Kapitel 5; Neue Spuren
„Arthagan, wie fühlst du dich nun…?“ erkundigte sich der Erzdruide freundlich.
„Besser denke ich aber mein Bein schmerzt sehr…“ Krächzte Arthagan und strich verstohlen über seine feuchten Augen. Der Erzdruide nickte wissend und zog eine kleine geschnitzte Schatulle aus einem seiner Gürtelbeutel. Als er das Kästchen öffnete erhaschte ich ein Blick; Das Behältnis war unterteilt, in den einzelnen Fächer lagen sehr feine Nadeln unterschiedlicher Länge und mit kleinen verschiedenfarbigen Köpfen.
„Llew dreh den Jungen bitte in Seitenlage und stabilisiere ihn. Arthagan, es wird gleich etwas zwicken, etwa so wie ein Mückenstich…“ Ich tat wie mir geheißen, (was mit nur einer brauchbaren Hand) schwieriger war als angenommen. Dhwetan klaubte eine der kürzesten Nadeln aus der Schatulle, tastete den Nacken des Jungen ab und trieb sie an einem bestimmten Punkt in dessen Körper, mit zwei weiteren verfuhr er ebenso. Ich beobachtete meinen Meister interessiert, die drei Nadelköpfe bildeten ein kleines Dreieck im Nacken des Jungen.
„Seltsam ich spüre fast keinen Schmerz mehr…“ murmelte Arthagan nach einigen Minuten verwundert. „Na dann lassen wir die kleinen Helfer doch für einige Tage an Ort und Stelle.“ schmunzelte Dhwetan und legte eine feine Stoffbahn um Arthagans Hals und bedeckte so die Nadelköpfe. Neugierig musterte ich das Werk meines Meisters ehe die kleine Stechlinge unter dem Stoff verschwanden.
„Es ist noch zu früh dich in die Technik des ‘Nál‘ einzuführen Llew, übe dich in Geduld mein Schüler, auf dass du in naher Zeit bereit bist dies zu lernen…“ erwiderte Dhwetan auf mein verwundertes Stirnrunzeln hin.
Ich war etwas enttäuscht, (denn ‚naher Zeit‘ war Dhwetans klangvolle Umschreibung für ‚‘irgendwann in den nächsten Jahrzehnten‘.) versuchte es mir aber nicht anmerken zu lassen, (doch Dhwetans Miene offenbarte, dass mir dies wiedermal gründlich Misslang). „Schau nicht so säuerlich junger Schüler, die Zeit wird kommen wo ich dir dies lehren werden, denn nach wie vor bist du mein einziger Schüler und ich habe nicht die Absicht dies zu ändern, du macht mir wirklich genug Kummer und Arbeit…“ bemerkte der Erzdruide trocken, doch es viel ihm schwer sein Schmunzeln zu überspielen. „Erst musst du lernen dich selbst im Zaum zu halten und dich zu beherrschen auch wenn dir nicht danach ist. Wie lange es danach dauern wird bis ich bereit bin dir das ‘Nál‘ beibringen wird sich zeigen mein ungeduldiger Schüler. Doch nun entschuldige mich Llew, ich möchte mich etwas zurückziehen und ausruhen. Es war das erste ‘Cealg’, dass ich bei einem Menschen durchgeführt habe, Arthagans Schmerz war zum Teil auch der meinige, und diese hat mich doch ziemlich ausgelaugt.“
Wahrscheinlich starrte ich meinen Meister ungläubig an, denn er seufzte leise und holte zu einer weiterführenden Erklärung aus. „Du musst wissen Llew, während eines ‘Cealg’ wird ein Teil des Schmerzens welcher der zu Behandelnde erdulden muss, vom Ausführenden auf sich selbst geleitet. Andernfalls würde der Verletzte die Qual nicht überstehen, oder er würde den Verstand verlieren. Das ist nur einer der Gründe weshalb die Methode kaum noch angewendet wird, obwohl es überaus effektiv ist scheuen sich viele davon ein ‘Cealg’ durchzuführen…“
Ohne auf eine Antwort meinerseits wartend, oder sich in weitere Fragen und Diskussion einlassend, erhob sich Dhwetan mühsam und schlurfte aus der kleinen Kammer.
„Wenn sich etwas am Zustand des Jungen ändert benachrichtige mich bitte umgehend. Ansonsten bekommt Arthagan heute nur Wasser, wenn er danach verlangt, und falls es ihm möglich sich sollte er schlafen…“ unterwies mich der Erzdruide noch von der Tür her.
Arthagan war zu müde um über das, was er erlebt hatte zu berichten, seine schweigenden Blicke baten mich, ihn alleine zu lassen. Ich stellte ihm eine kleine Glocke und einen Becher frisches Quellwasser auf die Kiste neben dem Bett, und versicherte mich, dass er beides gut erreichen konnte. Wenn du etwas brauchst oder Gesellschaft wünschst dann klingle. Für einen absehbaren Zeitraum wirst du wie ein Adeliger bedient.
Versuch erst gar nicht alleine auf den Nachttopf zu gelangen, sonst zieht mir Dhwetan das Fell über meine Armen Ohren… und darauf würde ich nur zu gern verzichten.“ scherzte ich und verlies leise die Kammer.
Es war Zeit mich um die Abendmahlzeit zu kümmern.
Das Quietschen der Hüttentür (ich muss die Angeln dringend Ölen), riss mich aus meinen Gedanken und bezeugte Galdraens und Altarus Rückkehr.
Der Schwertmeister trug ein junges Reh quer über seinen breiten Schultern, offensichtlich Swars Jagdbeute. Der große Wolf lief mit stolzgeschwellter Brust neben dem Elfen her. Der faule Croy ließ sich mal wieder tragen. Der pechschwarze Rabe hockte vergnügt auf Altarus Schulter und kommentierte lautstark den Jagderfolg seines Freundes. Doch was meine eigentliche Aufmerksamkeit erregte war die zerschlissene und blutbefleckte Umhängetasche welche der Draenei mit sich trug.
„Dein Wolf hat sie angeschleppt, Galdraen und ich vermuten, dass die Tasche einem der Gelehrten oder möglicherweise auch einem der Söldner gehört hatte, wir sind uns nicht sicher. Sie enthält unter anderem Papierbögen mit seltsamen Kritzeleien und Wörtern in einer uns unbekannten Sprache. Nun ja vielleicht ist es auch eine Art Geheimsprache… Wir hoffen, dass Dhwetan und weiterhelfen kann.“ Erläuterte Altaru dem meine neugierigen Blicke nicht entgingen.
„Dhwetan ist im hinteren Zimmer, er wirkte sehr erschöpft als er sich zurückzog…“ bemerkte ich besorgt. „Die Tasche liegt nun schon einige Wochen herum, da kann die Entzifferung des geschriebenen noch etwas länger warten. Llew sorge dich nicht um deinen Meister, ich sehe später nach ihm, er wird schneller als du es dir vielleicht wünschst wieder der alte Kautz, denn wir alle Lieben, sein.“ grinste Galdraen.
Er entledigte sich seiner Rüstung, bat um einige Messer und nahm Swars Beute wieder an sich. Der Schwertmeister würde das Tier zerlegen und auch Swar seinen verdienten Anteil aushändigen davon war ich überzeugt. Auch mein Wolf schien da s zu wissen, denn ohne jegliches geknurre und Missgunst folgte er Galdraen und seiner Beute ins Freie.
Altaru legte die Tasche zur Seite. In seinem Blicken las ich die unausgesprochene Frage und seine Besorgnis um Arthagan. „Dein Knappe hat die Behandlung gut überstanden, derzeit hat er auch kaum Schmerzen, Dhwetan sorgte dafür. Möglicherweise schläft der Junge bereits aber du kannst sehr gerne zu ihm.“ Der alte Draenei nickte erleichtert und verschwand im Zimmer indem sein Knappe sich erholte.
Ich schälte und schnitt einige Kartoffeln und Wildwurzeln zurecht. Zum Abendessen würde es gebratenes Rehfleisch und Kartoffelbrei geben. Mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen, und bedauerte sehr das Arthagan nicht an Mahl teilhaben durfte.
Nach einiger Zeit brachte mir Galdraen ein saftiges Stück aus der Rehkeule. Sein Unterwams wie auch seine Hände waren blutbesudelt. Auch Swars Fang war blutverschmiert. Mein Wolf verzog sich satt und zufrieden in seine Schlafecke und putzte sich entspannt das befleckte Fell. Selbst Croy der den beiden gefolgt war, hielt ausnahmsweise seinen Schnabel. Seine Gesichtsfedern wirkten dunkler als der Rest seines Gewandes. Ich vermutete, dass er sich über die Rehinnereien hergemacht hatte, auch er verzog sich in sein Eck und putze hingebungsvoll sein Gefieder.
„Ich habe das Reh zerlegt und die Teile gesalzen und in deinem Schuppen aufgehängt, auch das Fell ist zum Trocknen aufgespannt.“ Berichtete Galdraen während er seine Hände, die Messer und auch sein Unterwams vom Rehblut säuberte. Nachdem er sich seine Rüstung wieder angelegt hatte, zog er sich zu Dhwetan zurück.
Als Altaru aus der Schlafkammer trat wirkte er mehr als erleichtert. Er konnte sich selbst überzeugen, dass es Arthagan besserging. Leise vor sich her pfeifend ging er mir zur Hand. „Arthagan schläft nun, ich soll dir nochmals ausrichten, dass er dich wirklich nicht verletzen wollte Llew…“ schmunzelte der Paladin. „In ein zwei Tagen muss ich wieder nach Sturmwind aufbrechen, aber wenn du es erlaubst würde ich euch gerne in ungefähr zwei Monden wieder Besuchen. Ich weiß, dass mein Knappe bei dir in besten Händen ist Llew, aber dennoch werde ich den Jungen vermissen…“ gestand Altaru seufzend.
