Drachengeborene von Crè

Kapitel 1; Königssohn
(Jahr 732 n.Dk)

 

„Habt ihr euch schon wieder gestritten? Ich konnte euch bis in den Hof hören, zum Glück sind unsere Bediensteten gewohnt, dass es hier in Corr’Ríchathaoir etwas anders als an den meisten Königshöfen zugeht.“, sprach die bereits am Tisch sitzende Frau, mit vor Schalk blitzenden tiefgrünen Augen.
„Wir haben uns nicht gestritten Mutter… wir….“, weiter kam Lan nicht den die strengen Blicke seiner Eltern brachten ihn auf der Stelle zum Schweigen, und er ertappte sich selbst wie er eine Hand zur Faust ballte einem trotzigen, kleinen Jungen gleich.
„Setzt euch endlich, und lasst die Diener nicht unnötig warten, außerdem wird das Essen sonst kalt“, beendete die Frau energisch.
Die beiden Männer warfen sich vielsagende Blicke zu, folgten aber schweigend ihrem Befehl.

Man konnte die zierliche und dennoch energische Frau, in ihrem schlichten blauen Seidenkleid, sehr wohl für eine einfache Frau halten, die ihren Mann und Sohn fest im Griff hatte. Kein Fremder würde sie für eine Königin halten geschweige denn sie als Banríon Xalaya án Corr AnRíocht erkennen.
Selbst ihr Gemahl, Rí Gabhan á Corr AnRíocht, bevorzugte die schlichte Eleganz.
Aber König Gabhan würde wohl selbst in einem Lumpensack gekleidet so viel Autorität und Macht ausstrahlen, um die meisten Herrscher durch seine bloße Gegenwart in die Knie zu zwingen.Das von dem Dienern aufgetragene Essen; Kartoffeln, Erbsen, Schweinebraten, Obst, Früchtebrot und dazu mit Wasser verdünnten Wein, entsprach wohl auch eher nicht den Vorstellungen eines königlichen Mahls. ….

„Faol, steh nicht wie ein Ölgötze rum,“ belehrte der König seinen am Rand des Speisesaals stehenden Diener, „setz dich zu uns, und du Lan bringst Geschirr und Besteck, sowie etwas Wein für ihn, er wird mit uns zusammen speisen.“
„Wie ihr Wünscht mo Rí Gabhan „, murmelte Lan mit vor Scham und Zorn errötetem Gesicht und schritt murrend in Richtung der Küche

„Unser Sohn muss noch viel lernen, sehr viel……und du solltest ihm einiges in sein Gedächtnis rufen …, Gabhan, „, in diesen einfachen Worten schwang die Bestimmtheit
mit, dass Königin Xalaya keinen Widerspruch duldete nicht mal von ihrem Gemahl und König des Reiches.
„Ich werde deinem Rat noch heute folgen, Xalaya…“
„Habt Geduld mit ihm, mein König, “ meldete sich der silberhaarige Faol zu Wort, “ ich kann mich noch sehr gut an euch erinnern, als ihr noch ein ebenso junger Bursche wart mo Rí Gabhan, und damals brauchte euer Vater mehr als nur Worte um euch zur Vernunft zu bringen…“
„Auch ich erinnere mich Faol, mein Vater, der Friede möge ihn ewig in den Armen halten, war diesbezüglich sehr…überzeugend.
In voraussichtlich einer Woche, möglicherweise auch schon früher, je nachdem wie sich die Lage an der nördlichen Grenze entwickelt, wird Tiarna Cainneach Queirt Corr’Ríchathaoir erreichen.
Ich werde ihn dann bitten, Lan unter seine Fittiche zu nehmen…“

 

 

„Das ist eine sehr weiser Entschluss, mein König“, antwortete der Diener schlicht, „denn wenn einer dem Jungen Vernunft, Verantwortung und Verstand einbläuen kann, dann ist es der ‘alte‘ Cainneach.
Seine Methoden mögen vielleicht etwas ungewöhnlich sein, aber durchaus sehr wirkungsvoll, denn selbst bei euch, mo Rí, hat er es geschafft“.
„Wohl wahr, mein Freund, wohl wahr…“murmelte Gabhan sich dabei unbewusst mit der Hand über die Narbe, welche sich über sein linkes Auge und wage fahrend.
„Aber mein Freund, ich bin sicher auch dir hätte einige Zeit unter Cainneach’s Fittiche
nicht geschadet, besonders nicht, wenn ich an unseren gemeinsamen Streichen zurückdenke…“
„Wenn ihr wüsstet. mein König, wie froh ich bin, dass damals niemand auf die absurde Idee kam, einen einfachen Dienerjungen in die Hände eines Drachengeborenen zu geben…
Mir läuft es auch heute noch kalt den Rücken hinunter, wenn Cainneach Queirt meinen Weg kreuzt…“
„Dann sollte ich euch vielleicht einen wollenen Umhang nähen…“ lachte Xalaya als sie der Unterhaltung der beiden Männer folgte, „aber ich stimme dir zu Faol, dieses uralte Volk ist auch mir oftmals unheimlich, und Tiarna Cainneach Queirt ist ein besonderer Mann, selbst nach Maßstäben der Drachengeborenen…“
„Es wäre mir eine Ehre diesen Umhang selbst bei größter Sommerhitze zu tragen, meine Königin“, lächelte Faol ihr zu.
„Nun übertreibt ihr zwei aber schamlos, so schlimm ist Tiarna Cainneach Queirt nun auch wieder nicht…. er ist bloß etwas ungewöhnlich und eigen selbst für einen Drachengeborenen…aber ich bin sehr froh ihn zum Freund und nicht zum Feind zu haben“ erwiderte Gabhan nachdenklich.
„Weiß Lan eigentlich wer oder was Cainneach in Wirklichkeit ist?“, fragte der Diener ebenso nachsinnend.
„Nein Faol, die Wahrheit kennt er nicht aber du weißt ja was für eine Wirkung Tiarna Cainneach Queirt auf andere haben kann…“
„Das weiß ich nur zu genüge Gabhan,“, schauderte der Diener und seine Nackenhärchen stellten sich auf.
„Wenn Lan es erfahren soll dann von Cainneach selbst, und dieser wird sicherlich nicht zögern, wenn er es für nötig hält, dass mein Sohn es erfahren sollte“.
“ Wo bleibt der Junge eigentlich“, die einzige Antwort die Königin Xalaya erhielt war ein Schulterzucken der beiden Männer am Tisch.

„Kann mir bitte jemand helfen, Ceana hat mich wie einen Packesel beladen…“ gedämpft klangen Lans Worte durch die geschlossene Tür.
Als Faol pflichtbewusst aufstehen wollte hielt ihn die Königin am Ärmel fest, schüttelte den Kopf und flüsterte dem Diener zu „Gabhan wird gehen.“.
Als sich die beiden Männer wieder an den Tisch setzen, begann König Gabhan wie selbstverständlich das Essen auf die Teller zu verteilen, gleichwohl ob es sich um jene seiner Familie oder des Dieners handelte.
Als ob niemand außer seiner Gemahlin anwesend währe begann er von den Ereignissen des Vormittages, und seiner Auseinandersetzung mit Lan zu berichten.
Kaum das Essen beendet, sprang Lan energisch von seinem Stuhl hoch;
„Ich werde mich, wenn ihr erlaubt, nun zurückziehen,“
„Nein Lan…“ seufzte Gabhan, „aber Vater ich muss…“.
„… und ich sagte nein, setz dich wieder“
„…aber ich muss doch……“
„Lan… es reicht, sei still!“
Königin Xalaya eisige Worte klirrten in der Stille des kleinen Speisezimmers
“ Du musst gar nichts, außer deinem Vater zuhören, und wer erlaubst du dir überhaupt, deinem König, deinem Vater so ins Wort zu fahren, Oighre’Chrùin Lan?
Du bist nun vierundzwanzig Jahre alt, hast Frau und Kind, und dennoch benimmst du dich wie ein fünfjähriger Junge, was mögen sie wohl von dir halten, wenn beide hier wären?
Was würden Freunde, und Bekannte, selbst deine Soldaten von dir halten …?
Hast du dir irgendwann Gedanken darüber gemacht …?
Ich denke nicht und da du dich wie ein kleiner Junge benimmst, behandle ich dich auch so….
Los ab ins Arbeitszimmers des Königs, mein Sohn, jetzt gleich, und dort wartest du, auf Knien, bis dein Vater, Rí Gabhan á Corr AnRíocht Zeit für dich hat…“
Durch die Standpauke Mutter sichtlich erschüttert, wanderten seine blauen Augen fragend zum König…
Tue was deine Mutter von dir erwartet…! Geh Lan ich werde mit Seiceadúir Ceallach Blàr nachkommen „, antwortete Gabhan müde.
“ Aber Vater, du kannst doch nicht…“,
Lan schluckte schwer, wohl wissend was es hieße, wenn der König gemeinsam mit seinem Armeevollstrecker erscheinen würde
„Doch Lan, ich kann und ich werde, mehr noch, es ist meine Pflicht als König von Corr AnRíocht, dem Gesetz zu folgen und Gerechtigkeit walten zu lassen.
Du Lan, bist ein Bürger von Corr AnRíocht und Soldat der königlichen Armee.
Auch wenn du mein Sohn bist, oder genau deswegen ist es meine Pflicht zu tun was getan werden muss …sei dankbar deine Strafe hier erhalten zu dürfen und nicht auf dem Marktplatz von Corr’Amas.
Nun geh und warte in meinem Arbeitszimmer, es hätte nicht soweit kommen müssen, aber du lässt mir keine andere Wahl mein Sohn“, befahl König Gabhan streng und seine Worte duldeten nicht den geringsten Widerspruch.

Als König Gabhan in Begleitung mit dem Armeevollstrecker das Arbeitszimmer betrat,
fanden sie Lan, wie ihm von seiner Mutter geheißen wurde, regungslos knieend und in sich selbst horchend vor.
Gabhan setzte sich schweigend an seinen Schreibtisch und an seiner rechten Seite stellte sich Seiceadúir Ceallach Blàr auf so wie das Gesetz des Reiches es verlangte.
Der Stechende Blick des Armeevollstreckers geradewegs auf den knieenden Königssohn gerichtet waltete er seines Amtes und sprach den Beschuldigten Königssohn mit strenger Stimme an;
„Tiarna Lan ar Corr’Daingneachd, habt ihr etwas zu eurer Verteidigung vorzubringen, dann sprecht jetzt oder schweigt.“
„Nein mo Seiceadúir Ceallach Blàr“, antwortete Lan beherrscht mit gesengtem Blick.
„Was wird euch zu Lasten gelegt Soldat?“, fragte der Armeevollstrecker gemäß seiner Pflicht
„Dem König in der Schlachtenplanung widersprochen zu haben, mo Seiceadúir“
„Wie oft Soldat „?
„Bezüglich zwei unterschiedlichen Manöver“
„Waren eure Einwände gemäß eurem Wissen und Armeerang berechtigt, Soldat?“
“ Nein waren sie nicht, mo Seiceadúir“
„Sprach dieser Soldat die Wahrheit, Mo Rí Gabhan?“
„Ja das tat er, Seiceadúir „, antwortet der König traurig.
Nickend fuhr der Beamte im strengen Tonfall fort;
„Tiarna Lan ar Corr’Daingneachd, welchen Rang bekleidet ihr innerhalb der königlichen Armee?“
„Ich bin ein einfacher Soldat.“
„Und dennoch wiederspracht ihr ohne triftigen Grund, und ohne die nötige Erfahrung, ihr misstrautet der Entscheidung des Königs, und wolltet ihm des besseren belehren,
Trifft das zu Soldat?“
„Ja das tut es, mo Seiceadúir Ceallach Blàr „,
„Soldat, werdet ihr es möglicherweise wieder tun?
„Ich weiß es nicht, mo Seiceadúir Ceallach Blàr „.
„Ich kann nicht versprechen, dass ich es nie wieder tun werde, Vater, verzeih mir bitte…“ kurz schaute Lan zu seinem Vater auf und senkte sogleich den Blick wieder
Ein leises seufzen von Gabhans Lippen durchdrang die Stille des Momentes

