
Da es nun bereits so spät war, wollte ich sie nicht alleine zu ihrem Fluggefährt gehen lassen. Einige Worte reichten, dass sie dies einsahen und sich von Kaelas und Galdraen begleiten liesen, (wenn auch Hokks es nicht ohne Murren ertrug. Doch schließlich siegte seine Vernunft, oder eher seine Besorgnis um Queezl).
Nach und nach zogen sich meine Gäste in die ihnen zugeteilten Zimmer zurück. Als ich meine Schlafmatte nahe dem Herdfeuer ausrollte, ich überlies meine Schlafkammer dem Erzdruiden, meinte Dhwetan ernst; „Auch wenn es spät ist Llew, deinen Unterricht sollten wir nicht vernachlässigen, hol dir Zeichenblock und Kohlestift…“
Ich war wenig begeistert, denn ich war hundemüde und konnte meine Augen kaum noch offenhalten. Nichtsdestotrotz blieb mir jedoch nichts anderes übrig als die Anweisung meines Meisters zu folgen. Gähnend und müde blinzelnd setzte ich mich auf meine Schlafmatte, den Rücken am warmen Herd angelehnt, und zeichnete die Kräuter wie Dhwetan von mir verlangte.
Nach einer heruntergebrannten Kerze, und als auch das Öl in der kleinen Lampe langsam zu Ende ging, war der Erzdruide schließlich mit meiner Arbeit zufrieden und entließ mich aus seinem Unterricht.
Es war ungefähr in der zweiten Morgenstunde als ich die Decke über mich zog und einschlief.
Der Morgen graute viel zu früh (zumindest nach meiner Ansicht), und mit ihm rückte auch die Stunde an, wo ich von den drei Elfen Abschied nehmen musste. Elrinfaer, Kaelas und Nirumé würden nach Darnassus zurückkehren und unsere Haustiere mit sich nehmen.
Just in dem Moment als sich das Magiertor öffnete, stürmten unsere kleinen grünen Freunde aus dem Wald. Beide keuchten sich beinahe ihre Lungen aus dem Leib. Offensichtlich waren sie den Ganzen Weg von der Höhle wo der Zeppelin verborgen war gerannt.
Ich vermutete, dass die beiden verschlafen hatten, denn sie sahen etwas zerzaust aus und ihre Kleidung zerknittert. Nachdem sie sich etwas erholt hatten, (Hokks fluchte lautstark über die Unmanieren der Elfen und japste dabei nach Luft) viel ihre Verabschiedung von den Elfen herzlich aus.
Galdraen viel der Abschied am schwersten, denn er musste sich von zwei Lebewesen die ihm lieb und teuer waren trennen, seiner Gefährtin Elrinfaer und seinem Pferd Vayuh.
Dem Schwertmeister standen die Tränen in seinen dunklen onyxfarbenen Augen.
„Jeder hat seinen Weg zu gehen Schüler, uns steht es nicht zu dem Weg des anderen zu behindern…“ Raunte Meister Silberblatt leise. Auch ihm war anzusehen, dass ihm der Abschied von seiner Tochter alles andere als leicht viel.
Ich schaute den Elfen noch lange nach, bis sich das Portal geräuschlos schloss und betrat leise seufzend meine Hütte.