Natürlich ‘erlaubte‘ ich dem Draenei uns erneut zu besuchen. Wir unterhielten uns über dies und das während wir gemeinsam das Abendessen zubereiteten. (Altaru war ein vorzüglicher Koch von dem ich noch viel lernen konnte).
Als das Mahl beinahe fertig war, klopfte ich an die Geschlossene Tür zu Dhwetans und Galdraens Unterkunft. Erst auf dem zweiten etwas forscheren Klopfen erfolgte eine Reaktion. Der Schwertmeister bat mich einzutreten.
Mein Blick viel auf ihn und dem reglos daliegenden Erzdruiden. Galdraen’s Hände ruhten auf Herz und Stirn des liegenden, unter ihnen gleißte es grünlich.
„Schließe bitte die Tür … und auch deinen Mund mein Freund…“bemerkte der Elf ohne mich eines Blickes zu würdigen.
Er wirkte gelassen, doch auch seine Konzentration war nicht zu übersehen. Mein Meister lag entspannt auf dem Lager, seine eisblauen Augen hielt er halb geschlossen, sein Atem ging langsam und flach. Ich erkannte das er sich in einer Art der Elfentrance befand.
„Wir nennen diesen Zustand ‘Val‘andi‘, er dient zur Erholung des Geistes und Regeneration des Körpers. Ich helfe Dhwetan lediglich etwas dabei ihn zu halten…“erklärte Galdraen ungefragt. „Er ist bald wieder auf den Beinen.,“ beruhigte mich der Schwertmeister.
Noch ehe er ausgesprochen hatte rührte sich mein Meister, er blinzelte einige mal und lächelte seinen Ilaidir an was ein Stein von meinem Herzen fallen ließ. Dhwetans Maske der Erschöpfung, welche er noch einige Stunden zuvor trug schien gänzlich von ihm abgefallen zu sein. Seine eisblauen Augen funkelten vor Klarheit und Ruhe, sie glichen wahrlich einem tiefen Bergsee.
Galdraen fragte ihn etwas in ihrer Sprache was ich nicht verstand (in Situationen wie die, verfluchte ich mich selbst, damals beim Unterricht der Darnassischen Sprache nicht besser aufgepasst zu haben).
„…Ja bitte mein Ilaidir…“ hörte ich den Erzdruiden antworten (wenigstens diesen Teil der Unterhaltung verstand ich). Galdraen nickte, mischte sorgfältig einige Kräuteressenzen in einem kleinen Becher zusammen und reichte ihn dem sich langsam aufsetzenden Erzdruiden. Verwundert bemerkte ich wie Dhwetan sein eigenes Gebräu missbilligend anstarrte und mit verzogener Miene hinunterschluckte. „Einfach scheußlich dieses gemischte Zeug aber es hilft…“ murmelte er und bat um einen Becher mit frischem Wasser den er auch umgehend erhielt.
„Nun mein Schüler, auch ich bin lediglich ein Wesen aus Fleisch und Blut, und habe somit das recht Dinge zu verabscheuen, dennoch folge ich meinem Wissen und Erfahrung auch wenn es nicht immer angenehm ist. Und dieses Wesen aus Fleisch und Blut das s ich nun mal bin braucht gelegentlich Hilfe und manchmal, ja manchmal ist es verdammt hungrig, so wie jetzt. Es riecht wirklich köstlich und da ich annehme, dass du uns zu Tisch rufen wolltest, werden wir gerne folgen…“lächelte Dhwetan verschmitzt. (Ja er war wirklich wieder ganz der Alte).
Voller Elan und neuer Energie, doch leider etwas zu schnell, erhob sich der Erzdruide vom Lager. Nur die Schnelligkeit und Geistesgegenwärtigkeit des Schwertmeisters an seiner Seite, bewahrte ihn vor einem Sturz.
„Hoppla…meine Beine sind wohl noch nicht ganz wach“ grinste Dhwetan und lies Galdraens strenge Belehrung und sanfte Zurechtweisung leise murrend über sich ergehen.
Ich folgte den beiden, verstohlen grinsend in den Koch-und Essraum (mein Meister mochte vielleicht meinen, dass er Galdraen fest im Griff hatte, doch diese Situation zeigte eher, dass es genau umgekehrt war. Ob es nun tatsächlich so oder so war, ich war glücklich, dass die beiden sich gefunden hatten, und eine ungewöhnliche, auf den ersten Blick nicht unbedingt sichtbare, aber tiefe Freundschaft sie verband).
Das üppige Mahl schmeckte uns allen vorzüglich, abermals bedauerten wir, dass Arthagan nicht daran teilhaben konnte. Nach dem essen, schaffte Altaru Platz auf dem Tisch und breitete den Inhalt der gefundenen Tasche aus. Außer den herkömmlichen Reiseutensilien befanden sich zahlreiche beschriebene Papierbögen und auch einige, Pergamentrollen darunter. Das zerbrochene Siegel der Rollen zeigte ein uns allen unbekanntes Wappen. Dhwetan bestand darauf es bereits einmal gesehen zu haben, aber er konnte es leider weder einer Person, noch Gemeinschaft zuordnen.
Dass die Tasche und deren Inhalt solange Wind und Wetter ausgesetzt war, half uns alles andere als weiter. Galdraen mutmaßte, dass es sich bei einem Teil der Aufzeichnungen um eine geheime Sprache der Magier handeln könnte. Nach erneutem gründlichen betrachten des Gekritzels stimmte auch Altaru und schließlich Dhwetan zu.
Doch da keiner von uns Magier oder Gelehrter war und sich mit deren geheimen Sprachen und Kommunikation auskannten, brachte der geheimnisvolle Tascheninhalt uns leider nicht weiter.
„Arbraxas…“ platzte es plötzlich aus mir heraus.
„Verdammt, den habe ich ganz vergessen…“schmunzelte Altaru und schlug sich gegen seine Stirn. Auch die Augen der Elfen leuchteten als ich den Namen des, nun ja zugegeben etwas seltsamen Magier, erwähnte. „Dhwetan, dein Schüler scheint schlauer zu sein als angenommen…“ grinste Galdraen, seine dunklen Augen funkelten listig.
Der Erzdruide schmunzelte ebenfalls und nickte mir anerkennend zu. „Galdraen, du müsstest eigentlich wissen, dass wen es anders wäre ich den Träumer Llew Llaw Arian nicht als meinen Schüler angenommen hätte.“
Da Dhwetan es wieder einmal schaffte Tadel und Lob nur in wenigen Worten gleichzeitig zu erwähnen, senkte ich beschämt meinen Blick, (ich fühlte mich plötzlich an den Anfängen meiner Grundausbildung zurückversetzt).
Altaru klopfte mir anerkennend aber auf die Schulter und brach in schallendes Gelächter aus. Die anderen stimmten mit ein und nach anfänglicher gespieltem Schmollen konnte ich mich selbst nicht überreden weiter den Beleidigten zu spielen und stimmte selbst ein.
„Sobald ich in Sturmwind ankomme, werde ich den schrulligen Arbraxas aufsuchen und ihn bitten euch baldmöglichst zu besuchen.“ Versprach Altaru und stand gähnend vom Esstisch auf.
„Du hast recht alter Freund, es ist wiedermal spät geworden. Ich sehe nochmals nach Arthagan und lege mich dann ebenfalls hin.“ Verabschiedete sich der Erzdruide.
„Leg dich hin Llew, deine Hand schmerzt bestimmt noch, und wie ich unseren Dhwetan kenne, wird er auch noch nach dir sehen und dir etwas gegen die Schmerzen geben wollen. „raunte mir Galdraen zu. Mir war sofort klar, dass er es zwar als Bitte ausgesprochen hatte ich es aber als seinen Befehl verstehen sollte.
„Ich sehe später nach dir und versichere mich ob du deine Pflicht des Schlafens erfüllst und wenn nicht…. Nun ja du weißt wozu ich in der Lage sein kann…“ feixte der Schwermeister und machte sich zu einem Mondscheinspaziergang auf.
Ich wäre ihm gerne gefolgt, aber das Pochen in meiner Hand (das einem Totentanz der Dämonen glich) hielt mich davon ab.
Doch um ehrlich zu sein, ich war einfach zu müde und versuchte jede unnötige Bewegung zu vermeiden, der Tag war lang und ereignisreich. Erschöpft entledigte ich mich meiner Kleidung, streifte das Nachtgewand über (mit nur einer brauchbaren Hand war selbst dies eine Herausforderung) und lies mich aufs Lager fallen.
Doch wie befürchtet blieb der Schlaf aus, in Gedanken versunken stierte ich an die Zimmerdecke. Die leisen Schritte die sich meinem Lager näherten ließen mich aufhorchen, ich erkannte sie sogleich. Es war Dhwetan und er brachte bestimmt einer seiner furchtbaren Elixiere mit. Ich seufzte leise auf.
Obwohl meine Hand dick verbunden, gepolstert und die Knochen ordentlich gerichtet und geschient waren lies mich der anhaltende Schmerz keinen Schlaf finden. Unruhig wälzte ich mich von einer auf die andere Seite (und kam dabei öfter als ich zu fluchen imstande war, auf meiner Hand zu liegen oder stieß sie an). Ich hörte meine Zähne leise knirschen und spürte wie meine Augenwinkel feucht wurden. Dennoch gestattete mir mein inneres Wesen nicht aufzustehen und bei Dhwetan um Hilfe zu ersuchen, also litt ich mehr oder weniger stumm vor mich her. Insgeheim hoffte ich, dass mein Meister bald am Bett erschienen würde und mich von diesen verdammten Schmerzen zu befreien, wenigstens für einige Stunden…
Das leise rascheln welcher das gespannte Leinentuch von sich gab als es zur Seite geschoben wurde, erfüllte mich mit neuer Hoffnung. Ich Dankte still der großen Göttin…
Ein schwaches, Licht erfüllte die enge abgetrennte Schlafkammer.