Der Armeevollstrecker fuhr fort;
„Kennt ihr das Gesetz und die Strafe, die auf eurem Vergehen steht, Soldat?“
„Ja, mo Seiceadúir Ceallach Blàr.“
„Wie lautet sie Soldat?“
„Jeweils 20 Hiebe durch den Lederriemen auf dem Marktplatz von Corr’Amas oder an einem vom König persönlich ausgewählten Ort zu erhalten “
„Dem stimme ich zu Soldat, denn so lautet das Gesetz von Corr AnRíocht“!
„Wer wird die Strafe durchführen Soldat? “
„Ihr oder ein von euch gewählter Soldat.“
„Ach dem stimme ich zu Soldat, denn so lautet das Gesetz von Corr AnRíocht“!
„Soldat, da ihr eures Vergehens gegen den König bewusst seid, frage ich euch;
seid ihr gewillt die Strafe in ganzer Härte zu empfangen, oder erwartet ihr die Milde unseres Königs Rí Gabhan á Corr AnRíocht „?
„Obwohl König Gabhan mein Vater ist, erwarte ich keine Milde von ihm, ich bin bereit die mir angedachte Strafe in voller Härte zu empfangen. Ich gebe mich der Angemessenheit meines Vaters hin und vertraue seiner Gerechtigkeit und werde sein Urteil nicht in Frage stellen.“ antwortete Lan mit fester Stimme.
„Tiarna Lan ar Corr’Daingneachd erhebt euch und empfangt des Königs Urteil erhobenen Hauptes, Auge in Auge wie es einem Soldaten gebührt“ befahl der Beamte harsch…
„Seiceadúir Ceallach Blàr, “ räusperte König Gabhan, „helft ihm bitte auf die Beine, denn auf Geheiß seiner Mutter kniete er hier schon seit längerer Zeit “
„Wie ihr befiehlt mo Rí Gabhan“, schmunzelte der angesprochene und half dem Königssohn auf die tauben und zitternden Beine
„Tiarna Lan á Corr AnRíocht“, donnerte des Königs befehlsgewohnte, eisige Stimme durch den Saal und ließ Lan zusammenfahren
„Mein Urteil lautet wie folgt!;
„Du lässt mir keine andere Wahl, gerade weil du mein Sohn bist, gewähre ich dir keine Milde, die Strafe wird in voller Härte vollzogen.
In einer Stunde wirst du die 40 Hiebe durch den Lederriemen, hier im Hof von Corr’Ríchathaoir, empfangen.
Jeder Diener und Soldat darf zusehen, wenn er dies möchte.
Seiceadúir, nehmt ihn mit und waltet eures Amtes, schont ihn nicht, weil er der Königssohn ist, und auch nicht, weil er die nächsten Tage wohl im Sattel verbringen muss,
bestraft ihn so wie ihr es mit jedem andern Soldaten tun würdet.!
Ich werde mich jetzt um deine Mutter kümmern Lan, aber wie das Gesetz es verlangt werden wir beide während der Bestrafung anwesend sein.
Vielleicht bringen dich wenigstens die Tränen deiner Mutter zur Besinnung und helfen dir in Zukunft deine Zunge zu hüten“
“ Vater, ich…“, versuchte Lan einzuwenden, aber seine Mühe blieb erfolglos und auch die weiteren Worte des Königs,
„Meinen Worten ist nichts mehr hinzuzufügen Lan, empfange deine Strafe eines Mannes und Königsohnes würdig…“
rieten Lan besser den Mund zu halten.

 

Ein leises klopfen an seiner Zimmertür riss ihn aus seinen Gedanken. Bäuchlings auf seinem Bett liegend, das schmerzverzerrte Gesicht in ein Kissen drückend murmelt er; „es ist offen tretet ein, wer immer ihr seid“.
Mit einem sorgenvollen seufzen, eine Schüssel mit warmen Wasser, und einen Tiegel mit schlecht riechender Salbe in ihren Händen betrat Königin Xalaya das Zimmer ihres Sohnes und ließ sich, mit von Sorgen gezeichnetem und noch von ihren Tränen gerötetem Gesicht, auf einen Stuhl sinken.
„Lan, Lan, was hast du dir nur wieder eingebrockt…. Wie fühlst du dich?“, fragte sie mit leiser Stimme. „Verwirrt und zerschlagen, Mutter „, antwortete Lan wahrheitsgetreu.
„Nun die Striemen sind wirklich nicht zu übersehen,“ lächelte Xalaya während sie den geschundenen Rücken ihres Sohnes säuberte, und Lans schmerzerfülltes Stöhnen sich mit dem leisen plätschern des Wassers vermischte.
„Reiße dich zusammen Junge, du bist wehleidiger als dein Vater nach einer Schlacht“ knurrte die Königin ärgerlich als Lan beim Auftragen der Salbe zuckte.
„Mehr kann ich für dich nicht tun, lass die Salbe noch einige Zeit einwirken bevor du dir ein frisches Hemd überziehst. Die Nächsten Tage wirst du sicherlich noch mit den Folgen deiner Uneinsichtigkeit zu kämpfen haben Junge, aber sie werden dich nicht umbringen…. “
leise voller Sorge, mehr zu sich selbst sprechend fügt sie noch hinzu,
„…wenigstens dieses Mal nicht…“

„Mutter, ich dachte nicht, dass Vater wirklich so weit gehen würde…“ klagte Lan.
„Das hast du dir selbst zu verschulden Lan, du hast wirklich mehr als nur eine Grenze überschritten. und obwohl du der Sohn des Königs und Thronerbe bist, bist du in erster Linie nicht mehr als ein Bürger von Corr AnRíocht und zudem Soldat der königlichen Armee.
Wenn du dich entschlossen hast nicht mehr in Selbstmittleid zu ertrinken….
auf dem Tisch liegt ein Brief von deiner Gemahlin Yelana, ein Bote brachte ihn heute früh.
Außerdem ist dein Vater ist noch eine ganze Weile in der Bibliothek, und ich denke es wäre gut, wenn du dich mit ihm unterhältst“
„Er will mich doch nicht sehen…“, murmelte Lan bedrückt, presste sein Gesicht stöhnend in die Kissen, und blickte seiner Mutter schweigend nach.

 

Der Mond stand hoch am Himmel als Lan zum Fenster blickte, „ich habe doch tatsächlich geschlafen“ murmelte er und blinzelte schlaftrunken, als er den auf einem Stuhl sitzenden, und beim schwachen Schein einer abgeschirmten kleinen Öllampe in einem Buch lesenden Schatten entdeckte schoss er im Bett hoch und verfluchte sogleich seine hektische Bewegung welche ihm Schmerzenstränen in die Augen trieb.
„Ja du hast wirklich geschlafen Lan, wenn auch nicht unbedingt aus freiem Willen“ klang es aus dem Halbdunkel, und eine Hand deutete auf einen leeren Becher.
„Ich kann mich nicht erinnern irgendwann irgendwas getrunken zu haben…krächzte Lan und ließ seine Zunge über die trockenen Lippen gleiten. Dankend nahm er den gereichten, mit frischen Wasser gefüllten, Becher an.
„Nun Lan, du hast einiges verschlafen“, lächelte der König seinem schlaftrunkenen Sohn zu.
„Tiarna Cainneach Queirt ist, kurz nachdem deine Mutter dich besuchte, angekommen. Dies war vor zwei Tagen. Er ließ sich nicht davon abhalten nach dir zu sehen, und möglicherweise, eigentlich bin ich mir da sicher, ist er der Grund warum du dich nicht erinnerst.“ Im Plauderton fuhr Gabhan fort, „Tiarna Cainneach brachte gute Neuigkeiten von den nördlichen Grenzen unserer Reiche.
„Die Übergriffe an der Nordgrenze ebneten vor einigen Tagen ab, und hörten dann ganz auf. Er hat aber als Vorsichtsmaßnahme die Grenzposten verstärkt und seine Soldaten
pa¬t¬rouil¬lie¬ren. Es drohen uns also vom Norden her keine weiteren unliebsamen Überraschungen mehr.
Deine Soldaten sind gestern wie geplant zur Südgrenze aufgebrochen, du kannst ihnen in einigen Tagen folgen, sobald du dich soweit erholt hast um nicht aus dem Sattel zu fallen.“
„Cainneach…stöhnte Lan und seine weiteren Worte glichen mehr an einem knurren eines aufgescheuchten, wütenden Bären, „dieser vom Licht verlassene, aufgeblasene Widerling…“
Die bösen Blicke seines Vaters richtig deutend fuhr er gelassener fort. „verzeiht meine Worte Vater, aber ich kann ihn nun mal nicht ausstehen…“
„Ich verstehe dich mein Sohn, als ich in deinem Alter war erging es mir nicht anders, aber Zeiten ändern sich und Meinungen auch.
Zugegeben Tiarna Cainneach Queirt ist sehr speziell, aber er ist wer er ist, und ihn trifft keine Schuld für das was er ist.“
„Vater, wie lange sitzt du eigentlich schon da?“, erkundigte sich Lan verwirrt.
„lange genug um nachzudenken und einen Entschluss zu fällen, mein Sohn. Aber jetzt wirst du dies trinken…“
„Was ist das, es riecht einfach widerlich, und sieht aus wie…“,
„…und es schmeckt auch genauso oder noch schlimmer“ ergänzt Gabhan die Worte seines Sohnes grinsend,
„Aber es betäubt den Schmerz und fördert die Heilung, also runter damit oder muss ich dich dazu zwingen? ich könnte auch nach Tiarna Cainneach Queirt schicken….er kennt bestimmt Mittel und wege dir dieses Gebräu schmackhafter zu machen“,scherzt Gabhan, “ da bin ich mir ziemlich sicher Junge…“
„Cainneach …. nein lieber nicht“, “ murmelte Lan schaudernd, und leerte den Becher bis zur Neige.
„Vater, ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen“, gähnte Lan und ließ sich auf sein Kissen zurückfallen.
„Wir werden uns später unterhalten“, flüsterte Gabhan, von der Türschwelle her und blickte bedauernd auf seinen bereits wieder schlafenden Sohn.

Als Lan zum zweiten Mal erwachte, blendete ihn das strahlende Licht der Sonne. Mühsam blinzelte er durch sein Zimmer, und sprach den dem am Tisch aufrechtstehenden Mann, ohne ihn genau zu erkennen, an.
Vater?“, fragte er zögernd, „wie lange habe ich denn geschlafen?“
„Hamm, VATER? wohl eher nicht !!“, grollte der Mann mit befehlsgewohnter Stimme,
„Der König muss seinen Pflichten nachgehen, seine Zeit ist zu kostbar um am Bett seines närrischen Sohns zu wachen.
Was deine andere Frage betrifft; du hast insgesamt drei volle Tage und Nächte geschlafen Lan, anscheinend macht dir das ganze doch mehr zu schaffen als erwartet…aber wie es scheint fieberst du nun nicht mehr……“
„Tiarna Cainneach Queirt?“, seufzte Lan ungläubig, und begutachtete die sich aufstellenden Haare auf seinen Armen, spürte das kalte Rinnsal in seinem Nacken und schauderte „ihr seid es wirklich“.
„Ja… So wahr, die Sonne heute Morgen aufging und ich nun vor dir stehe Junge., umdrehen Narr, ich will mir deinen Rücken ansehen.“
„Cainneach, was tut ihr, wollt ihr mich umbringen? Ihr genießt es wirklich mich zu quälen….,“ stöhnte Lan, schwitzend ,frierend zugleich schaudernd und mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Für dich immer noch TIARNA Cainneach., aber dich umbringen? Dafür müsste ich mir nicht solche Mühe machen junger Narr“ Verwirrt nahm Lan das flüchtige zittern in Cainneachs Stimme, war, was ihn erneut erschaudern ließ.
„Ich tue was getan werden muss, damit du in einigen Tagen imstande bist mit mir zusammen an die Südgrenze zu reiten um diese Sh’shilkan zu befreien, oder willst du sie ihrem Schicksal überlassen? “
Sichtlich erschöpft, ließ sich Tiarna Cainneach Queirt auf den Stuhl fallen und zog ihn näher an Lans Bett heran. Mit Ruhigen, beinahe warmer Stimme fuhr er fort;
„Schließe deinen Mund Lan und gewöhn dich schonmal dran das ich ab sofort und für eine sehr lange Zeit, zumindest für die nächsten paar Jahre, wie eine unliebsame Klette an dir hängen werde.“ „Tiarna Cainneach Queirt…ich“
„Unterbrich mich nicht Junge, Ich bin nicht dein Vater, welcher dies dulden mag…
Gabhan bat mich, dich unter meine Fittiche zu nehmen, und genau das werde ich tun, auch wenn es mich genauso ‚begeistert’ wie dich…. Aber;
Du wirst lernen mir zu gehorchen, wirst essen, wenn ICH es sage, schlafen wenn ICH es sage und schweigen, wenn ICH es wünsche.
Du wirst lernen Verantwortung und Konsequenzen zu tragen.
Du wirst lernen Schlachten zu planen, sie zu gewinnen und auch welche zu verlieren.
Du wirst lernen den Rat anderer anzunehmen oder ihn zu verschmähen.
Du wirst lernen dich selbst kennenzulernen und auf dich selbst zu hören,
Dafür werde Ich dich lehren, das Schwert wie ein Meister zu führen, und anderes zu vervollkommnen, wie ein König Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
Und wenn du denkst mich bereits zu kennen….
Dann muss ich dich enttäuschen Lan, ich besitze Klauen und Zähne und anders als dein Vater zögere ich nicht sie einzusetzen.“ drohte der Drachengeborene
„Jetzt iss, damit du zu Kräften kommst, ich werde nach Sonnenuntergang nochmal nach dir sehen. Selbst jemand wie ich braucht gelegentlich etwas Schlaf“

„Tiarna Cainneach Queirt……“
„Was ist denn noch Junge? „, streng blickte der angesprochene auf den im Bett liegenden Königssohn.
„Ich, Ich wusste nicht…, warum, ich. Ich meine wa-warum tut ihr das alles?
Und wa-wa-was seid ihr…. WAS im Namen des dunklen Volkes IHR…ich meine ach verdammt warum bringt mich eure Anwesenheit stehts zum sch-schaudern, und warum bringe ich nun kaum einen Voll-VOLLSTÄNDIGEN Satz über meine Lippen…“ stotterte Lan verwirrt.
Die ungewöhnlichen, goldgelben Augen Cainneach’s funkeln bedrohlich,
seinen athletisch kräftigeren Körper, wie der eines Raubtiers in tödlicher Eleganz gespannt, und jederzeit zum Angriff bereit, mit einer Stimme gleich eines aufgescheuchten Bären grollend antwortete er;
„Wage es nicht mich noch einmal im Gleichen Atemzug wie das dunkle Volk zu erwähnen,!! Narr…. ! Ich tue es, weil es meine Bestimmung ist, Lan, weil es getan werden muss, und weil du Junge, das Schicksal vieler bestimmen wirst ….
WAS ich bin wirst du vielleicht erfahren, wenn ICH es für nötig halte, vielleicht aber auch niemals. Doch ich verrate dir, dass Ich aus dem Westen stamme, und mehr Wissen besitze als du jemals in deinem kümmerlichen Leben erlangen wirst.
Die Antwort auf deine letzte Frage ist einfach, du magst vielleicht ein Königssohn sein, aber du bist auch der unwissendste, aufgeblasenste Bengel den ich bisher in meinem langen Leben traf….
Du bist einfach ein hoffnungsloser Narr Tiarna Lan ar Corr’Daingneachd, und dennoch habe ich vor dies zu ändern…..und ich sollte wohl mich selbst fragen, ob nicht ICH der größere Narr von uns beiden bin….“
Zornig lies Tiarna Cainneach Queirt die Tür hinter sich zuknallen als er die Räumlichkeiten des Königsohns verließ.
„Westen., das ist doch unmöglich…“ murmelte Lan nachdenklich.

Mit schnellen Schritten durch die langen Korridore, alleine dem Klang seiner metallbeschlagenen Stiefel auf dem Marmorboden horchend, hie und da ein Gesprächsfetzen von Dienern oder Wächtern vernehmend, eilte Cainneach Queirt in sein Quartier.
„Ich bin wirklich zu alt um mich so aus der Fassung bringen zu lassen“ murmelte er, bemühend sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.

 

Kurz nach Sonnenuntergang, und mit seinem üblichen, steinernen Gesichtsausdruck klopfte Cainneach Queirt an Lans Zimmertür. Ohne auf Antwort wartend betrat er das Zimmer, sein Blick fiel auf den schweißnass im Bett liegenden und ausdruckslos zur Decke starrenden Königssohn. „Das gefällt mir gar nicht…“, murmelte er mehr als besorgt.
„Junge hörst du mich, verdammt Lan antworte gefälligst, wenn ich mit dir spreche…“
„G… Geht weg“, stöhnt Lan schwach, „g. g.. geht weg a..al..alle…“
Ein schwacher, seltsamer krautiger Geruch weckte die geschärften Sinne des Drachengeborenen Cainneach, „Zkesch- duill…, verdammte Scáth’rHádal“ fluchte er ungehalten und suchte mit geübtem Auge das Zimmer ab.
In einer Ecke entdeckte er ein schwelendes Blätterbündel dessen Glut er durch bloße Gedanken zum Ersticken brachte. Sofort stürzte er zum Fenster, und rief seinen Fianna, seiner Leibgarde, welche im Hof lagerten zu;
„Câthal, Oîdché, hier war vor kurzem ein Scáth’rHádal, sucht nach Spuren und verfolgt ihn, er darf nicht entkommen.
Fêarghas berichte dem König das es ein Anschlag auf das Leben seines Sohnes gab, und dass es nicht gut aussehe, wenn er was tun will soll er zu Alan’thor beten das es noch nicht zu spät für Lan ist.
Sage Ihm auch das ich unter keinen Umständen gestört werden darf, und wenn es nicht anders geht sperrst du ihn und die Königin in ein Zimmer….
Sèitheach, du kommst in mein Quartier hilfst mir bei Lan.
Duer, Niall, ihr beide, kommt hoch zu seinem Zimmer, sofort…
Ihr anderen scheucht einige der Soldaten hoch, bildet Gruppen und pa¬t¬rouil¬lie¬rt um Corr’Ríchathaoir, und durchsucht Corr’Amas gründlich, wo ein Scáth’rHádal war sind meist noch mehrere von dem Pack zu finden.
Wenn sich die Königlichen weigern, dann teilt ihnen mit das sie mich von einer anderen Seite kennenlernen werden…“,
Durch sein temperamentvolles und oftmals jähzorniges Wesen bedingt knallte Cainneach Queirt lautstark das Fenster zu und wandte sich besorgt zum reglos daliegenden Königssohn; „Lan, närrischer Junge, hörst du mich?“
„aHHH…alles weh…hh“, antwortete Lan mit schwacher Stimme und kaum zu verstehenden Worten.
„Konzentrier dich aufs Atmen Junge…ich helfe dir dabei…“ hastig entledigte sich Cainneach seiner Handschuhe und presste eine Hand auf Lans Brust, die andere auf seine schweißnasse Stirn, „konzentrier dich Lan auf deine Atmung, gut, sehr gut…“ sprach er leise auf den Jungen ein.
„Duer, Niall, habt ihr auf euren Stiefelsohlen Leim geschmiert, oder warum hat das solange gedauert?“ keifte der Drachengeborene seine Soldaten an. Tragt ihn in mein Quartier, oder muss ich euch in eure Ärsche treten…!?“
Mit schnellen Schritten eilte er ihnen voraus, ungeduldig zurückblickend…
„Legt ihn aufs Bett“, Lan stöhnte vor Schmerzen auf als sein herabhängender Arm an den Bettkasten schlug „vorsichtig ihr verdammten Söhne eines Ochsen !! und nun raus ich will nicht mehr gestört werden“, vor Zorn sprühend und mit gefährlich funkelnden Augen schlug er die Tür zu, das leise stöhnen des Soldaten auf der anderen Seite nicht bemerkend.

„Calahêr du solltest wirklich endlich lernen dein Temperament zu beherrschen, und zwar in JEDER Situation“, bemerkte Sèitheach Muin mit belehrender Stimme, und blickte auf den stöhnenden Königssohn. „Zkesch- duill?“, fragte er und die Antwort schon kennend.
„Kannst du ihn übernehmen Gaidin Sôlas? ich muss mich ausruhen, bin wohl etwas aus der Übung“, flüsterte er und bemerkte seine zitternden schuppenbesetzten Hände.
„Sicher kann ich das, trete zur Seite Calahêr “
„Ich weiß nicht ob er es schafft mein Gaidin, Lan ist sehr schwach, sein Körper bereits gelähmt, und er ist keiner von uns Drachengeborene, wir können ihm nur helfen sich an das Atmen zu erinnern…“ die Stimme Cainneach Queirt, wankte vor Sorge.
„Gaidin Sôlas ruf mich bitte, wenn sich sein Zustand verändert, und ruf mich auch wenn ich dich ablösen soll, “
„In Ordnung, Calahêr. Wenn es Fêanor’s Wille ist wird der Junge es schaffen, „, antwortete der Drachengeborene sich bereits um Lan kümmernd.
Nach einigen Stunden sich im Nebenzimmer der Stille widmend, kehrt Cainneach Queirt zurück.
Nach einem kurzen durchdringenden Blick auf Lan werfend, wandte er sich fragend an seinen Gaidin Sôlas. „Irgendwelche Veränderungen mein Gaidin?“,
„Nein Calahêr, außer dass jemand seit geraumer Zeit an die Tür poltert und eingelassen werden möchte“, knurrte Sèitheach Muin, genervt durch den Krach
„Ich denke, dass es der König Gabhan ist, ich werde mit dem Sturkopf sprechen“, bemerkte Cainneach Queirt, ging zu der Tür hin und drehte sich nochmal kurz um, “ ich werde versuchen mich zu beherrschen mein Gaidin…“ und öffnete die Tür, einen Spaltbreit.
„ICH sagte NIEMAND soll uns stören, das gilt auch für dich, oder besonders für dich…. Gabhan“. knurrte der Drachengeborene, und seine goldenen Augen funkelten zornig.
„Versuch gescheitert würde ich meinen“, murmelte Sèitheach Muin gerade so laut das für Cainneach’s scharfes Gehör noch wahrnehmbar ist und zuckte sogleich schaudernd.
Ich muss zu meinem Sohn….ich, ,,ich muss…“ schluchzt der König und wehrte sich erbittert gegen die Griffe der beiden Türwächter, “ lasst mich los ihr vom Licht verlassenen…“
—–
Scáth’rHádal = Schattengeborene, Assasinen des Dunklen Herrschers
Calahêr = (Wirklicher) Name von Cainneach Queirt unter den Drachengeborenen
(Gaidin) Sôlas = (Wirklicher) Name von Sèitheach Muin unter den Drachengeborenen
….

„Hüte deine Zunge Gabhan und beleidige meine Männer nicht !! grollte der Drachengeborene scharf… „Duer, Niall lasst ihn los! Ich denke der König wird sich wieder gebührlich benehmen…“Schweigend senkte Gabhan seinen Kopf.
„Nun da du dich anscheinend entschlossen hast, dich wieder angemessen zu benehmen, lasse ich dich ein, also komm Gabhan.“
Zögernd trat Gabhan ins Zimmer, sah seinen regungslos daliegenden Sohn und die ihm unbekannte Person.
„Neiiinnn“! brüllte der König voller Entsetzen, und rannte mit einem Dolch in der Hand auf die neben seinem Sohn kniende Gestalt zu.
*“tendrîl barach, tendrîl trâs ’n barach,..mheur sgân“
rief Calahêr laut und sogleich brach eine Ranke aus den Marmorboden des Zimmers, verzweigte sich und wickelte sich um Beine und den zum Angriff ausholenden Arm Gabhan’s. Hielt ihn auf der Stelle fest und die bewaffnete Hand zurück.
Nur ein Lidschlag später verwandelte sich der Dolch in einen harmlosen Weidenzweig.
*“ rîalharadh gòrach duinn“,
stellte Sôlas nüchtern fest ohne sich umzudrehen oder sein tun zu unterbrechen,
*“ tha âg aontadhâdh, gaidin Sôlas“, knurrte der Drachengeborene

“ Sèitheach Muin meinte, dass ihr ein sehr törichter Mensch seid, König, und dem stimmte ich voll und ganz zu, und nun frage ich mich, was ich mit euch anstellen soll , denn eigentlich müsste ich euch jetzt töten weil ihr meinen Gaidin angreifen wolltet…..“

“ Calahêr, a bhith gràsmhor „,
„bhfûil tû cíadh, gaidin?“ , Calahêr ’s Augen funkelten zornig…
„shaoil saêdh“,
„aîr léth dh’aontaîch, gaidin Sôlas“

„Gabhan, mein Gaidin bat um deine Begnadigung…nun ja diesmal werde ich noch ein Auge zudrücken“, übersetzte Cainneach Queirt.
Sichtlich erleichtert und schuldbewusst senkte der König den Blick vor den Drachengeborenen und seufzte; „verzeiht mir bitte beide, die Sorge um meinen Sohn lies mich so handeln…“

“ Calahêr, rîalharadh tá fhios muâr?“
„pàîrt, gaidin , eol dó câd tá mé, ach châh tá áthas“
“ mî a ‚tuighd…“ unterhielten sich die beiden Drachengeborenen ohne den Willen zu übersetzen.