Im schwummerigen Schein der kleinen Öllampe, erkannte ich die harten dennoch edlen Gesichtszüge meines Meisters.
Seine Stirn war gerunzelt, und seine eisblauen Augen funkelten wild. Oh ja ich kannte diesen bestimmten einen Blick meines Lehrers, indem sowohl Sorge, Vorwurf und auch Schelte vereint waren sehr gut. Er ließ mich jedes Mal aufs Neue frösteln (selbst nach so vielen Jahren als Dhwetans Schüler).
„Du bist ein sturer, doch hoffentlich nicht unbelehrbarer Narr Llew Llaw Arian…! Ist es denn so schwierig mich um Hilfe zu bitten? Es ist keine Schande oder Zeichen der Schwäche jemanden um Hilfe zu bitten mein Schüler. Wenn ich wüsste wo Íomer Silberblatt derzeit weilt würde ich ihn bitten herzukommen um sich deiner etwas anzunehmen…
Als Dhwetan den Namen erwähnte senkte ich ehrfürchtig meinen Blick.
Íomer Silberblatt, ein Name der viele vor Ehrfurcht erstarren lässt.
Ein alter Elf, einst ein bekannter Kämpfer. In einer Schlacht wurde er geblendet und verlor sein Augenlicht. Er wandte sich vom Pfad und den Pflichten eines Kriegers ab und widmete sich der Suche nach Selbsterkenntnis und seinem Weg.
Es heißt, dass er als wandernder Lehrer und Geschichtenerzähler durch die Landen zieht. Obwohl blind gegenüber des herkömmlichen…
Dhwetan erzählte mir viel von ihm, auch finden sich einige von ihm verfasste Schriftrollen im Hain von Darnassus.
Es wäre mir eine große Ehre ihn kennenzulernen, einige Worte mit dieser beeindruckenden Persönlichkeit zu wechseln oder auch nur stillschweigend seinen Worten zu lauschen. Doch ich denke, dass dieser Wunsch ein Traum bleiben wird.
Einer seiner Zitate, das sogleich der Eröffnungsvers in einem seiner Werke ist berührt mich stets tief, wenn ich es vernehme, es lautet;
„Als mein Augenlicht erlosch und die ewige Nacht mich einholte, erkannte ich den Weg den es zu gehen gilt… Ich sah, und versuche zu gehen…Ein jeden Tag auf Neue…“
Íomer Silberblatt, ich kannten diesen Namen, und verneigte sich im Gedanken tief vor diesem uralten Elf und einer von Dhwetans ‘Geistigen‘ Lehrern.
„Llew Llaw Arian…“die Worte des Erzdruiden drangen wie von sehr weiter Ferne an meine Ohren; „auch wenn du ein Narr sein magst, werde ich dir dennoch helfen und dir die Schmerzen etwas nehmen, dreh dich bitte zur Seite mein Schüler. Ich folgte den ruhigen aber, strengen Befehl. Ein leises aufstöhnen verließ meine Lippen als ich den unangenehmen stich, (in etwa wie der von einer langbeinigen Mücke), in meinem Nacken spürte was mir erneut einen tadelnden Blick einbrachte, aber dieser stammte von Galdraen nicht minder vorwurfsvoll funkelnden onyxfarbenen Augen.
Der Elfenschwertmeister hielt mich in Seitenlage während Dhwetan eine dieser ‘Nadeln‘ in den Nacken trieb.
Nach wenigen Atemzügen spürte ich wie das Pochen in meiner verletzten Hand nachließ. Aus dem Totentanz der Dämonen wurde ein Tapsen wie von Flohfüssen. (für alle denen dieses Gefühl unbekannt ist; es ist nach wie vor unangenehm aber auszuhalten…)
Ich wollte mich für diese Geste bedanken, doch meine Zunge fühlte sich schwer und bleiern an, langsam kroch Müdigkeit in meinen Körper und verlangte ihren Tribut. Schon halb vom Schleier des Schlafes eingehüllt, hörte ich die beiden Elfen Miteinander sprechen. An meiner Schläfe spürte ich zudem den sanften Druck zweier Finger und die seltsame Wärme welche von ihnen ausging brachte mich sanft ins Land der Träume. (Ich war mir sicher, dass Galdraen dabei seine Finger im Spiel hatte, und das meine ich hier Buchstäblich)
„Guten Morgen Schlafmütze, geht es dir nun etwas besser Llew…?“ Ich blinzelte und erschrak, denn ich erkannte nichts weiter als ein grünliches Licht und die verschwommenen Umrisse einer Hand die knapp darüber schwebte.
Ich wollte mich aufrichten, doch der sanfte Druck einer zweiten Hand hinderte mich daran. Mein Blick klärte sich ebenso wie meine Gedanken. Das seltsame Licht versiegte langsam und auch die Hand und deren Besitzer traten schärfer in mein Gesichtsfeld.
„Nicht mein Freund, ich will dir noch die Salbe geben…“ drang Galdraens warme Stimme an meine Ohren. Kaum hatte der Schwertmeister ausgesprochen, spürte ich das unangenehme Brennen welches Dhwetans Augensalbe verursachte, ich riss mich zusammen und versuchte trotz allem still liegen zu bleiben und meine Augen offenzuhalten. (Ich war zwar der Meinung, dass Galdraen etwas mit der Menge übertrieb, doch dies behielt ich wohlwissend für mich).
„Stell dich nicht so an Llew, es muss sein und das weißt du genau…“tadelte der Schwertmeister. (Leichter als getan, den diese Salbe brannte in den ersten Augenblicken wirklich wie Dämonenspucke)
Als das Brennen endlich nachließ, und ich wieder klarsah, erkannte ich auch Dhwetan der neben seinem Ilaidir stand.
Als ich bemerkte, dass der Erzdruide einen großen Holzlöffel (dieses Ding war wirklich riesig) mit dem zähflüssigen ‘Feenblut‘ füllte verflog meine unbeschwerte Morgenlaune schlagartig. Ich schielte auf das unheilvolle Ding welches sich unaufhaltsam meinen Lippen näherte und presste die Zähne zusammen.
Dhwetan verdrehte theatralisch, genervt seine stechenden Augen, seufzte leise und gab Galdraen ein kaum sichtbares Zeichen. Dieser legte wirkte stumm mit seinen Fingern auf einen bestimmten Punkt an meinem Kiefer ein, worauf sich mein Mund mechanisch und gegen meinen Willen öffnete. Ehe ich mich versah, rann das schreckliche, lauwarme ‚Feenblut‘ bereits meine Kehle hinunter.
Der Inhalt zweier weiterer Löffel fanden so ebenfalls ihren Weg. Der süßlich, metallische Geschmack dieses zähflüssigen Sirups ließen mich würgen (ich verdammte mich selbst, dass ich dieses Zeug bei mir behalten musste).
„Ich hasse dieses Zeug…“murrte ich leise und bekam prompt die Quittung für meine unbedachten Worte in Form von einer Scharfen Zurechtweisung und Tadel.
„Danke deinem Meister anstelle rumzumeckern… werde endlich erwachsen Llew. Finde dich außerdem damit zurecht, dass wir das in den Nächsten Tagen wiederholen werden mein Freund, ich würde dich lieber nicht zwingen das Mittel zu schlucken, aber wenn es sein muss, zögere ich nicht wie ich soeben bewiesen habe mein Freund…“ knurrte Galdraen. Ich schwieg, denn der Blick des Schwertmeisters, sollte ich Widerspruch einlegen, verhieß nichts Gutes.
„Ich weiß, dass, mein ‘Feenblut‘ schrecklich schmeckt, aber ich weiß auch dass es dir helfen wird, und ich bin mir sehr sicher, dass die Alternativen dir noch weniger zusagen würden, also finde dich damit ab die nächsten Tage eine größere Menge des Mittels schlucken zu müssen. Du hattest recht Llew Llaw Arian, Arthagan ist sehr kräftig, einer der Knochen ist mehrfach gebrochen und etwas gesplittert, aber dennoch hattest du glück mein Schüler. Die Gelenke sind nicht betroffen, du wirst deine Finger also in ein zwei Monden wieder normal gebrauchen können…
Doch nun aus den Laken mit dir Junger Schüler, die Ziegen müssen gemolken und gefüttert werden“ erläuterte mein Meister gelassen.
„Arthagan geht es übrigens sehr gut auch wenn er noch leicht fiebert, was aber nichts Ungewöhnliches nach so einer Behandlung ist. In einigen Tagen wird er wieder mit uns am Tisch sitzen und auch einige leichte Tätigkeiten übernehmen können. Du solltest in dem Jungen ein Vorbild sehen und nacheifern, denn er stellt sich nicht im Geringsten so wie du an, Llew Llaw Arian…“
Der scharfe, zugegeben gerechtfertigte, Tadel meines Meisters tat weh, besonders da er mich mit vollem Namen nannte. Das tat der Erzdruide für gewöhnlich nur wenn er sehr unzufrieden und enttäuscht von mir war. Innerlich schwor ich mir, mich zu bessern, erfrischte mich kurz, zog meine Tageskleidung über und schnappte mir schuldbewusst und mit hängenden Schultern den Melkeimer.
Als ich in die Hütte zurückkehrte, saßen die beiden Elfen und Altaru am Tisch und genossen ihr Frühstück. Ich bot ihnen frische Milch und Eier an.
Als der Erzdruide mich von Kopf bis Fuß musterte schnürte sich mir mein Magen zusammen. Ich fühlte mich elend ob der unangebrachten Reaktion und den mangelnden Respekt den ich, an diesem Morgen meinem Meister entgegengebracht hatte. Als Galdraen mich ebenfalls mit seinen ungewöhnlich dunkeln Augen schier durchbohrte seufzte ich leise. Weder in seinen noch in den Blicken meines Meisters stand Ablehnung, aber dennoch fühlte ich mich elend und lehnte den von Altaru angebotenen Platz am Frühstückstisch dankend ab.