„Rí Gabhan“, die angenehme Stimme Sèitheach, liess den verzweifelten König aufhorchen,
„diesen…. Zweig braucht ihr bestimmt nicht mehr“, lächelte der Drachengeborene ohne sich umzudrehen, „und wenn ihr ihn nun fallen lässt, erlaubt euch Tiarna Cainneach bestimmt näher zu mir zu kommen, denn ich möchte euch erklären wie wir eurem Sohn zu helfen versuchen.“
„tendrîl scall !“, befahl Cainneach und die Ranken zogen sich Augenblicklich zurück.

“ mî chûr os cion, gaidin?“
“ châh, aon nGhá.“
„dea, mî fháil dhûính uis’ché is toardh“
„mòran taingh Calahêr“

„Gabhan, ich werde dich jetzt mit meinem Gaidin alleine lassen, normalerweise ist Sèitheach Muin sehr vernünftig und beherrscht…doch er.nun ja seine Kunst liegt nicht nur im Heilen, er kann auch ein ‚Meister der Schmerzen‘ sein…, ich denke ihr versteht was ich meine…. Es ist ratsam dies nicht zu vergessen, “ knurrte Cainneach und verließ das Zimmer

Sèitheach Muin richtete sich mittfühlend an König Gabhan, in seine Worte klangen ruhig und beherzt.
“ Rí Gabhan, ihr riecht nach Angst, und ich spüre außerdem eure Verwirrtheit
Ihr fürchtet um das Leben eures Sohnes und habt Angst vor mir…. Nun das erstere ist durchaus angebracht, aber vor mir braucht ihr euch nicht zu fürchten.
„Tiarna Cainneach übertreibt gerne, und kann auch ein ziemlicher Rüpel sein.
Außerdem lodert sein Innerstes wie ein unkontrolliertes Feuer, das jederzeit ausbrechen kann, es fällt ihm derzeit sehr schwer sich zu beherrschen. Ich kenne ihn lange genug um zu wissen, dass selbst ich momentan Vorsicht walten lassen sollte. Er lodert vor Wut auf sich selbst da er Lan nicht schützen konnte, und brennt vor Zorn, weil der oder die Scáth’rHádal entkommen sind. Er gibt sich die Schuld. Ich weiß, dass er sich nun selbst bestrafen wird indem er irgendwo mit seinem Schwert übt, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht…“
Cainneach Queirt ist ein junger Narr, Nun ja jung, aus meiner Sicht der Zeit „, lächelte Sèitheach.
„Ich bezweifle jedoch den Tag zu erleben an dem er endlich vernünftig wird…“ flüsterte der Drachengeborene leise, mehr zu sich selbst und mit tiefen Ratlosigkeit in seiner Stimme

„Setzt euch Rí Gabhan und hört zu;
Lan wurde durch eine Pflanze, die wir Drachengeborenen Zkesch- duill nennen, vergiftet.
Es ist ein sehr seltener Strauch welcher in Dragfhàsach, also unserer alten Heimat, und vielleicht auch in der Schattensenke, im Reich von Jahalad’sahin, wächst.
Die oder der Scáth’rHádal hat ein Bündel aus dessen Blätter geschnürt, es angezündet und durch das offene Fenster von Lans Zimmer geworfen.
Wir wissen nicht wie lange euer Sohn dem aufsteigenden Rauch ausgesetzt war,
daher wissen wir auch nicht wie lange er sich noch in diesem Zustand befinden wird.
Doch ich will nichts beschönigen, Zkesch- duill ist sehr tückisch, und ein eigentliches Heilmittel existiert nicht. Das Gift lähmt Körper und Geist, und der Vergiftete leidet unerträgliche Schmerzen, die ihn schlussendlich das Atmen vergessen, und qualvoll sterben lassen. Als Tiarna Cainneach euren Sohn fand, war dessen Körper bereits vollständig gelähmt. Das einzige was wir tun können ist Lan zu helfen sich an das Atmen zu erinnern, und hoffen das er in absehbarer Zeit von alleine atmet. Zudem nehmen wir ihm die Schmerzen….nein das ist nicht ganz richtig, ich muss mich anders ausdrücken…wir übertragen seine Schmerzen auf uns selbst….Das ist auch ein Grund weshalb Tiarna Cainneach derzeit auch so gereizt ist, denn anders als ich hat er sich nicht auf das Wissen von Heilung mithilfe von Fêachdh, was ihr Menschen ‚Magiekraft‘ nennt, spezialisiert.
Er ist der stärkste Drachengeborenen was sein Fêachdh betrifft, und er ist auch ein sehr guter Heiler, aber wie er vorhin selbst demonstrierte, nicht nur. Er ist deshalb nicht gewohnt Schmerzen anderer auf sich zu übertragen und auch wirkungsvoll von ihm wegzuleiten.
Wir Drachengeborene können zwar das Vielfache von euch Menschen aushalten, und ich als Heiler nochmal um einiges mehr als er, der darin nicht geübt ist.
Seine Stärken liegen in anderen Bereichen, zudem sind auch wir Drachengeborene nur Lebewesen aus Fleisch und Blut.
Wir sind nicht so unangreifbar wie eure Legenden behaupten, ebenso wenig sind wir unsterblich, wir sind nur beinahe unsterblich…
Rí Gabhan, würdet ihr mir bitte einen Becher mit Wasser reichen“, bat Sèitheach Muin mit rauer Stimme trank einige schlucke und erklärte dann ruhig weiter.
„Setzt euch bitte näher zu eurem Sohn und auch zu mir;
Schaut, die eine Hand, die ich auf Lans Stirn liegen habe, verbindet meinen Geist, mit dem seinen. Ein gesundes Lebewesen atmet ohne dessen Bewusst zu sein.
Ich jedoch konzentriere mich auf meine Atmung, mache sie mir Bewusst, und leite dieses Wissen in Lans Gedächtnis.
Gleichzeitig halte ich ihn in einer tiefen Bewusstlosigkeit fest, schirme ihn also von allem um ihn herum ab, dadurch erleichtere ich ihm das Ganze, und er verspürt so auch keinen Schmerz. Ich bin jedoch gezwungen diese Abschirmung regelmäßig, kurz, zurückziehen, um zu erfahren wie es um ihn steht.
Die meiste Zeit verspürt er also keine Schmerzen, es ist als ob er in einem traumlosen Schlaf liegen würde…Mit meiner anderen Hand, die ich auf Lans Brust liegen habe, leite ich das Wissen und die Erinnerung des Atmens in seinen Körper zurück, so befehle ich seinem Körper zu Atmen. Auch ziehe ich mit dieser Hand seine Schmerzen in mich selbst, leite sie weg, und sende ihm Teile meiner eigenen Lebensenergie.
So schütze ich seinen Körper und Geist vor bleibenden Schäden. Ihr könnt euren Sohn ruhig anfassen, es stört meine Bemühungen nicht. Ich ziehe die Abschirmung nun etwas zurück, Schmerzen wird er keine spüren, aber eure Anwesenheit und es wird ihm gut tun… und auch euch.“
Sèitheach nickte dem noch zögernden König auffordernd zu.

Kaum hörbar betrat Cainneach Queirt das Zimmer, stellte einen Krug mit frischem Wasser und eine große Schüssel mit Obst auf den kleinen Tisch, und winkte seinen Gaidin zu sich.

“ nûacht, gaidin ?“ fragte Cainneach leis.
“ châh“ antwortet Sèitheach ebenso leise und schüttelte verneinend den Kopf.
“ is tû ?“, fragte er weiter
“ châh“ kam die enttäuschte Antwort während der Drachengeborene nach seinem Schwert griff
„îarr ná tharch, Calahêr“
„dea, “ îarr gláoch chûr os cion, gaidin“
„dea, Calahêr“

Gabhans fragender Blick musterte Sèitheach Muin, der jedoch keinerlei Emotionen zeigte
„Der Schuldige wurde leider noch nicht gefunden, und auch ansonsten gibt es nichts Neues bezüglich der Scáth’rHáda“; antwortete er abwesend währen er Cainneach bedauernd, nachblickte.
„Nun bitte ich euch aber zu gehen Rí Gabhan, es kostet mir viel Fêachdh eurem Sohn beizustehen, und da sich Tiarna Cainneach nun in Begleitung seines Schwertes befindet wird es länger dauern bis er mich ablösen wird.
Junge Drachen brauchen mehr Zeit für sich als man ihnen eigentlich gewähren sollte…“
schmunzelte der Drachengeborene und seine ebenfalls goldgelben Augen glitzerten im der schwachen Beleuchtung des Zimmers. Sanft aber bestimmt drängte er den König in den Flur, schloss die Tür und widmete sich wieder dem Königssohn.

 

‚Der Reiher fängt den Fisch‘, ‚Katze schleicht übers Dach‘, ‚die Weide biegt sich im Wind‘, ‚der junge Drache zerfetzt die Wyvern’, das Licht besiegt die Dunkelheit‘ ….
…ganz in Nheachnîh versunken glitt Cainneach in tödlicher Eleganz eines Raubtieres von Schwertfigur zu Schwertfigur, jede kleinste Bewegung perfektionierend, und eins mit seinem Schwert…
‚Lotus spiegelt sich im Teich’, ‚Kranich watet durch den Sumpf‘, ‚der Löwe hetzt die Beute’, …sein stählerner Körper glänzte, nass vor Schweiß…
‚der Mond steht still am Himmel…‘
… und bebte vor Erschöpfung…

„Der Mond steht still am Himmel…?.“, flüsterte er schwach, sich erst jetzt gewahr werdend, dass er sich in einem Wäldchen westlich und etwas abseits von Corr’Ríchathaoir befand und sich seit vielen Stunden der Schwertkunst widmete.
Nheachnîh um ihn bröckelt bis es zerfiel und seinen Körper von Erschöpfung zusammenbrechen ließ.
Mühsam kämpfte sich Cainneach Queirt auf die Knie, den Blick gen Nachthimmel gerichtet flehte er leise;

 

„Lasto Fêanor
ghlór cumhachtadh glórtha, labhch chuhd’rÎum
Lasto Fêanor, seó ân dòigh rîum“

Erhöre mich Fêanor,
Stimme aller Stimmen, sprich zu mir
erhöre mich Fêanor, weise mir meinen Weg

 

Von Erschöpfung gezeichnet und seiner Schritte kaum bewusst schlurfte der Drachengeborene zu seinem friedlich grasenden Pferd, und zog sich stöhnend in den Sattel.
Kaum die Zügel in der Hand, durchfuhr ihn ein innerer kalter Schauer, der dringliche Ruf seines Gaidin erreichte ihn.
„Lauf Tàirneanach lauf so schnell du kannst, lass deine Hufe fliegen mein treuer Freund, mein Gaidin braucht mich“ flüsterte er und klammerte seine Hände in die pechschwarze Mähne des Pferdes.Die eisenbeschlagenden Hufe des Pferdes donnerten durch die nächtliche Stille. Mit der Gestalt auf seinem Rücken schwankend, sich kaum im Sattel haltend, erreicht das treue Tier den Hof von Corr’Ríchathaoir und wieherte laut.
Königliche Soldaten stürzten herbei und versuchten das wild, kämpferisch um sich beißend und schlagende Pferd zu beruhigen.
„Was verdammt nochmal soll dieser Aufruhr mitten in der Nacht?“
fluchte Fêarghas ungehalten während er aus seinem Zelt kletterte. Mit einem einzigen Blick seiner scharfen Augen die Situation erkennend, brüllte er die Soldaten an;
„Finger weg von Tàirneanach ihr ungehobeltes Soldatenpack, tretet zurück oder soll euch Tiarna Cainneach Queirts Pferd umbringen?“
Langsam näherte sich Fêarghas dem noch immer wild um sich schlagenden Hengst und sprach ruhig, in der Sprache der Drachengeborenen, auf ihn ein, als das stolze Pferd sich endlich beruhigte, half er Cainneach aus dem Sattel.
„Keiner außer Câthal oder Oîdché, nähert sich dem Pferd, ich will nicht dem König erklären müssen warum tote Soldaten im Hof rumliegen“, brüllte Fêarghas wütend zu den versammelten.
„Und du Calahêr, bist mir wahrlich eine Erklärung schuldig“, flüsterte er zu Cainneach. „Später, Fêarghas, bring mich einfach hinauf in mein Quartier.“, antwortete er ebenso leise, seufzte und stützte sich auf den kräftigen Fian.
Fêarghas polterte mit schweren Schritten, bedingt durch seine metallbeschlagenden Stiefel und seiner lebenden Last in Cainneach Queirt Quartier
“ Sôlas, mî lorgh ân òga dòigh. sa gclós na „,
schmunzelnd die vorwurfsvollen Blicke des auf ihn gestützten Drachengeborenen genießerisch ignorierend liess er die Tür ins Schloss fallen.
„Fêarghas, leg den Bengel hin, ihm fehlt nichts weiter er ist nur erschöpft, ich kümmere mich gleich um ihn“, knurrte Sèitheach aufgebracht und mit Müdigkeit in seiner Stimme hallend…“und wenn du gleich gehst, nimm bitte einige Äpfel für Tàirneanach mit, ich spüre seine Unruhe, aber ich kann erst später nach dem Hengst sehen.“
Mit einer leichten Verbeugung verließ der angesprochene en Raum.