Ich wollte etwas alleine sein ohne meine Gäste zu beleidigen…, oder meine Aufgaben zu vernachlässigen und so entschied ich mich auf das Frühstück zu verzichten. Ich schaute kurz nach Arthagan, der noch tief und fest schlief. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein stilles Lächeln und gesamter Körper wirkte, trotz der Schweißtropfen auf seiner Stirn, entspannt. Ich fühlte nach seiner Temperatur und legte ihm ein frisches kühlendes Kräutertuch auf die Stirn.
Wie der Erzdruide bereits erwähnte, fieberte der Junge leicht. Da ich seinen erholsamen Schlaf nicht stören wollte, verließ ich nach einigen Augenblicken das Zimmer. Ich nickte dem Frühstückenden freundlich zu, schnappte mir meinen Umhang und trat in den kühlen Frühlingsmorgen.
Der taufrische Duft der Nadelbäume und der jungen zarten Blätter schenkten mir Kraft und Hoffnung. Langsam, die frische Luft gierig in meine Lungen saugend schlenderte ich zum Seeufer. Swar, der mich auf halben Weg einholte, (der Wolf war auf Beute- oder vielleicht auch auf Gefährtinnen suche) begleitete mich. Als ich das Seeufer erreichte bemerkte ich, dass mein Gesicht von Tränen feucht geworden war. Es war einfach so viel in der letzten Zeit geschehen. Ich war glücklich, dass es dem Jungen nun endlich besserging und war überzeugt das seine Genesung langsam fortschreiten würde.
Ich trauerte für die Toten und auch für jene, die unter meinen eigenen Klauen und Zähne ihr Leben aushauchten, an jenem schicksalhaften Tag vor einigen Monden.
Meine Hände (oder Krallen und Zähne) waren nun blutbefleckt. Erst jetzt begriff ich wirklich, dass ich Leben ausgelöscht hatte, auch wenn dies zu dem Zweck diente Arthagan sein Leben zu retten, fühlte ich mich schlecht. Ich bin weder Krieger noch Kämpfer, (wahrscheinlich war dies auch ein Grund weshalb ich ein Leben im Dämmerwald, dem Leben in irgendjemandes Dienste als Kampf-Druide bevorzugte).
Seufzend ließ ich mich ins hohe Gras am Seeufer fallen, und lies die fruchtbare Wald Erde durch die Finger meiner gesunden Hand rieseln, und starrte auf die ruhige Wasseroberfläche.
„Ich habe Leben ausgelöscht…“murmelte ich leise vor mir her, wieder und wieder. Die Tatsache lag schwer auf meiner Seele. Erneut füllten sich meine Augen mit Tränen der Trauer und auch der Abscheu über mich selbst. Ich fragte mich ob ich wirklich eine Bestie war, so wie viele von uns Worgen dachten. So gerne ich es wollte, meine Wolfsnatur war nicht zu verleugnen…
Swar lag eng an meiner Seite, sein warmes Fell schenkte mir Trost und seine Stärke übertrug sich auf mich.
Plötzlich plumpste ein flacher Steinneben mir ins Gras und kurz darauf ein weiterer. Als ich aufschaute bemerkte ich wie Croy schwer beladen mit den Flachen Steinen die er fand immer wieder zu mir flog und sie mir zum Geschenk machte. Er krächzte leise, in seinen kohlschwarzen Augen loderte ein, unbeschreibbares Feuer das mich aufrichtete. Als ich einen seiner Geschenke über die Wasseroberfläche schleuderte, krächzte der große Vogel vor Zufriedenheit, ich musste still lächeln.
An den gespitzten Ohren meines vierbeinigen Begleiters, erkannte ich, dass sich jemand beinahe geräuschlos näherte.
„Ich denke es ist nun Zeit, dass wir miteinander sprechen Llew. Arthagan geht es gut, dennoch erkenne ich Sorge und Trauer in dir mein Schüler.
Gerne würde ich dir helfen Junge, doch dies kann ich nur wenn du mir davon berichtest Llew.“ Dhwetans ruhige warme Stimme war wie Balsam für mein angeknacktes Selbst, und sein väterlicher Ton ließen mir abermals die Augen feucht werden. „Schmerzen…?“ erkundigte er sich besorgt, ich verneinte wortlos, und Blickte in die ehrlichen eisblauen Augen meines Meisters.
„Ich verstehe…“ raunte Dhwetan leise; „manchmal sind wir gezwungen Dinge zu tun die wider unsere Natur stehen, manchmal sind es wirklich schreckliche Dinge um unser eigenes oder das Leben anderer zu schützen. Auch ich bin kein Krieger Llew, doch auch ich musste Leben auslöschen viele Male, zu viele Male.
Doch wir müssen lernen mit dieser Schuld weiter zu leben. Es schmerzt, doch wenn es nicht mehr schmerzt. dann ist man nicht mehr würdig fühlendes Wesen genannt zu werden. In jedem von uns steckt eine mordlustige Bestie. Jeden neuen Tag erwacht sie mit dem Sonnenaufgang und wir müssen gegen sie ankämpfen, manchmal scheinen wir den Kampf zu verlieren, manchmal gewinnen wir ihn aber auch.
Doch wenn wir dieser Bestie in uns ihr erlauben überhand zu gewinnen, dann haben wir unser Leben wahrlich verwirkt mein Schüler…“ bemerkte der Erzdruide nachdenklich und reichte mir ein großzügig mit kaltem Rehfleisch belegtes Brötchen. „Du musst essen Llew, dein Körper und auch dein Selbst braucht Nahrung um zu heilen…“
Ich zögerte kurz, doch als er mir lächelnd zunickte nahm ich es entgegen und biss mit großem Appetit hinein.
Dhwetan zerzauste mir aufmunternd das Haar, seine Geste erwärmte meine Seele und auch sein Blick schien alles und jedes in mir, selbst das verborgene, zu erkennen. Es fühlte sich gut an. Ich verzehrte schweigend das Brötchen und beobachtete den Weg der Steine welche der Erzdruide über die stille Seeoberfläche hüpfen lies…
Dhwetan…, weshalb hast du mich damals als Schüler angenommen, ich meine…es gab doch gewiss genügend elfische `Schüleranwärter, und jeder war gewiss geschickter als ich es je sein werde. Und was ist mit Galdraen, ich spüre, dass er irgendwie anders ist als die meisten deines Volkes die ich kenne. Ich weiß nicht weshalb, aber ich spüre eine seltsame Verbundenheit zu ihm…ist er auch dein Schüler…?“ (Die beiden Fragen brannten mir schon seit längerem auf der Zunge, doch auszusprechen traute ich sie erst jetzt. Instinktiv wusste ich, dass es nun die richtige Zeit dafür war.)
„Hmm…“ murmelte der Erzdruide, suchte sich den Flachsten stein den Croy hergeschleppt hatte aus und lies ihn über die Wasseroberfläche springen.
„So wie der springende, Ringe auf der Wasseroberfläche verursacht, so verursachen auch bestimmte Taten Ringe in unserem Leben. Sieh wie sie ineinandergreifen und zu einer Einheit werden…Es fühlt sich richtig und gut an nicht war…?
Genauso fühlte ich, als ich dich als kleiner Junge zum ersten Mal traf. Du spieltest mir einen Streich, ich zitierte dich zu mir in der Absicht dir frechen kleinen Burschen gehörig die Leviten zu lesen. Ich hatte mir bereits einige Strafmaßnahmen ausgedacht. Doch als man dich zu mir brachte und du am ganzen Leib zittertest, ohne jedoch Krokodilstränen zu vergießen, oder um Vergebung zu betteln, erkannte ich dein wahres selbst Llew. Ich begriff, dass etwas in dir steckt, was du selbst noch nicht wirklich erkennst.
Das war der eine Grund für meine Entscheidung, doch der viel Wichtigere ist dein Wesen Llew, dein Mittgefühl, und auch deine manchmal wirklich unmögliche Art. Aber über allem steht das hier mein Schüler…“ Der Erzdruide legte seine Hand auf meine Brust, in Herzhöhe, und lächelte sanft.
„Was deine zweite Frage betrifft Llew…Galdraen ist nicht mein Schüler und weder er noch ich möchten dies ändern. Er ist mein Ilaidir, mein Freund und Gefährte von dem ich noch so vieles lernen kann, und damit meine ich weder Wissen noch irgendwelche anderen Künste. Galdraen ist, wahrscheinlich der letzte, noch lebende, Schüler von Meister Íomer Silberblatt.
Íomer entschied, vor längerer Zeit, im heiligen Hain, keine Schüler mehr anzunehmen, obwohl die Schlange der Wartenden sehr lang war und noch immer ist. Auch ich gehöre seit vielen Jahrzehnten zu ihnen.
Doch ich bezweifle das Meister Silberblatt seine Meinung jemals ändern wird, und so halte ich mich an seinen Schüler. Ich bin also eher Galdraens Schüler, als er meiner…“ schmunzelte der Erzdruide und fügte kaum hörbar hinzu. Galdraen und ich scheinen vom selben Volk zu stammen, dennoch ist dies nicht ganz richtig… Ich denke, dass sich dir gegenüber nun genug ausgeplaudert habe. Gönn dir noch etwas Zeit der Stille und Abgeschiedenheit Llew doch zur Mittagsstunde Ruft deine Pflicht, Arthagans Verbände müssen gewechselt werden und außerdem…“ der Erzdruide zog ein kleines Fälschen halb aus einer seiner Gürteltaschen und lächelte sanft.