„Calahêr, wirst du eigentlich nie vernünftig, wie viele Jahrhunderte brauchst du noch um an Verstand zu gewinnen?“, fauchte Sèitheach Muin vor Zorn sprühend.
„Ich rief dich, weil ich deine Hilfe brauche und nicht, dass ich mein Fêachdh auch noch an dich verschwenden muss. Lan geht es sehr schlecht, er wird es nicht schaffen……
Und du, schau dich an, in deinem Zustand bist du mir keine Hilfe…“ ungläubig schüttelte der Drachengeborene den Kopf
„Du hast recht Gaidin Sôlas, ich bin ein unbelehrbarer selbstsüchtiger Narr, und ich habe versagt“ antwortete Cainneach niedergeschlagen…… eine erdrückende Stille breitete sich im Raum aus.
„Gaidin, könnte mein fûilteach mionnachadh den Jungen retten?“ brach Cainneach das eisige Schweigen.
„Möglicherweise, aber du bist selbst sehr schwach Calahêr und könntest dabei sterben, außerdem hat seit über fünfhundert Jahren kein Drachengeborener mehr einen Menschen als Gaidin an sich gebunden. Wir Drachengeborenen haben uns seither nicht verändert, aber die Menschen sehr…ihr könntet beide bei dem Versuch sterben…. “
„Mein Gaidin Sôlas, wenn du Lan als zweiten Gaidin an meiner Seite duldest, werde ich tun was ich tun muss…und wenn ich dabei sterbe ist es meine Bestimmung, mein Weg.“
„So soll es sein Calahêr“, bedauernd glitt Sèitheach Blick zum vor Erschöpfung nicht aufrechtstehenden Cainneach, und tief bedrückt aber zustimmend nickend trat er vom regungslos daliegenden Königssohn zurück um den Platz freizugeben.
„Es tut mir leid Junge das du nun selbst diese Schmerzen ertragen musst“ murmelte Sèitheach Muin und, löste die ‘Abschirmung’ um Lan langsam auf und nickte dann schweigend. Sogleich begann Lan laut zu stöhnen und wand sich von unerträglichen Schmerzen gepeinigt.
Neben den Königssohn kniend, ihn mit einer Hand fixierend zog er sein mit dem claíomhd-cúradh gezeichneten Schwert, und mit schnellen, geschmeidigen Schwertbewegungen , zog Cainneach Queirt zwei tiefe, sich überkreuzende Schnitte in Lans linken Unterarm, was den Jungen vor Schmerz laut aufschreien ließ
Langsam, bewusst ganz in sich gekehrt und versunken in Nheachnîh zog er das Schwert über seine eigene linke Handfläche, zwei tiefe sich überkreuzende Schnitte bildend
wobei ihn der stechende Schmerz trotz aller Selbstbeherrschung zusammenfahren und beinahe das Schwert fallen ließ.
Cainneach legte seine stark blutende Hand, auf den ebenfalls blutenden Unterarm Lan’s, so dass sich die beiden Wunden berührten. Sein Schwert mit der flachen Seite an sein eigenes Herz gepresst, ohne die Wellen von auf ihn übertragenen Schmerzes beachtend, strebte er
nach seinem ureigenen Selbst
Nach Nheachnîh, greifend begann Cainneach Queirt mit klarer Stimme und mit feierlichen Ton die alten Worte des ‚Gaidin-Schwurs‘ wiederholen;

*Nîn nôn Chîn ah Cîn nôn Nîn
Lomé alantié, mornié alantié
Nae an còmhnaidh elo i sern erumé sê eruméch
Ech ista mionnachadh , a ech meldir

Lasto Fêanor, aníron ven fuil
Lasto Fêanor, aníron ven nîn
Ai síradh, âgh an tráth, a‘ gach ní seo

* Mein ist dein und dein ist mein
bis die Dunkelheit fällt, bis der Herr der Finsternis besiegt
und immerwährend wie die schönen Steine in der Wüste der Wüsten
Das schwöre ich dir, mein Freund

erhöre mich Fêanor, vereint unser Blut
erhöre mich Fêanor, vereint unsere Seelen
An diesem Tag, zu dieser Stunde, am Beginn aller Dinge

 

Nach einigen Minuten des regungslosen Verharrens nahm der Drachengeborene seine Hand von Lans Arm, wickelte einen Stoffstreifen um dessen Wunde und auch um seine eigene. Schwach taumelte er mit seinem Schwert an seiner Seite auf Sèitheach Muin zu;
„Ich habe doch wirklich vergessen wie unangenehm ein fûilteach mionnachadh ist,
es ist …wirklich verdammt unangenehm.“ flüsterte Cainneach Queirt zitternd und brach erschöpft und mit schmerzverzerrten Gesicht in den Armen seines Gaidins zusammen
Langsam und vorsichtig ließ Sèitheach Muin den völlig in Nheachnîh treibenden und sein mit dem claíomhd-cúradh gezeichneten Schwert umklammernden Cainneach zu Boden gleiten und half ihm sich bequemer hinzulegen.

„Nicht nur für Dich…“, seufzte Sèitheach sein Blick in Erinnerung schaudernd auf die
fûilteach mionnachadh Narbe die seinen rechten Unterarm zeichnete gerichtet.
Sein wissender Blick streifte die beiden daliegenden ruhig atmenden Männer, ein Wachgewebe über sie flechtend und zufrieden nickend verließ Sèitheach Muin leise das Zimmer und schritt lautlos in Richtung des Pferdestalles.

 

Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages fielen durch das kleine geöffnete Fenster, eine leichte Brise wehte durchs Zimmer, und das leise wiehern der Pferde ließ
Tiarna Cainneach Queirt von seinem Bett hochfahren.
„Bett…? wie komme ich denn da rein…da war doch Lan… wo ist der Junge.“, murmelte er und blickte sich verschlafen im Zimmer um.
„Ich habe dich letzte Nacht eigenhändig hineinbefördert Calahêr“, klang Fêarghas raue Stimme vom Fenster her, „nachdem Lan aufwachte und es ihm gut genug ging um in sein eigenes Zimmer und eigenes Bett zu gehen. Oîdché ist bei ihm geblieben.
Du aber standest auch dann noch ziemlich neben dir, oder besser gesagt, warst nicht imstande zu stehen. Also haben Sôlas und ich dich wie ein kleines Kind ins Bett getragen…“
„Fêarghas? und was machst du denn jetzt in meinem Zimmer?“, fragte Cainneach streng und blinzelte müde zu dem locker am Fenster lehnenden und einen Apfel essenden Fian.
„Naja Calahêr, du hast gestern am späten Abend eine ziemliche Aufregung im Hof veranstaltet., falls du dich erinnerst…. und auch dein Hengst hat, als er einige von den Königlichen verprügelte, gezeigt das er noch immer ein Schlachtenross ist.
Der ganze Krawall hat mich aus dem Schlaf gerissen, und das gibt mir jedes Recht sauer auf dich zu sein, und ich fordere dich daher zum Übungskampf, er wird stattfinden sobald du wieder vollständig hergestellt bist, denn es ist gegen meine Ehre das Schwert mit einem geschwächten Gegner zu kreuzen“, lächelte Fêarghas fordernd.
„Aber, als ob das nicht schon genug gewesen wäre wurde ich von deinem Gaidin Sôlas, mitten in der Nacht, ein zweites Mal geweckt um dich in dein Bett zu schleifen, also schuldest du mir mindestens einen weiteren Übungskampf…
Ja und dann dachte ich heute Morgen, schau mal nach dem jungen Narren namens Calahêr… und dann waren da die Äpfel, und du weißt ja wie gerne ich Äpfel esse… und dann…bist du aufgewacht und fragtest warum ich bei dir im Zimmer bin…“
„Fêarghas…halt den Mund, mir schwirrt der Kopf von deinem Gerede und mir ist irgendwie übel…“ grollte Cainneach Queirt mit einer Stimme, die jeden Berg erzittern ließ.
„Calahêr, du bist wirklich ein verrückter Narr, …, bindest einen zweiten als Gaidin an dich und dazu noch einen Menschen…. seit über fünfhundert Jahren hat es keiner von uns mehr gewagt…du hättest dabei sterben können….
Übrigens, dem Jungen geht es erstaunlich gut, zumindest um einiges besser als dir.
Er ist mit Gaidin Sôlas in seinem Zimmer, jammert wie sehr ihn doch diese seltsame halbverheilte Wunde am Arm juckt, und schlägt sich dabei den Bauch mit essbaren voll.
Ich hoffe das dich die frische fûilteach mionnachadh créachtha noch einige Zeit an deine Torheit erinnern wird.“
Blitzschnell, umklammerte Fêarghas das linke Handgelenk seines ehemaligen Schwertschülers, drehte die Handfläche nach oben und schlug das Griffende seines Schwertes auf Wunde, welche dadurch wieder zu bluten begann.
„Du bist wirklich grausam Fêarghas…,“ stöhnte Cainneach mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht und blickte auf die unaufhaltsam rot werdende Bandage an seiner Hand.
„Dem Jungen geht es eindeutig besser als dir Calahêr…. die Narbe hätte nicht wieder aufbrechen dürfen“, murmelte Fêarghas, leise, nachdenklich und mit tief besorgter Stimme;
„Ich werde jetzt gehen und Sôlas bitten das er unbedingt nach dir sehen soll, und zwar gleich…“
„Das ist nicht nötig Fêarghas…“
„Ohh doch es Ist sehr wohl nötig du Narr…. wiedersprich deinem alten Lehrer nicht “
Fêarghas schnappte sich einige Äpfel vom Tisch und marschierte aus Cainneach Queirts Quartier.

Langsam quälte sich Cainneach Queirt aus seinem Bett und schlurfte zum Waschtisch.
Durch das kalte Wasser fiel die restliche Müdigkeit von ihm ab.
„Fêarghas du Sohn eines Ochsen…“ fluchte er und wickelte sich die blutdurchtränkte Bandage von der schmerzenden Hand.
„Tritt ein Gaidin Sôlas,“ rief er durch die geschlossene Zimmertür.
vorwurfsvolle Blicke empfingen Sèitheach Muin der leise das Zimmer betrat.
„Du hast Lan doch nicht alleine gelassen Gaidin?“ fragte Cainneach Queirt scharf.
„Nun beruhig dich Calahêr, und nein der Junge ist nicht alleine.
Fêarghas ist bei ihm, und Fêarghas war es auch der mich zu dir schickte, er sagte, dass es dir nicht gut gehe…und wie ich sehe hatte er wohl recht…
sorgfältig musterte Sèitheach Muin den vor ihn stehenden mit durchdringenden Blicken
„Dir geht es wirklich nicht gut, Calahêr, und das da“, auf die blutende Wunde deutend, „macht mir am wenigsten Sorgen.“
„Hinlegen, sofort!“
Ohne ein Wort des Wiederspruchs duldend drängte Sèitheach Muin den Drachengeborenen zum Bett zurück und zwang ihn sich hinzulegen.
Ruhig nahm er sich einen Stuhl, stellte ihn nahe ans Bett, sitzend legte er seine Hände auf Cainneachs Brust. „Calahêr, atme ruhig und im Gleichklang mit mir,“
„Hamm, wie ich es befürchtete…“ murmelte Sèitheach nach einiger Zeit und in seiner Stimme klang tiefe Besorgnis mit. Cainneach’s fragendem Blick antwortend erklärte er ruhig:
„Calahêr in dir herrscht ein ziemliches Durcheinander, einige deiner Lùths sind zerrissen und haben sich wieder falsch verbunden, andere sind in sich verwickelt und wieder andere….
Wie dem auch ist, ich kann das Chaos beheben, es ordnen, aber es wird für dich sehr unangenehm werden und sicherlich zum Teil auch sehr schmerzhaft.
Damit du nicht unbewusst meine Bemühungen zunichtemachst, werde ich deinen Körper in draîóch’ta halten müssen, du wirst dich also nicht bewegen können.
Greif nach Nheachnîh und versuch es festzuhalten damit es für dich erträglicher wird“
„dh’aontaîch, mî ulâmchd, Sôlas îarr dhtosaíonn“,
antwortete der Drachengeborene alles andere als begeistert