Nur wenige Atemzüge später war er aus meinem Blickfeld verschwunden. Nachdenklich kraulte ich Swar zwischens einen Ohren und streichelte Croy über seine glänzenden Kopffedern….
Die Sonne stieg langsam höher und ihre warmen strahlen wärmten meinen Körper wie auch mein Herz.
Auf dem Weg zurück zur Hütte begegnete ich Altaru, er wollte seinem Elekk die Gelegenheit geben im See zu baden. Zweibeiner und Tier sahen beide glücklich und zufrieden aus.
„Llew, nimm bitte den Wasserkessel vom Feuer und bring ihn zu uns…“ erklang es, kaum dass ich mein Heim betreten hatte. Dhwetan und Galdraen waren bereits dabei Arthagans Verbände zu wechseln. Als ich das Zimmer mit dem schweren Kessel betrat, viel mein Blick auf den im Bett liegenden, bis zum Lendenschurz entblößten Jungen. Arthagan stöhnte leise und verzog die Miene als der Erzdruide sich behutsam dran mache die letzte Stoffbahn um sein Bein zu lösen. Die frische Wunde nässte noch etwas und so klebte der Verband an der Naht.
“Es tut weh…“ Murmelte Arthagan leise und wischte sich verstohlen über die Augen.
Galdraen tränkte die klebenden Stoffbahnen mit warmen Wasser, und wischte anschließend vorsichtig über die Wundränder. Arthagan fluchte leise als der Schwertmeister eine Flüssigkeit, die ihm Dhwetan reichte, über die frische Naht träufelte.
„Es brennt…“, keuchte der Junge auf. Der Erzdruide ließ sich von Arthagans Worten nicht beeindrucken und untersuchte die Wunde genaustens. Schließlich nickte er zufrieden und verteilte eine Kräuterpaste großzügig auf das verletzte Bein ehe er es neu verband. „Es sieht gut aus Arthagan…“ sprach er milde und mischte einige Kräuteressenzen in einen Becher zusammen und reichte ihn dem liegenden den. Arthagan roch daran und verzog angeekelt sein Gesicht.
Das Zeug roch wirklich schrecklich, ich war froh es nicht zu mir nehmen zu müssen. Anscheinend konnte ich meine Erleichterung vor dem Meister nicht verbergen, denn sein eisiger Blick streifte mich, und ehe ich es versah fuchtelte er mit einem Holzlöffel vor meinen Lippen herum.
Ich schielte ablehnend auf das zähflüssige ‘Feenblut‘, doch Galdraens funkelnde dunkle Augen mahnten mich, keinen Widersprich einzulegen. In seinen Blicken lag auch die stille Drohung, dass er mich ansonsten zum Einnehmen zwingen würde. Der tadelnde Blick meines Meisters und auch meines jungen Gastes gaben mir schlussendlich den Rest, so schloss ich die Augen und lies den gefüllten Löffel sein Ziel finden.
“Es ist gar nicht so schlimm, nicht war Llew…“ grinste Galdraen frech. Er saß Dhwetan gegenüber und streckte dem Erzdruiden gelassen seine Hand entgegen. Dieser untersuchte sie kurz und begann dann die Fäden zu ziehen. Wie nicht anders erwartet verbarg der Elf seine Gefühlsregungen, auch zuckte er weder zurück noch gab er irgendeinen Laut von sich.
Als Dhwetan den letzten Faden zog und die feinen Blutstropfen mit einem feuchten Kräutertuch abwischte, bedankte sich Galdraen für die Mühen, und musterte die noch etwas gerötete feine Narbe.
„Eine mehr die bei Kälte juckt…“ murmelte er.
„Eine die du dir selbst zuzuschreiben hast mein Ilaidir…“ tadelte Dhwetan streng. Der Schwertmeister senkte demütig seinen Blick.
„Es ist Zeit, dass Arthagan einige Schritte geht, helft ihm auf…“ verlangte er von uns und musterte den erschrockenen Jungen. „Es wird weh tun mein Junge, aber es muss sein damit das Blut wieder normal durch deinen Körper fließen kann.“ bedauerte der Erzdruide und schob Arthagan ein Beissholz zwischen die Zähne.
Galdraen und ich taten wie uns geheißen, der erste schmerzlaut den Arthagan von sich gab als er sein Bein gering belastete ging mir durch Mark und Bein. Doch der Erzdruide blieb unbarmherzig und verlangte, dass der Junge weitere Schritte ging.
Schweiß tropfte von Arthagans Stirn und sein ganzer Körper zitterte unter dem Schmerz. Es viel uns schwer den Jungen aufrecht zwischen uns zu halten. Endlich. Nach schier endlosen Minuten erlaubte der Erzdruide dem verletzten sich wieder hinzulegen. Galdraen hielt seine Hände knapp über das verletzte Bein und murmelte einige ruhige Worte. Das grünliche gleißen unter seinen Händen lies mich erneut stutzen.
Dhwetan zog ein kleines Etui aus seiner Reisekiste. Als er es öffnete erhaschte ich einen flüchtigen Blick. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen als ich die feinen Metallinstrumente darin entdeckte. Außer einem sehr feinen Heiler Messer erkannte ich auch einige Nadeln, strohalmdicke Röhrchen unterschiedlicher Länge, die an einem Ende Trichterförmig waren sowie einige biegsame feine Schläuche.
Arthagan zuckte leicht als Dhwetan ihm da s feine Messer schnell einen feinen kurzen Schnitt über den Unterarm zog. Er übergoss eines der Röhrchen mit einer Flüssigkeit tränkte und schob es dann vorsichtig durch den schnitt in die Vene des Jungen.
Mit einer Bandage fixierte er die Vorrichtung so das nur das feine trichterförmige Ende hervorlugte. „War doch gar nicht schlimm…“ lächelte er als Arthagan verwirrt auf das in seinem Arm steckenden Metallding schielte. „Fühlt sich seltsam an…wozu ist das?“ erkundigte er sich neugierig. Doch statt einer Antwort träufelte Dhwetan mit einer Pipette eine stark riechende Kräuteressenz in den kleinen Trichter und hielt den Arm des Jungen in die Höhe, so dass, das Mittel sich mit seinem Kreisenden Blut mischen konnte. „Das tut gut…“seufzte Arthagan müde und verlohr schon bald den Kampf. Er sank in tiefen Schlaf. (Ob er Galdraens Behandlung , Dhwetans Kräutermischung oder beides zusammen meinte, würde ich wohl nie erfahren.)
„Arthagan braucht Ruhe“, kommentierte der Erzdruide knapp und scheuchte uns aus dem Zimmer.
Galdraen nickte verstehend und packte mich am Wams. Widerwillig folgte ich der eindeutigen Aufforderung des Schwertmeisters.
Als das Quietschen der Hüttentür erklang (ich hatte die Türangel noch immer nicht geölt), saßen Galdraen und ich im Hauptraum und spielten Karten. Dhwetan hatte die Pergamentrollen aus der gefundenen Tasche vor sich ausgebreitet und versuchte verzweifelt sie zu entziffern. Als ich aufschaute entdeckte ich den strahlenden Draenei in der Tür stehen, er war durchnässt, präsentierte aber stolz die gefangenen Fische. (ich fragte mich, ob er ihnen nachgetaucht und sie schlussendlich erlegt hatte, so wie er aussah. Dennoch, die Fische würden ein herrliches Abendessen ergeben …).
„Altaru, kannst du mit Llews Auswahl an Vorräten und den Fischen ein leichtes Abendmahl zaubern. Ich denke, dass Arthagan gern etwas zwischen die Zähne bekommen würde.“ bat Dhwetan zu unser aller Überraschung.
Altaru, der leidenschaftliche Kochstimmte stimmte sofort zu und begutachtete meine Vorräte. Anschließend besprach er sich mit dem Erzdruiden. Als sie zu einer Übereinkunft gelangt waren, machte sich der Draenei an seine Aufgabe. Leise trällerte er eine alte Melodie während er am Kochfeuer werkelte.
Einige Zeit später verschwanden Galdraen und Dhwetan in meiner Schlafkammer und kehrten kurz darauf aus ihr zurück. Auf dem Brett, dass sie zwischen sich trugen, saß Arthagan, sein Blick wirkte etwas verschleiert und er murmelte leise vor sich her, dennoch strahlte er bis über beide Ohren und leckte sich die Lippen. Ich wunderte mich über den etwas entrücktem Gesichtsausdruck des Jungen
Altaru der meinen verstörten Blick bemerkte, flüsterte mir leise zu, dass ich mir keine Sorgen um Arthagan zu machen bräuchte. Dass, der Junge etwas abwesend wirkte läge an den Schmerzmitteln und anderen Kräuteressenzen, welche Dhwetan ihm verabreichte.
Ich nickte verstehend und half dem Draenei den Tisch zu decken.
Mit einem väterlichen Lächeln stellte Altaru einen gut gefüllten Teller vor seinen Knappen. Als der Erzdruide den gierigen Blick der hungrigen Jungen bemerke, lächelte auch er. „Ja junge, alles für dich aber du musst langsam essen, dein Körper muss sich erst wieder an feste Nahrung gewöhnen…“ Arthagan nickte beherzt doch bereits nach den ersten bissen schien er die Mahnung des Erzdruiden vergessen zu haben, er aß zu schnell, (selbst ich bemerkte dies) und so begann er zu husten und keuchen.
Dhwetan seufzte leise und bat seinen Ilaidir stillschweigend dem Jungen zu helfen. Galdraen zögerte keine Sekunde, die beiden Elfen verstanden sich auch ohne Worte. Der Schwertmeister rückte seinen Stuhl näher zu Arthagans Platz, nahm ihm das Essbesteck sanft aus den Händen, und begann ihn wie ein Kleinkind zu füttern. „Ich kann selber …“ protestierte Arthagan leise. Doch der bohrende vorwurfsvolle Blick aus den ungewöhnlich dunklen Augen des Elfen ließen ihn sogleich verstummen und den Mund öffnen als sich der gefüllte Löffel seinen Lippen näherten.