Während Caineach sich konzentrierte, seine Gedanken auf die reine Flamme seiner Selbst lenkte, sie näher und näher an sich zog, umgab Nheachnîh ihn langsam sehr langsam, erfüllte seinen Körper, erfüllte seinen Geist.
Außerhalb von der ihn nun vollständig erfüllenden, umgebenden Kraft des Nheachnîh, fern von sich selbst, spürte er, als Beobachter und Ertragender zugleich;
wie eisige Fesseln seinen auf dem Bett liegenden Körper umgaben und ihn zur Bewegungslosigkeit bannten.
Sah mit geschärften Augen wie Sèitheach Muin ihm ein durchnässtes Tuch auf die Stirn legte. Spürte wie durch einen dichten Schleier hindurch die Kühle, die Feuchtigkeit des Wollstoffes, die von bekannten Hände ausgehende, angenehme Wärme

Der Drachengeborene Caineach hörte mit geschärften Ohren die ruhige befehlende, bestimmte Stimme Sèitheach Muin’s

„sh’màlaidh shruthán !“ (Feuer brenne!)
Er sah seinen Körper vor Schmerzen aufbäumen, hörte Schreie aus seinem Mund, spürte wie von weit entfernt Zerreißen in ihm, brennen am ganzen Körper und das abtrocknen seiner Schmerzenstränen.

„àiledh eagrúI !“ (Wind richte!)
Sah seine Augenlieder flattern, seine Finger verkrampfen, spürte durch den dichten Schleier ein ziehen und zerren an ihm, in ihm, und eine beruhigende Hand auf seinem Herzen liegend

 

„uis’chédh ghlân!“ (Wasser reinige!)
Sah seinen Körper zittern, schaudern, vor Schmerzen winden, hörte stöhnen aus seinem Mund, spührte durch den dichten Schleier schmerzvolles brennen in seinen Adern und der starke Druck welcher das Bluten seiner Wunde zurückhielt.

„tálamdh cead’fhás !“ (Erde lass wachsen!)
Sah seinen Körper beben, sah die Wunde sich langsam schließen, hörte ermutigende Worte, spürte durch den dichten Schleier hindurch wie sich zerrissenes in ihm wieder richtig zusammenfügte, und die tröstende Hand in seinem Gesicht.

„m’heondh m’híniú !“ (Geist lehre!)
Sah wie fremde Bilder von ihm wegglitten und bekannte in ihn zurückkehrten, sein Körper sich langsam entspannte, spürte durch den dichten Schleier hindurch wie Hände prüfend über seinen Körper glitten.

„s’gòthadh leîghas !“ (Licht heile!)
Sah wie sein Körper an Farbe gewann, das wohlwollende, zufriedene nicken seines Freundes, hörte ein befreiendes seufzen aus seinem Mund, spürte wie Wärme und Lebenswillen in seinen Körper zurückkehrte,

Als die eisigen Klammern sich lösten, hörte er Sôlas warme Stimme;
„Es ist vorbei Calahêr, lass Nheachnîh los“
Auf die Worte seines Gaidins vertrauend liess Cainneach Nheachnîh erleichtert fallen
“ Wasser bitte, mein Gaidin“, krächzte er und versuchte sich aufzurichten, um seine Hand nach dem verlockenden Becher vor sich greifen zu lassen….
„Langsam Calahêr, langsam“, mahnte Sèitheach während er den mit kühlen Nass gefüllten Becher zu Cainneachs Lippen führte und ihn beim Trinken half.
Schluck für Schluck des Wassers genießend, spürte Cainneach gleichzeitig wie eine bleierne Müdigkeit ihn überfiel;
„Daas waaar aber nicht nur Wwasser Gaidin Sôolas“, stellte Cainneach mit schleppender Stimme fest und wurde von der aufkommenden Müdigkeit plötzlich überrumpelt.
„Nein war es nicht“, lächelte Sèitheach und drückte den Drachengeborenen sanft ins Kissen zurück, “ aber du musst nun schlafen Calahêr“,
„Ich werde König Gabhan mitteilen, dass du erst morgen mit ihm sprechen kannst.
Danach werde ich mich etwas mit Lan unterhalten, von Gaidin zu Gaidin.“
Mit leisen Schritten verließ Sèitheach Muin das Zimmer.

„Ich wusste das du hier vor der Tür wartest Fêarghas, aber wolltest du nicht bei Lan bleiben ?“, fragte Sèitheach vorwurfsvoll als er in den Palsatgang trat.
„Sollte wohl, und wollte auch aber nachdem mich der Jüngling zweimal beim Brettspiel besiegte und Oîdché, mit Neuigkeiten hereinstürzte, übergab ich meinem Gaidin diesen ähm Wachposten., und beschloss vor Calahêr’s Quartiertür zu warten.“ antwortete Fêarghas mit vor Schalk blitzenden Augen.
„Wie geht es dem unbelehrbaren Narren nun?“
„Besser Fêarghas, besser, es war nicht leicht aber ich konnte ihn heilen, er braucht nun Schlaf, viel Schlaf. Es war richtig, dass du mich gegen seinen Willen gerufen hast“
„Ich habe mir große Sorgen um den närrischen Bengel gemacht, und nach deinem Gesichtsausdruck beurteilend waren sie durchaus berechtigt.“
„Es geht ihm nun gut, aber er soll und wird bis morgen schlafen, du weißt das ich Mittel und Wege kenne dies auch gegen seinen Willen durchzusetzen,“
„Oh ja und ob ich das weiß“, grinste Fêarghas.

Er war ein großer und muskulöser Drachengeborener, dessen Körper einem alten Bären glich. Gezeichnet mit Kampfnarben und dennoch die tödliche Eleganz eins Ungetüms Jungtier besitzend, immer zum Scherzen aufgelegt, andere spielerisch herausfordernd. Mit ungewöhnlichen meergrünen Augen, die einem funkelnden Amazonit glichen, und scharfen Gesichtszügen, welche seine Härte noch zu unterstreichen schien.
Sein Schwert, mit dem claíomhd-cúradh, dem Symbol eines Schwertmeisters aus alter Zeit trug er stehts an seiner Seite.

In Gedanken versunken, schlenderte Sèitheach Muin erschöpft und ziellos durch
die Gänge von Corr’Ríchathaoir als er eine freundliche weibliche Stimme vernahm die seinen Namen wohl wiederholend aussprach blieb er stehen und drehte sich um.
„Sèitheach Muin, seid ihr in Ordnung? Ich musste euch mehrmals rufen…“
„Verzeiht, Banríon Xalaya, ich war in Gedanken versunken“.
„Ich möchte euch danken, für das was ihr für unseren Sohn getan habt, und ich möchte auch Tiarna Cainneach Queirt danken, ist er in seinem Quartier…?“ erkundigte sich die Königin beim Drachengeborenen. „Ja, ist er aber er ist sehr erschöpft und schläft, ich bitte euch in nicht zu stören Königin Xalaya. Tiarna Cainneach Queirt lässt ausrichten das er morgen mit Rí Gabhan sprechen möchte“
„Gabhan sagte mir, dass ihr uns womöglich bald verlassen werdet und Lan mitnehmt, mein Gemahl meinte auch das es höchste Zeit für unseren Sohn ist vernünftig zu werden und dem stimme ich von ganzem Herzen zu, denn unser Lan ist ein törichter Narr“…seufzte die Königin.
“ Sèitheach Muin, wann werdet ihr zur Südgrenze aufbrechen, wenn ich fragen darf?“
“ Selbstverständlich dürft ihr fragen Banríon, und ich werde euch sogar antworten“, scherzte der Drachengeborene „Ich denke, dass wir in ein oder zwei Tagen aufbrechen werden, sobald sich alle Beteiligten vom ganzen Schlamassel erholt haben.
Wenn ihr mich aber jetzt entschuldigen möget Königin Xalaya… ich möchte noch mit Lan sprechen, und auch ich bin etwas erschöpft.“
„Selbstverständlich“ antwortet sie leise und umarmte den Drachengeborenen,
„Danke…für alles, wir stehen tief in eurer Schuld…“
Undeutlich vor sich hermurmelnd und kopfschüttelnd ging Sèitheach Muin in Richtung zu Lans Zimmer weiter, nachdenklich seinen hallenden Schritten horchend.
So, eine Weile ziellos durch die weiten Gänge des großen Schlosses schlendernd, von einem hellen Sonnenstrahl aus seinen Gedanken gerissen näherte er sich den Gemächern
des Königssohnes. Durch die angelehnte Tür drangen leise Worte und fröhliches Lachen an seine Ohren. Leise schob er die Tür weiter auf, so dass sein Blick auf die zwei am Tisch sitzenden, plaudernd über ein Brettspiel gebeugten Jünglingen glitt.
Die Szene einige Zeit beobachtend und dann zufrieden nickend, schobt er langsam die Türe weiter auf und betrat von Lan unbemerkt das Zimmer, leise sich räuspernd und aus dem Augenwinkel Oîdché’s leichte Verbeugung wahrnehmend und wohlwollend annehmend.
„Es freut mich, dass es dir wieder besser geht, Tiarna Lan“, erschrocken fuhr der angesprochene herum, „Ich habe eure Anwesenheit nicht bemerkt Sèitheach Muin, verzeiht, und tretet ein, och ihr seid ja schon in meinem Zimmer“, bemerkte der Königssohn trocken und boxte, sichtlich verwirrt, denn neben sich kichernden Oîdché ärgerlich in die Seite.
„Ihr beide scheint euch ja blendend zu verstehen“, langsam zog sich Sèitheach die Handschuhe aus so dass seine beschuppten Hände sichtbar wurden und seine Identität als Drachengeborener enthüllten.
Lan stockte der Atem, „Ihr also auch“, flüstert er und als er die mittlerweile von Handschuhen entledigten und ebenfalls beschuppten Hände von Oîdché entdeckt, ließ er sich seufzend auf den hinter ihm stehenden Stuhl fallen.
Den besorgten Blick Oîdché’s im Rücken spürend näherte sich Sèitheach dem blassen, auf dem Stuhl zusammengesunkenen und ungläubig vor sich her starrenden Jungen. Langsam führte er seine Hand zu Lans Gesicht, das leichte zurückzucken ignorierend, und ließ sie auf der feuchten Stirn verweilen. „Er ist in Ordnung, wir haben ihn wohl etwas erschreckt und vielleicht auch seinen Geist leicht überfordert.“ lächelte der Drachengeborene.
Oîdché, lass uns nun bitte alleine und schließe die Tür hinter dir.“
Nach einigen Minuten brach Lan das Schweigen im Raum;
„Sind alle… sind alle Finna von Tiarna Cainneach Queirt Drachen…. ich, ich meine Drachengeborene?“, fragte Lan mit schwerem schlucken und zitternder Stimme während er zum noch immer stehenden Sèitheach scheu hochblickte.
„Nein nicht alle, Junge, aber selbst, wenn dies so wäre, warum bedrückt dich dies, man könnte fast meinen das du dich vor der Wahrheit fürchtest, oder…schämst du dich, weil du uns nicht immer entsprechend dem was wir sind behandelt hast?“
„Ich, ich möchte mich von ganzem Herzen entschuldigen,“ und auf die Knie fallend murmelt der Königssohn demütig, „bitte verzeiht …“
„Lan lass das, steh auf und wiederhole das nie mehr, diese Zeiten sind längst vorbei, wir wollen von euch Menschen nicht wie unsterbliche Götter behandelt werden.“
Energisch, beinahe wütend zog der Drachengeborene den Königssohn wieder auf die Beine, schüttelte ihn mit kräftigen Griff an der Schulter, drückte ihn wieder in den Stuhl und setzte sich ihm gegenüber.“Falls du die Fassung wieder gefunden hast Junge, will ich mich mit dir unterhalten. Wenn du noch nicht soweit bist, dann sag es gleich damit ich keine Zeit verschwende, denn selbst wir Drachengeborenen werden Opfer der Zeit, auch wir sind nicht unsterblich…nur beinahe unsterblich.“
„Ich, ich fühle mich seit ich aufgewacht bin irgendwie seltsam, und dann ist da dieses verflixte Ding an meinem Arm.“ begann Lan vorsichtig zu erzählen.
„Ich habe keine Ahnung woher die eigenartige Wunde stammt…aber es fühlt sich an als ob ich in einem Ameisenhaufen rumwühle nachdem ich nackt durch Dornensträucher gerannt und ebenso nackt in Brennesselbüschen gefallen bin……“
„Ein sehr hübscher vergleich…“ lachte Sèitheach Muin, „ich stelle mich das grad bildlich vor“, kicherte er und wischte sich Tränen aus den Augen, „aber dennoch sehr treffend ausgedrückt…“ „Hört auf mich auszulachen…“, Lan schlug wütend die Faust auf den Tisch, was ihn vor Schmerz zusammenfahren, und den Drachengeborenen noch lauter lachen lies.
„Ihr wisst doch gar nichts, und vorstellen wie sich das anfühlt könnt ihr es erst recht nicht….
„Hamm, ich bin da etwas anderer Meinung Junge“, langsam rollte Sèitheach seinen rechten Hemdsärmel hoch damit die X-förmige, sich vom Arm deutlich abhebende Narbe sichtbar wurde. „Ihr ihr …habt auch so was, aber wie? was?…wann?… hat das etwas zu bedeuten?“, stammelte der Königssohn wobei es ihn nicht möglich war seinen Blick vom Arm des ihm gegenübersitzenden zu nehmen.
„Es hat sehr wohl eine Bedeutung und eine sehr wichtige, eine wodurch sich dein Leben verändern wird… Es bedeutet das du von nun an ein Gaidin bist, so wie ich selbst und auch Oîdché“
„Ein Gaidin…. ich habe davon gehört,“ hauchte Lan ehrfurchtsvoll, dann war das ja gar kein Traum, das mit dem Schwert, dann war der Schmerz keine Einbildung, und der glitzernde Drache, der zu mir sprach…? Aber wieso, wann und vor allem wer hat…?“
„Nein Gaidin Lan, es war kein Traum und du bist seit über fünfhundert Jahren der erste Mensch der durch fûilteach mionnachadh, oder ‚Gaidin-Schwur‘ wie ihr Menschen es nennt, an einen Drachengeborenen gebunden wurde.
Der glitzernde Drache war der Urdrache Fêanor selbst. Er erscheint um den Schwur, den Blutbund, anzunehmen, daher unterscheidet sich die fûilteach mionnachadh créachtha, so wird das Mal oder die Narbe genannt, von anderen Narben und soll uns immer an unser en Bund erinnern. Die Worte welche Fêanor zu dir sprach sind nur für dich bestimmt, hüte sie um den Preis deines Lebens, und wahre sie noch im Tode, auch wenn du sie momentan vielleicht nicht verstehst oder verstanden hast.
Merke dir auch folgendes junger Gaidin:
Wenn die Narbe schmerzt oder sich irgendwie seltsam anfühlt, anders als sonst ist, ist
derjenige der dich an sich gebunden hat in Not, und du musst ihm zu Hilfe eilen, kannst gar nicht anders, egal ob er zwei Schritte oder tausende Wegstunden von dir entfernt ist.
Wenn die Narbe verschwindet, weilt derjenige der dich band nicht mehr unter den Lebenden, oder er löste den Bund um dich zu Schützen.“
„Ich verstehe…“. entgegnet Lan leise und sehr nachdenklich
“ Sèitheach, wer hat mich an sich gebunden…wer… Sèitheach…?“
„Horch in dich selbst Lan, konzentrier dich, und du wirst nicht nur erfahren wer dich band, sondern auch wo er ist und wie es im geht.
Stell dir eine Flamme vor, es existiert nichts um dich Außer dieser Flamme, ziehe sie auf dich zu…“

Lan versuchte der Anweisung zu folgen, nach einiger Zeit, und vielen vergeblichen Versuchen gelang es ihm und er platzte, von sich selbst überrascht, heraus:
„Es…. es ist Tiarna Cainneach Queirt….er hat mich an sich gebunden…
Er ist in seinem Quartier und schläft…jetzt geht es ihm besser aber vor kurzem…vor kurzem war er dem Tode näher als dem Leben. Ihr Sèitheach Muin habt ihn geheilt… und ihr seid auch ein Gaidin von ihm…“
„Erstaunlich… wirklich sehr erstaunlich…. seine Bindung zu dir, und deine zu ihm ist bereits sehr stark…, stärker als ich annahm, und mit der Zeit wird sie noch viel stärker…flüstert der Drachengeborene beeindruckt und fuhr mit seinen Erklärungen fort;
„Es ist nicht immer angenehm manchmal lästig, wenn Cainneach nach seinem Gaidin, innerlich, Ruft und keinen Wiederstand duldet… Ich rate dir dem Ruf stehts zu gehorchen denn er ist manchmal etwas sehr aufbrausend, kann ein regelrechter Rüpel sein und kennt Mittel und Wegen es seinen Gaidin schmerzhaft klarzumachen was und wann er etwas von ihm wünscht. Er duldet keine Ungehorsamkeit, …. und nur sehr selten Wiederworte, also hüte deine Zunge auch wenn’s dir sicherlich oftmals schwerfallen wird. …
Ein falsches Wort zur falschen Zeit und man findet sich vor Schmerz windend am Boden liegend…….glaub mir Junge ich spreche aus Erfahrung, aus sehr vielen Jahren Erfahrung………aber dennoch möchte ich dieses Band nicht missen. Tiarna Cainneach Queirt wird dich vieles lehren, manches was du nicht mal im Traum vorstellen kannst Lan.
Außerdem gab er dir beim fûilteach mionnachadh einen kleinen Teil seiner Lebensenergie und ein Teil seiner selbst, also achte und respektiere ihn stehts, aber verehre ihn nicht, dass kann er nämlich überhaupt nicht leiden…“ warnte der Drachengeborene eindringlich.
„Manchmal, wenn ich mich mit ihm unterhalte, mag es dir vielleicht so vorkommen als ob ich über ihm stehe, aber dem ist nicht so. Ja es stimmt ich kann mir sehr viel mehr als andere leisten bevor ich eine seiner Grenzen überschreite, aber das liegt nur daran, dass wir viel zusammen durchgemacht haben und wir uns schon sehr lange kennen….
Aber es passiert mir noch heute, dass ich gelegentlich seine Grenzen überschreite, und das lässt er mich dann auch spüren…“
„Sèitheach Muin, ist es vielleicht möglich, dass ich heute noch mit Tiarna Cainneach Queirt sprechen kann? Ich würde mich gern bei ihm bedanken für das was er getan hat und…“
„Ich kann es dir nicht versprechen Lan, aber ich werde ihn heute Abend fragen, wenn er es wünscht wird er dich zu sich rufen… und du wirst seinen Ruf spüren durch das wie du es nennst Ding an deinem Arm…“ grinste Sèitheach mit funkelnden Augen.
„Ich weiß nicht wie es dir geht, aber das viele erzählen lies mich hungrig und durstig werden,“ ich werde mich nun zurückziehen, „und du Junge solltest mal an die frische Luft.
Am besten reitest etwas aus und gewöhnst dich so auch langsam wieder an den Sattel, in einigen Tagen wollen wir zur Südgrenze aufbrechen…
Ich bin überzeugt das Fêarghas nichts dagegen hat, wenn Oîdché, dich begleiten wird.

Als der Königssohn, einfach gekleidet und passend für einen Ausritt den Pferdestall betrat wartete sein weißer Hengst fertig gesattelt und Oîdché, zurrte den Sattelgurt bei seinem kräftigen braunen Streitross fest.
„Ein hübsches Pferd hast du Lan, wie ist sein Name?“,
„Das ist Gheal, und ich würde ihn das nächste Mal lieber selber fertigmachen, ich mag es nicht bedient zu werden Oîdché.“
„Oh ich wusste nicht…. tut mir leid ich denke das ich dich erst noch kennenlernen muss“. lächelt Oîdché, zog sich seine Handschuhe aus und streckt Lan die entblößte Hand zum Freundesgruß hin. Der Königssohn ergriff die geschuppte Hand des Drachengeborenen, sein Blick auf x-förmigen Narbe gerichtet.
„Ja Lan auch ich bin ein Gaidin, der alte Fêarghas hat mich vor einigen Jahrzehnten an sich gebunden…, nun lass uns aber reiten Dhon’nSaigh kann kaum erwarten das es losgeht“, beruhigend streichelte Oîdché den starken Hals seines mit den Hufen scharrenden Pferdes.
Schweigend ritten die beiden vom Hof, und ließen kurz darauf ihre Pferde freien Lauf.
Als sie nach einer Zeit in einer Waldlichtung ankamen schlug der Drachengeborene eine Rast vor.
Nachdem sie die Pferde abgezäumt und ihnen zum freien Grasen gepolsterte Beinfesseln übergestreift hatten zogen sich die ungleichen Freunde in den Schatten der Bäume zurück, packten ihren Proviant aus den Satteltaschen, und aßen schweigend.
Nach einer Weile des entspannen, den kühlen Schatten genießen und die Pferde beobachten brach Lan zögernd das friedliche Schweigen.

„Oîdché… wie ist eigentlich das Leben als Gaidin so, ich meine… ach ich weiß auch nicht, ich fühle mich einfach irgendwie seltsam…ich bin nicht mehr derselbe wie davor, aber ich weiß das ich der gleiche geblieben bin. Gleichzeitig ist da aber etwas Fremdes, seltsames in mir, aber doch irgendwie bekannt und wohlwollend… und ich bin mir irgendwie selbst bewusster…ach ich bin doch wirklich ein Narr…“ seine Hände durch das Gras gleitend brach der Königssohn einen Halm ab steckt ihn in seinen Mund und kaute nachdenklich darauf herum.
„Nein Lan du bist ganz und gar kein Narr und zu Beginn fühlt sich der fûilteach mionnachadh, oder wie ihr Menschen es Gaidin-Bund nennt, sehr seltsam an, außerdem ist es etwas Fremdes, das du nicht kennst. Wir Drachengeborene wachsen mit dem Wissen des fûilteach mionnachadh auf. Wir wissen zumindest theoretisch, alle was es ist und für die Betroffenen bedeutet, auch wenn niemals alle von uns über praktisches Wissen und Erfahrung darüber berichten können. Aber für dich als Mensch muss es noch unheimlicher scheinen, keiner konnte dir darüber berichten und lehren, denn kein Mensch außer dir wurde seit über fünfhundert Jahren durch einen fûilteach mionnachadh gebunden.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Tage nachdem Fêarghas mich an sich
band und ich dadurch zu seinem Gaidin wurde, ich war verwirrt und wollte mich verstecken vor allen und besonders vor ihm. Aber ein ceangh nÁilteach, bei dir also Tiarna Cainneach Queirt, weiß eigentlich immer wo sein Gaidin steckt.
Wir Gaidins hingegen wissen nur bedingt wo unser ceangh nÁilteach, sich aufhält, wir wissen es nur wenn er es uns wissen lassen möchte, wenn es ihm nicht gut geht,
oder wenn er sich in Not befindet und unsere Hilfe braucht schickt Fêanor uns zu unserem ceangh nÁilteach.
Die fûilteach mionnachadh créachtha schmerzt dann höllisch und man kann gar nicht anders als dem Ruf folgen, ich habe es bisher einmal erlebt….
Aber in Großen und Ganzen führt man als Gaidin ein angenehmes Leben, zumindest kann ich das von mir mit gutem Gewissen behaupten. Darüber solltest du dich aber besser mit Sèitheach Muin unterhalten, denn ich kenne Tiarna Cainneach Queirt aus einer anderen Sicht“ erklärte Oîdché dem Königssohn
Gefesselt von der Erzählung des neben ihm im Gras liegenden Drachengeborenen ihm jedes Wort aus den Lippen saugend, lauschte Lan gebannt weiter.
„Fêarghas meinte, wenn ich heute Nachmittag mit dir rumhänge, solle ich dir auch was Nützliches beibringen und dich in die Lehre des Nheachnîh einführen…
nun ich war noch nie ein guter Lehrer aber ich werde es versuchen;
„Nheachnîh nennen wir Drachengeborenen ein Bewusstsein, das wir erstreben, es ist unser ureigenes Selbst und sehr eng mit fûilteach mionnachadh zusammenhängt.
Wenn man in Nheachnîh weilt sind die Sinne geschärft.
Wir nutzen dies sowohl im Kampf als auch auf der Jagd. Man kann auch bis zu einem gewissen Masse Schmerz fernhalten und oder abschwächen, und vieles mehr.
Aber Nheachnîh schenkt uns noch mehr, eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit, die wir nach außen tragen können um Situationen zu meistern.
Wegen dieser Ausgeglichenheit und Ruhe, nennen unwissende Menschen uns Drachengeborene oftmals kalt und gefühllos.
Durch Nheachnîh können wir aber auch Kontakt mit unserem ceangh nÁilteach
aufnehmen und er mit uns.“
Noch immer den Worten gebannt lauschend zuckt Lan plötzlich zusammen und rieb sich über seine bereits verheilte x-förmige Narbe am linken Unterarm.
Sein fragender Blick wanderte zum Drachengeborenen neben ihm.
„Da war ein kurzer stechender Schmerz an… an. wie heißt das nochmal?“
„Fûilteach mionnachadh créachtha, nennen wir das in unserer Sprache, aber ich denke das wirst du auch noch lernen Lan“, lächelte der Drachengeborene.
„Und ja das ist Tiarna Cainneach Queirt, der dich ruft Gaidin Lan.Ich dachte wirklich nicht das die Theorie für dich so schnell zur Praxis wird ….
Wir sollten jetzt gleich aufbrechen und zurückreiten…
Denn laut Sèitheachs Erfahrungsberichten kann Cainneach sehr … ähm, überzeugend sein, wenn er seinen Gaidin ruft und jener dennoch trödelt…“
Kurz vor Sonnenuntergang erreichen die beiden Corr’Ríchathaoir.
„Ich denke du solltest gleich zu Tiarna Cainneach Queirt hochgehen manchmal muss man eben Prioritäten setzen und er wird von nun an deine wahre Priorität sein….
Ich werde, auch wenn du es nicht magst, deinen Gheal versorgen.“ meinte Oîdché eindringlich
Seufzend nickte Lan, streichelte sein Pferd und ging schweigend, leicht zögernd in Richtung des Schlosses. Vor der Tür zu Tiarna Cainneach Queirts Quartier, die Hand schon zum Anklopfen erhoben zögerte er und setzte sich mit angezogenen Knien und gesenkten Kopf auf den kalten Marmorboden. Leicht zitternd und grübelnd wie er sich dem Drachengeborenen gegenüber verhalten soll.
Plötzlich fühlte er Mut spendende Wärme welche wie ein angenehmer sanfter Sommerwind durch seinen Körper fuhr, fremd und dennoch irgendwie vertraut.
Allen Mut, denn er finden konnte, an sich reißend stand er auf und klopfte selbstbewusst an die Tür.
„Moment noch Lan, Tiarna Cainneach Queirt hat gleich Zeit für dich, es dauert nicht mehr lange, warte einfach bis ich dich reinlasse“, antwortete Sèitheach Muin durch die geschlossene Tür. Schulterzuckend setzte sich Lan wieder auf den Boden, nicht ahnend das auch Sèitheach erst kurz vor ihm das Zimmer betrat.