Altarus Kochkunst beeindruckte mich (und ich glaube auch die anderen) einmal mehr. Es war beeindruckend was der alte Draenei aus so einfachen Zutaten wie Seefisch, Wurzeln und Kartoffeln und anderem einfachem Gemüse zu zaubern vermochte.
Galdraen fütterte den Jungen mit einer Engelsgeduld und mit einer inneren Ruhe um die ich ihn immer mehr bewunderte (zugegeben sogar etwas beneidete). Erst als Arthagan satt war, gönnte sich der Schwertmeister seine eigene Portion des köstlichen Abendessens. Altaru hatte dafür gesorgt, dass alle satt wurden, und sogar noch einige Reste übrigblieben auf die sich Swar und Croy stürzen durften.
Es herrschte eine angenehme Atmosphäre in meiner kleinen Hütte. In einer kleinen Räucherschale schwelten einige getrocknete Kräuter und verbreiteten ihre zarten Düfte im Raum. Wir waren alle glücklich, dass es dem Verletzten bereits so gut ging, dass er uns Gesellschaft leisten konnte. (Zwar bezweifelte ich, da er unter den Kräuterwirkungen stand, dass er alles in einer für uns normalen Klarheit mitbekam, aber dennoch, Arthagan wirkte glücklich und zufrieden.)
Hin und wieder strich Arthagan mit einer Hand über sein verbundenes Bein, was mich annehmen lies, dass er trotz allem vom Schmerz gepeinigt wurde, doch aus seinem Mund klang kein einziges Wort der Klage. Er schien da s Zusammensein noch mehr als ich zu genießen. Als ich ihn schließlich fragte, ob ich ihn weiter in Kräuterkunde unterrichtet werden möchte, nickte er begeistert. Ich holte seinen Zeichenblock und meine Bücher aus dem Regal und setzte mich zu ihm.
Dhwetan widmete sich wieder dem Entzifferungsversuch der Schriftrollen. Galdraen holte ein elfisches Brettspiel aus seinen Reisegepäck und forderte Altaru zu einer Partie auf.
Der angebrochene Abend zog rasch dahin.
Als schließlich der Mond aufging und Arthagan zu gähnen anfing beendete ich den Unterricht und mit der Hilfe meines Meisters brachten wir den Jungen zu Bett. Dhwetan reichte ihm einen Becher mit Schlaftee dessen Wirkung bekanntlich sehr schnell einsetzte. Es dauerte nicht allzu lange bis Arthagan leise schnarchte.
Als wir wieder in den Hauptraum zurückkehrten, war dieser leer.
Altaru wollte am nächsten Morgen nach Sturmwind aufbrechen und so wunderte mich seine Abwesenheit nicht. Was Galdraen und meine beiden tierischen Gefährten betraf… nun bei ihnen musste man immer auf eine Überraschung gefasst sein.
Ich unterhielt mich noch etwas mit Dhwetan, bevor dieser sich ebenfalls für die Nachtruhe zurückzog. Was mich betraf, so war ich irgendwie zu aufgekratzt, zudem schmerzte meine Hand wieder und so entschloss ich mich noch zu einem Mondscheinspaziergang, warf mir meinen Umhang über und verlies leise die Hütte.
Als ich mich dem Seeufer näherte entdeckte ich eine Silhouette (naja eigentlich waren es derer drei).
Galdraen saß, oder kniete er…(?) Reglos in einer seltsamen Position am Ufer. (Ich konnte mir unmöglich vorstellen, dass so etwas bequem sein sollte.). Croy saß auf seiner Schulter und hielt ausnahmsweise mal den Schnabel. Swar lag neben ihm. Sein schwerer Wolfsschädel ruhte auf den Oberschenkeln des Elfen.
Galdraens war der stillen Wasseroberfläche zugekehrt, doch er schien in die Ferne zu starren. Als ich näherkam, bemerkte ich, dass er kaum atmete, er schien losgelöst von sich, aber dennoch in sich selbst zu ruhen. Ich nahm an, dass er sich hierbei um eine elfische Art der Meditation (oder so was Ähnliches handelte).
Ich musterte den Schwertmeister genaustens, irgendwie faszinierte mich dieser Elf, doch ich kann nicht erklären warum oder weshalb. Er, nein seine ganze Art ist mir so fremd, (ganz anders als bei Dhwetan), doch irgendwie vertraut.
Es ist nicht nur sein Äußeres…
Obwohl Galdraen unterschiedet sich mit seinen schwarzen Haaren, seinen dunklen onyxfarbenen Augen, und seinen agilen doch kräftigen Körperbau, von allen Nachtelfen die ich je kennen lernen durfte (und das waren eine ganze Menge). Es war vielmehr sein Wesen, seine Art die sich von den anderen unterschiedet.
Er scheint, selbst für Elfen, eine ungewöhnliche Willensstärke zu besitzen. und dennoch werde ich den Verdacht nicht los, dass ein innerer Kampf stehts in ihn tobt, und manchmal scheint er eine Schlacht beinahe zu verlieren… ‚‘Es ist nicht immer alle s so wie es scheint…‘ meinte er vor einiger Zeit zu mir. (Ich erinnerte mich an unser erstes Zusammentreffen in Sturmwind.) Was hatte Galdraen damals nur gemeint…?
Außerdem ist da noch sein geheimnisvoller Meister oder Lehrer, Íomer Silberblatt. Auch von ihm ist herzlich wenig bekannt (und das liegt nicht an meinem Unwissen oder das sich als Kind meist beim Geschichtsunterricht in Darnassus eingeschlafen bin).
Meister Silberblatt, ein Elf oder vielmehr eine Elfenlegende. Einst ein Krieger, geblendet durch den Feind, nun ein wandernder Lehrer…
Ja, es war unhöflich den Schwertmeister so mit meinen Blicken zu taxieren, (aber davon wird er wohl nichts mitbekommen, oder doch…?) Plötzlich hatte ich ein seltsames Gefühl im Bauch, nicht unbedingt unangenehm aber nun ja seltsam. Auch bemerkte ich wie sich Galdraens Hand bewegte.
Er deutete auf mich und dann auf einen Platz neben sich. Außer der Finger an seiner Hand verharrte sein gesamter Körper nach wie vor reglos, auch war sein Blick weiter in sich selbst gekehrt.
Hatte ich mich getäuscht und mir seine Bewegung nur eingebildet? Da wieder die kaum merkbare Handbewegung und ein sanftes Lächeln zeichnete sich in seinen scharfen Zügen ab. Nein, ich hatte mich nicht getäuscht…
Ungelenkig und mit ächzen und stöhnen versuchte ich mich ebenfalls in diese seltsame Position zu ‘setzen‘. Nach einigen Versuchen gelang mir dies sogar, und zu meiner eigenen Überraschung war diese bequemer als erwartet.
Plötzlich spürte ich zwei kräftige Hände an Rücken und Brust die meine Haltung korrigierten. „Llew, lass dich nicht so hängen, spanne deinen Körper aber entspanne dein Selbst. Atme langsam, konzentriert und tief…ein und aus… ein und aus…“ zu meiner Verwunderung ‚sitz-kniete‘ Galdraen nun seitlich von mir und unterwies mich.
Die Stimme des Schwertmeisters war sanft aber dennoch bestimmt. „Dieser Zustand nennen wir ‘She’nthar‘. Er hilft uns dabei einen Inneren Kampf nicht zu verlieren, sich selbst nicht zu verlieren, und das Gleichgewicht, die Balance zu behalten…“ erklärte er mit einer unbeeinflussbaren Ruhe.
Seine Worte verwirrten mich. Dieser Ausdruck, er klang so ganz und gar nicht Darnassisch, und was meinte er mit wir und was für einen inneren Kampf…?
Offensichtlich bemerkte der Elf meine Verwirrtheit. (Das er ein Nachtelf wie Dhwetan war, glaubte ich nun immer weniger, obwohl die beiden sich nicht unähnlich sahen. Spitze Ohren, feine edle Gesichtszüge, die meisten Gefühlsregungen verbergend, undurchschaubar… nun ja, Elfen halt).
„Ich sagte dir bereits vor einiger Zeit mein Freund…Es ist nicht immer alles wie es scheint… Das ‘She’nthar‘ hilft mir nicht verrückt zu werden und auch dir wir es nicht schaden…“ ergänzte er in seiner ruhigen ernsten Art.
(Fragen über Fragen formten sich in meinem Schädel, Dieser Elf bringt mich noch in den Wahnsinn, also wird mir diese Versenkung Meditation oder was auch immer nicht schaden). „Nein Llew…mehr sage ich dir nicht, möglicherweise ein andermal aber nicht hier und jetzt…“ bemerkte er scharf als ich nicht lockerlassen wollte.
Der Druck seiner Hände nahm an Bestimmtheit zu, und so fügte ich mich, lauschte seiner warmen Stimme und versuchte seinen Anweisungen zu folgen.
Nach einiger Zeit, nahm ich die Umgebung viel intensiver wahr als je zuvor. Mein Blut schien mit dem leisen rauschen des nicht weit entfernten Baches in Einklang zu fließen. Es schien mir als ob ich den Duft jedes einzelnen Waldkrautes wahrnehmen konnte, meine Zunge schien das Aroma des Waldes zu schmecken. Meine Atmung schien mit dem lauen Wind zu harmonieren. Ich war nicht mehr im Wald, ich schien ein Teil von ihm zu sein…
Es war eine unbeschreibliche und überwältigende Erfahrung, ich spürte wie meine Wangen feucht wurden und hörte mich leise schluchzen.
Dieser Zustand er war einfach wunderschön, ich wollte ewig in ihm, mit ihm weilen. Ich weiß nicht wie lange er andauerte, es fühlte sich unendlich lange an und doch zu kurz viel zu kurz…Als mich Galdraen ‘zurückholte‘ und ich gen Himmel blickte, hatte sich das Sternbild über uns verändert… Ich war beinahe wütend auf den Schwertmeister, dass er mich nicht länger dort ließ wo ich war, (wo auch immer dies war).
„Das reicht für das erste Mal mein Freund…außerdem solltest du noch etwas schlafen. Uns mag das ‘She’nthar‘ zur Erholung genügen….
Der Morgen graut früher als vielleicht denken magst… Lass uns zur Hütte gehen.“ ich nickte schweigend und versuchte mich aufzurappeln. Einmal mehr war ich dankbar Galdraen an meiner Seite zu haben, denn meine Beine waren von dem ungewohnten sitzen taub geworben (verdammt es kribbelte wie tausende von Ameisen). „Es…es war so wunderschön…“ hauchte ich als ich auf den Elfen gestützt zur Hütte humpelte.
„Ich weiß mein Freund. Es tut gut das Herz der Natur schlagen zu hören, mit ihr zu atmen, das Rauschen ihres Blutes zu vernehmen und eins mit ihr zu werden…In ihr zu weilen… auch wenn es nur ein Augenblick in der Ewigkeit ist…“ schmunzelte der Elf und ich stimmte ihm ohne Widerworte nachdenklich, schweigend zu.
Als wir die Hütte betraten (mittlerweile konnte ich zwar ohne Hilfe gehen aber meine Bewegungen waren alles andere als geschmeidig), trat der Erzdruide gerade aus Arthagans Kammer.
„Ich habe dem Jungen noch etwas gegeben, auch wenn er es nicht zugibt kann sein Körper die Schmerzen nicht verbergen. Du kannst dich also etwas hinlegen mein Ilaidir, vor Sonnenaufgang wird sich der Junge nicht rühren.“ „Danke…“ murmelte Galdraen beschämt, denn offensichtlich hatte mein Meister seine nächtliche Aufgabe übernommen.
Ich spürte Dhwetans eisblaue Augen auf mich ruhen und entschuldigte mich leise, dass sich Galdraen von seiner Pflicht abgehalten hatte. Der Erzdruide musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich war mehr als gefasst auf seine Standpauke, (nun ja auf seine Belehrungen kann man wohl nie richtig gefasst sein, zumindest ich nicht) die zu meiner Verwunderung jedoch ausblieb. Stattdessen wechselte er einige Worte mit Galdraen, die ich mal wieder nicht verstand, da es sich um die verflixte Elfensprache (damals hätte ich wirklich besser im Unterricht aufpassen sollen…) handelte. Ich verstand lediglich das Galdraen irgendeine Frage bestätigte, was mir von Dhwetan einen Wohlwollenden wie auch Überraschten Blick einbrachte. War da ein Lächeln in Dhwetans steinerner Miene…? (verflixte Elfen warum konnten sie ihre Gefühle nur so gut verbergen…).
Wie dem auch sein, ich hatte es plötzlich verdammt eilig mich zurückzuziehen (wer will schon freiwillig dem Blicken zweier so speziellen Persönlichkeiten Ausgeliefertsein…)
Der Schmerz welcher in meiner Hand Pochte, es fühlte sich an als ob sämtliche Dämonen der Legion einen Stepptanz auf ihr ausführten, riss mich aus den Schlaf. Ich winselte leise vor Qual als ich sie zu bewegen versuchte. Anschließend fluchte ich, (natürlich etwas lautstärker) als ich sah wie sich unter dem Verband aufgewölbt hatte, sie war um da doppelte der normalen Größe angeschwollen. Die Bandagen drückten zusätzlich auf ihr so dass der Schmerz noch zunahm. Das hatte mir gerade noch gefehlt und mir war klar, dass ich mich wohl oder übel um Dhwetans Heilkunst ersuchen müsste…aber erst wollte ich Frühstücken, denn mein Magen knurrte ebenfalls lautstark.
Mühselig schälte ich mich aus den Laken und schlurfte an genervt an den Waschtisch wo ich eine kurze Katzenwäsche erledigte und mich so etwas erfrischte. Langsam kehrten die Lebensgeister in meinen angeschlagenen Körper zurück. Auch das umkleiden viel mir überaus schwer. (einhändig war dies schon nicht einfach aber der Schmerz machte es mir fast unmöglich.) Meine Laune senkte sich langsam dem Gefrierpunkt entgegen. Mit zugegeben recht frostigem Gemüt, bahnte ich mir den Weg in den Hauptraum und Essraum meiner Hütte. Altaru und Galdraen saßen bereits am Tisch und unterhielten sich gutgelaunt, als sie mich bemerkten sank auch ihre Stimmung merklich. „Ich sollte mir meinen Fellmantel holen, so frostig wie deine Laune heute Morgen ist, werden wir noch alle in deiner Gegenwart erfrieren…“murmelte Altaru.
Ich setzte mich schweigend, wahrscheinlich leise stöhnend, denn ihre anfängliche Missmut über meine Laune änderte sich in Besorgnis. „Deine Hand…?“ fragte der alte Paladin besorgt, seine hellen Augen musterten mich besorgt. Ich nickte schweigend und unterdrückte einen Fluch als ich mir ein Stück Brot schmieren wollte.
„Du solltest dich an Dhwetan wenden…er ist beim Jungen aber bestimmt hat er gleich Zeit für dich mein Freund…“ bemerkte Galdraen ruhig, und schmierte mir mein Honigbrot. Ich bedankte mich artig und versuchte das süße Brot zu genießen. „Ich befürchte, dass das Blut in deiner Hand sich aufgestaut hat, das kommt bei Brüchen manchmal vor, du solltest dich nachher wirklich von deinem Meister behandeln lassen…“ vermutete der Elf und schenkte mir einen Becher Tee ein. Hilfesuchend wandte ich mich an ihn, denn vor Behandlungen des Erzdruiden graute es mir, denn diese waren bestenfalls sehr unangenehm, doch der Schwertmeister schüttelte lächelnd den Kopf. „Möglicherweise kann ich einiges bewirken mein Freund, aber in diesem Fall…ich bin kein Heiler Llew.“
Ich seufzte leise und bat noch um eine Scheibe Honigbrot, wenn es denn sein musste…dachte ich mir, ich wollte nur dieses verdammte Pochen loswerden und dafür hätte ich mir wohl auch die Hand abhacken lassen. „Es mag vielleicht unangenehm werden, aber der Erzdruide weis dir bestimmt zu helfen junger Freund“ lächelte Altaru freundlich, und bot mir ein weichgekochtes Ei an. Seine Worte schenkten mir Mut, so dass sich bereit war mir dem unausweichlichen Schicksal zu ergeben, und das Ei schmeckte auch vorzüglich.
Als ich das knarren der Tür vernahm schreckte ich auf. Dhwetan trat gutgelaunt aus Arthagans Schlafkammer. Der Junge humpelte neben ihm zu uns, er stützte sich mit einer Hand auf den Erzdruiden und mit der anderen auf einem schön geschnitzten Stab der ihm als Gehilfe diente. Es war Dhwetans Druidenstab.
Langsam kamen die beiden näher zum Tisch, in Arthagans Miene spiegelte sich Schmerz und Anstrengung. Es kostete ihm Große Kraft und Wille die Kurze Entfernung zu überbrücken. „Puhhh…“ stöhnte er als er sich endlich auf einen Stuhl fallen lassen konnte. „Ich habe ganz vergessen, dass gehen so anstrengend sein kann, …“ lachte er und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Seine Geste und seiner Worte entlockten uns allen ein freudiges Lachen. Wir waren glücklich, dass es Arthagan bereits wieder so gut ging, dass er uns beim Frühstück Gesellschaft leisten konnte. Auch schien er weniger als die Tage davor unter dem ihm verabreichten Kräuteressenzen zu stehen.
„Guten Morgen meine Freunde…“ begrüßte er uns gutgelaunt. Der aufrichtige helle, zufriedene Klang seiner Stimme lies mich meine eigenen schmerzen beinahe vergessen. Ich war von Arthagan und seinen ungebrochenen Lebenswillen tief beindruckt.
„Arthagan’s Genesung macht sehr schnell Fortschritte. In einigen Tagen ist er kräftig genug, das sich die Reinigungszeremonie abhalten und des restliche Kursha aus seinem Blut ziehen kann, und in einigen Monden wir er wieder der alte junge Knappe sein…“ Altaru standen bei diesen Hoffnungsvollen Worten die Tränen in seinen goldfarbenen Augen.
„Das habe ich aber auch dir zu verdanken Llew, hättest du mich damals nicht gefunden und geholfen… nun ja dann würde ich wohl nichts als Erde über mir erblicken“ grinste Arthagan und biss genüsslich in sein Honigbrot. „Da hat der Junge recht mein Schüler…“ bemerkte Dhwetan sanft zu mir gewandt. Als seine eisblauen Augen mich trafen gefror sein lächeln im Gesicht. „Weshalb hast du nicht gesagt, dass deine Hand dir so sehr schmerzt Llew…? Junger Narr…“ seufzte der Erzdruide und forderte mich auf ihn zu folgen.
Ich zuckte schuldbewusst mit meinen Schultern und währe am liebsten in den Erdboden versunken als ich hinter dem Kopfschüttelten Erzdruiden hertrottete.
(Ja verdammt ich fürchtete mich, denn ich hatte keine Ahnung was mein Meister mit mir anstellen würde, und in meinem Geist zeichneten sich die schmerzhaftesten Behandlungsmetoden ab.)
In Dhwetan und Galdraens Schlafkammer angekommen deutete er wortlos auf die am Boden liegenden Matten. Widerwillig legte ich mich hin, ich schämte mich als ich das leichte zittern meines Körpers bemerkte.
„Habe ich dir jemals geschadet oder unnötige Schmerzen zugefügt mein Junge?“ fragte der Erzdruide mit sanfter väterlicher Stimme. Ich verneinte seine Frage und strich mir verstohlen über die Augenwinkel. Die Worte meines Meisters berührten mich zu tiefst und ich schämte mich abermals, und nahm mir vor meine Ängste endlich zu überwinden…
Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, ganz so wie Galdraen es mir beibrachte. Vor meinem inneren Auge tauchte ein Bild des Schwertmeisters auf wie er gelassen und ohne sich zu rühren die Behandlungen des Erzdruiden über sich ergehen ließ. Ich klammerte mich an dieses Bild fest und spürte wie eine seltsame Gelassenheit mich langsam überkam und die Angst überschattete.
Dhwetan lächelte schweigend und wickelte behutsam die Bandagen von meiner verletzten Hand. Ich spürte wie seine Finger geschickt über meine glitten, und die gebrochenen Knochen untersuchten. „Es sieht schlimmer aus als es ist, das haben wir gleich behoben…“ bemerkte der Erzdruide ruhig und kramte in seiner Reisekiste. Ich wagte einen Blick auf meine schmerzende Hand, sie sah wirklich scheußlich aus und glühte in allen Regenbogenfarben. Wie ich vermutet hatte war sie dick angeschwollen, und jetzt wo die einschränkenden Bandagen entfernt waren schien sie noch an Umfang zuzunehmen… Ich fluchte leise, mehr vor schrecken als vor Schmerz (obwohl die Dämonen mit ihrem Stepptanz nicht aufhören wollten).
„Es wird vermutlich etwas unangenehm werden mein Schüler…“ raunte Dhwetan. (Verdammt ich hatte es vermutet…) In seinen Händen hielt er eine kleine Holzschatulle und ein Fläschchen mit stark nach Kräutern riechenden Inhalt. Als er sich neben mir kniete und die kleine Schatulle öffnete, stockte mir der Atem. Sie war in verschiedene Fächer eingeteilt in denen jeweils unterschiedliche haarfeine Nadeln lagen. Einige waren so lang wie ein Finger, andere nur wie eine Biene aber alle waren verdammt spitz und blitzten in unterschiedlichen Farben. Ihre Köpfe schienen aus verschiedenen Holzarten zu bestehen.
„Auch sie sehen schlimmer aus als sie sind Llew. Dein Blut hat sich gestaut und die feinen Nädelchen bringen es wieder in den nötigen Fluss. Sie lassen deine Hand abschwellen und den Schmerz verschwinden.“ erklärte Dhwetan ruhig und begann ohne jede Vorwarnung die Nadeln in die Flüssigkeit zu tauchen und an verschiedenen Punkten in meine Hand zu stechen.
Ich versuchte mich zu beherrschen, (obwohl einige Einstiche verdammt weh taten, besonders jene zwischen den Fingern) und konzentrierte mich auf meine Atmung. Ich wunderte mich selbst, dass während der gesamten Prozedur kein Schmerzlaut von meinen Lippen drang. Auch das Zurückzucken, wenn der Erzdruide eine frische Nadel in meine Haut stach, konnte ich einigermaßen vermeiden.
„Es tut weh…“ murmelte ich leise als mein Meister sich nach meinem Befinden erkundigte.
„Du hältst dich aber tapfer Llew…offensichtlich konnte dir mein Ilaidir doch etwas beibringen…“ lobte der Erzdruide aufrichtig. Ich spürte die Einstiche weiterer Nadeln, doch das Lob meines Meisters schmeckte wie Nektar oder wie Wasser für einen verdurstenden, und ließen mich das gepiekte leichter ertragen. „Wir lassen die Nadeln noch etwas in deiner Hand stecken. Sie regulieren den Blutfluss und schenken dir Linderung. Möglicherweise werden wir dies noch ein zwei Mal wiederholen müssen…“
„Es tat weh, zum Teil sogar sehr…“ gestand ich leise seufzend.
„Ja das tat es womöglich Llew, aber dennoch war und ist es nötig, wenn du deine Finger wieder normal benutzen möchtest. Dennoch bin ich auch stolz auf dich mein Schüler, denn du hast den Schmerz überlistet indem du dich an Galdraens Anweisungen erinnert hast. Auch er ist bloß ein Elf, möglicherweise etwas anders als ich, aber ein Wesen aus Fleisch und Blut und spürt Schmerzen, auch wenn man manchmal meint, dass es nicht so ist. Doch das liegt nur daran, dass mein Ilaidir fast auf dem Weg verwurzelt ist. Ja ich beneide ihn nicht selten darum…“ erklärte mir mein Meister.
Ich war überrascht und beeindruckt über seine offene und ehrliche Art.
„Welcher Weg… ich verstehe nicht…“ Fragte ich mich verwirrt und schielte auf meine mit den haarfeinen Nadeln gespickte Hand.
Zu meinem Erstaunen schmerzte sie nicht, sondern es fühlte sich irgendwie gut an. „Der weg ist bei jedem anders und dennoch ist er bei allen Lebewesen gleich. Sie müssen ihn nur erkennen, wir müssen ihn nur erkennen und auf ihm gehen mein Schüler. Alle Wege münden wie die Flüsse ins große Meer…“ orakelte Dhwetan. „Ich werde nun endlich Frühstücken, und du wirst noch etwas hier liegen bleiben und den Nadeln ihre Aufgabe erlauben…“lächelte der Erzdruide und ehe ich es mir versah oder Widerspruch leisten konnte, berührte er sanft meine Schläfe und lies mich in einen Schlaf gleiten.
Ich wusste nicht wieviel Zeit verging, doch was ich bemerkte war Galdraens Anwesenheit im Raum, also entschloss ich mich langsam die Augen zu öffnen. Sie fühlten sich trocken an und brannten. Die Flüssigkeit welche auf sie traf, kaum waren sie einen Spalt offen, überraschte mich keineswegs… (Galdraen war nämlich nicht viel besser als Dhwetan was das verabreichen von diversen Mitteln betraf, nun ja wahrscheinlich handelte er auf seine Anweisung hin). Ich musste einige male blinzeln bis sich mein Blick klärte, und das erste was sich bemerkte war das freundlich grinsende Gesicht eines Elfen. Ja mein Meister hatte recht, Galdraen und er unterschieden sich erheblich, und dennoch waren beides Elfen.
Das zweite was ich bemerkte war ein starker Duft nach Kräutern, der mich unvermeidlich zum lauten Nießen brachte. Galdraen strich eine dicke Schicht von einer Kräutersalbe auf meine Hand, die Nadeln hatte er bereits entfernt, schiente meine Finger behutsam und verband die Hand frisch. Als ich mich schwerfällig aufsetzte legte er mir eine neue Schlinge in der ich meinen Arm legen konnte, um den Hals. „Geht es dir nun etwas besser mein Freund?“ fragte er mitfühlend und reichte mir einen Becher mit Wasser. Zumindest hoffte ich, dass es Wasser sein würde. Aber nun ja… ich war durstig und meine Kehle brannte also war mir alles flüssige willkommen. „Ja… besser…“ krächzte ich leerte den Becher gierig und bat um mehr. Das Wasser des zweiten Bechers schmeckte wirklich nur nach Wasser, was ich da zuerst getrunken hatte war mir mittlerweile herzlich egal, ich fühlte mich gut und war beinahe schmerzfrei. Mühsam rappelte ich mich mit Galdraens Hilfe auf. Der Boden schwankte unter meinen Füssen gefährlich, und ich fühlte mich schwach und wackelig auf den Beinen. „Das geht gleich vorbei.“ lächelte der Schwertmeister, da er mein Bemühen gerade zu stehen bemerkt hatte.
Er hatte mal wieder recht, denn die folgenden Schritte gingen immer leichter. Als wir im Hauptraum ankamen und ich vor den anderen stand, war ich wieder Herr meiner Sinne und meines Körpers.
Der alte Draenei musterte mich kurz, klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. Er erklärte mir, dass er noch heute nach Sturmwind aufbrechen würde, aber dass er solange warten wollte bis es mir wieder besser ginge um sich zu verabschieden. Ich freute mich sehr darüber und umarmte ihn spontan, auch er erwiderte die Umarmung. Es war ein gutes Gefühl von seinen starken Armen umschlungen zu werden (obwohl mir dabei beinahe die Luft wegblieb). Ich bedauerte, dass er gehen müsste doch er versicherte mir in einigen Monden uns wieder zu besuchen worauf ich mich bereits sehr freute.
der Abschied viel dem alten Draenei nicht leicht, besonders nicht jener von seinem Knappen Arthagan. Nach einigen eindringlichen Worten, Anweisungen und Ermahnungen ihm gegenüber umarmte er ihn Väterlich. Als die beiden sich trennten erkannte ich auf den Gesichtern beider feuchte Spuren. Dhwetan und Galdraen standen daneben und auf ihren steingleichen Elfengeichtern zeichneten sich die verschiedensten Gefühlsregungen ab. (Man musste nur sehr genau hinschauen um sie zu bemerken)
Altaru kletterte auf den schweren Wagen, sein Elekk wurde unruhig, das mächtige Tier ahnte, dass es gleich losgehen würde und bekundete dies mit lautem Getöse. Croy stimmte in das Geschrei ein, konnte aber natürlich nicht mithalten und gab schließlich klein bei.
Altaru schnalzte ein zweimal mit seiner Zunge und der Elekk trottete ruhig los. Swar kam aus dem Wald gerannt und jagte dem Gespann noch ein gutes Stück nach. Schließlich kehrte auch er zur Hütte zurück. Dhwetan, Galdraen, Arthagan und ich blieben draußen stehen und schauten dem wagen nach. Als auch schließlich das Quietschen der Räder verstummte gingen wir in das innere der Hütte zurück.
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