Als Sèitheach Muin das Fenster in Schlafraum öffnete und irgendetwas von schlechter Luft murmelte, rührte sich der im Bett liegende Cainneach langsam
„Gaidin Sôlas…. was hast du mich da trinken lassen“, seine Stimme klang noch schlaftrunken und er rieb sich seine verschlafen aber dennoch wachsam blickenden Augen, „meine Beine sind wie mit Blei gefüllt und außerdem fühlt sich mein Körper an als ob er
nackt zwischen zwei Mühlsteinen steckte und tausende von nassen Weidepeitschen auf ihn eingeschlagen hätten…“
„Ein treffender vergleich Calahêr, es war nicht einfach ich musste dich mit Hilfe von shé’Fêachdh heilen….“
„Oh, dann hat es mich wohl doch ziemlich erwischt“, grinst Cainneach verschmitzt.
„DAS kann man wohl sagen Calahêr, und ich ließ dich nur etwas im Wasser gelöstes Ârth n’Chadal und D’iarann duilleach trinken und vielleicht gewürzt mit einer Prise hiervon und davon…, denn nur so konnte ich dich bis zum Morgen im Bett halten… denn du bist einfach ein uneinsichtiger und unverbesserlicher Sturkopf …“ kaum ausgesprochen jaulte Sèitheach Muin gequält auf und schlug sich auf seinen Oberschenkel.
„Tja Sôlas, die Bremsen stechen zu dieser Jahreszeit gar übel, nicht wahr mein Gaidin…“, grinste der im Bett liegende Drachengeborene breit und mit einer Unschuldsmiene auf durch die sich jedes erzürnte Raubtier beschwichtigen ließe.
„Anscheinend bist du wieder ganz der Alte und da du nun genug Fêachdh für solche Scherze gesammelt hast, kannst du auch Gaidin Lan hereinbitten…knurrt Sèitheach mit vorwurfsvoll funkelnden Augen und lehnt sich locker ans offene Fenster.
„Gaidin Lan, komm ruhig herein Junge, wir beißen nicht…“ rief Cainneach Queirt gutgelaunt durch die Tür. Etwas zögernd betrat Lan das Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich und verbeugte sich tief vor den beiden Drachengeborenen.
„Lass dieses rumgebeuge Junge mir wird vom bloßen Zusehen übel, setz dich… nein hierhin zu mir“, forderte er und deutete auf den Stuhl nahe an seinem Bett.
„Ich bin sehr froh, dass es dir wieder gutgeht, wie fühlst du dich Gaidin?“
„Es ist alles so seltsam mo Tiarna Cainneach, so fremd für mich…“, erschüttert und fragend richtete Lan den Blick auf den vor ihm im Bett liegenden Drachengeborenen. “ Ich, ich dachte euch geht es besser …“
„Mir geht es wieder gut, sorge dich nicht mein Gaidin, doch der alte Sôlas erlaubt mir nicht, dass ich dieses Ding, verlasse.“ Zurückhaltend und mit gerunzelter Stirn sprach der Königssohn Cainneach an; „Wer erlaubt euch das nicht… ich bin verwirrt und verstehe nicht, verzeiht meine Unwissenheit “
„Na der da drüben…“, deutete der liegende Drachengeborene grinsend, auf den am Fenster lehnen den Sèitheach Muin welcher bereits Luft holte um etwas zu erwidern.
Mit einer harschen Handbewegung unterbrach Cainneach aber sogleich die Bemühungen seines Gaidin. „Gaidin Sôlas, erinnert euch besser an die fies stechenden Bremsen…“ mahnte Der Drachengeborene grinsend.
„Ich bin verwirrt, wirklich verwirrt, mo Tiarna Cainneach,“ murmelte Lan leise vor sich her, „was haben Bremsen mit Sôlas zu tun … aber wenn Sèitheach Muin Sôlas ist, der wirkliche Sôlas, dann müsstet ihr Calahêr sein…“ ungläubig und voller Ehrfurcht blickte Lan von einem Drachengeborenen zum andern….
„Schließe den Mund Gaidin Lan, es zieht…. Ja wir sind wirklich diejenigen welche dir grad im Kopf herumschwirren.
Aber die Legenden, Geschichten, Lieder oder was sonst noch über uns in vieler Munde ist, sind zu mindestens dreiviertel erstunken und erlogen… Unsere wirkliche Identität muss aber unter uns bleiben, denn außer meiner Familie, und meine engsten Fianna kennt keiner unsere wirklichen Namen, nicht einmal dein Vater Lan, und so muss es auch bleiben…“
„Hast du das Verstanden Gaidin Lan?“, fragte Cainneach Queirt mit bohrender Stimme nach und befahl dann grob, „Antworte Gaidin Lan. sofort!“
„Ich habe verstanden mo Tiarna Calahêr…“ antwortete Lan etwas eingeschüchtert.
Der Drachengeborene nickt zufrieden und meinte dann, “ nenn mich einfach Calahêr, Junge, das andere ist nämlich nicht richtig.“
„…und was die Bremsen betrifft…. das wirst du wohl bald selbst erfahren Lan“, ergänzte Sôlas mit ernster Stimme, den drohenden Blick Calahêr’s nicht beachtend.

„Nun denn „, drang Sôlas warme Stimme durch das kleine Zimmer während er näher an den im Bett liegenden Drachengeborenen trat, “ es ist schon spät, und ich denke, dass du noch etwas schlafen solltest Calahêr“
„Ich kann doch nicht schon wieder schlafen mein Gaidin, und außerdem bin ich nicht müde“, antwortete der Drachengeborene trotzig,
„Na das werden wir gleich sehen,“ grinste Sôlas und berührte blitzschnell den Nacken des im Bett liegenden, und sprach nur ein Wort, “ cadhall!“
„Sôlas!! du verfluchter Sohn eines Ochsen….ich werde dir …werde dirr…“ verzweifelt kämpfte der Drachengeborene gegen den Zwang des Einschlafens an, ein Kampf denn er
jedoch verlor da er bereits wieder tief schlafend ins Kissen zurückfiel
„Komm Lan, er braucht Ruhe und noch mehr Schlaf.“, schweigend ließ sich der Königssohn vom Drachengeborenen widerstandslos aus dem Zimmer führen.
„Sôlas, ich bin erstaunt, dass ihr so mit ihm umgeht…“
„Weißt du Junge, manchmal muss man eben Risiken eingehen und Prioritäten setzen. Soll er doch morgen mit mir anstellen was er möchte, jetzt ist es erstmal wichtig für ihn, dass er zur Ruhe kommt. …, und wenn er es nicht von sich aus einsieht muss ich ihn eben dazu zwingen…“
„Fürchtet ihr euch denn gar nicht vor ihm, ich meine er könnte doch… ich meine… der Bund und so…“, nachdenklich fuhr Lan mit den Fingern über seine Narbe am Unterarm“
„Fürchten? vor Calahêr? …nein sicherlich nicht Junge, vielleicht ist er sogar der einzige, vor dem ich mich nicht fürchten muss… Wie ich dir bereits sagte Gaidin Lan, ich respektiere und achte Calahêr sehr…und ja er kann sehr unangenehm werden und seine Lektionen können und sind nicht selten schmerzhaft…, manchmal auch sehr schmerzhaft… aber es ist ihm nicht möglich seinem Gaidin ernsthaften Schaden zuzufügen, er würde bei dem Versuch von Fêanor getötet werden. Der Bund , wie du es nennst, wurde vom Urdrachen Fêanor angenommen, autorisiert, und er schützt auch den Gaidin. Du hast es selbst erlebt Junge, und der Urdrache sprach auch zu dir…Also Gaidin Lan, achte Calahêr stehts und zolle ihm auch den nötigen Respekt, denn unter den Drachengeborenen ist er wohl der stärkste was sein Fêachdh betrifft….aber fürchte ihn niemals !“
„Sôlas, was ist Fêachdh?“
„Hmm das ist nicht einfach zu beantworten, es ist ziemlich kompliziert und es ist wirklich schon spät Lan…. Fêachdh ist ein Geschenk, welches wir Drachengeborenen einst von Fêanor erhielten, ihr Menschen nennt es Magie, oder Magiekraft, ich werde dir ein andermal mehr davon erzählen…“
„Sôlas, bitte verzeiht mir meine Fragen…aber ich habe noch so viele davon“, seufzte Lan
„Da gibts nichts zu verzeihen junger Gaidin, und du wirst noch genügend Gelegenheiten haben Calahêr, mich und die anderen Drachengeborenen mit Fragen zu löchern…nutze diese Gelegenheiten . Du solltest dich aber nun wirklich schlafen legen Lan, denn morgen beginnt dein Alltag als Gaidin. Faol wird dich bei Sonnenaufgang wecken. Es ist üblich das Calahêr sich früh morgens mit seinen Fianna bespricht, und als sein Gaidin ist es deine Pflicht ihm dabei zur Seite zu stehen. Auch Frühstücken wir gemeinsam und abends berichten wir ihm und essen ebenfalls gemeinsam…
Das ist eines der Geheimnisse wie Calahêr seine Männer im Griff hält; Nicht durch Härte und Drill wie viele meinen, auch wenn es das ist, was er oftmals gegen außen hinzeigt und gern bestätigen lässt, sondern durch Freundschaft und Zusammenhalt und dies ist auch der Hauptgrund weshalb seine Fianna zu dem gefürchtetsten Kämpfer dieser Welt zählen…
Gute Nacht Gaidin Lan…“

zurück zum Prolog

 

%d Bloggern gefällt das: